Das Teufelsspiel
die anderen ESU-Leute waren einverstanden. Sie hätten es nie zugegeben, wenigstens nicht ihr gegenüber, aber sie betrachteten Sachs als eine der Ihren und waren froh, sie dabeizuhaben. Dass Amelia eine der besten Pistolenschützinnen der gesamten Polizei war, schadete ebenfalls nicht.
Und was sie selbst anbetraf, nun, sie hatte einfach verdammt viel Spaß an solchen Aktionen.
Sellitto bot an, unten zu bleiben und die Straße im Auge zu behalten.
Mit vor Arthritis schmerzenden Knien stieg Sachs im Gefolge von Team A in den zweiten Stock hinauf. Dort lauschte sie an der Tür. Dann nickte sie Haumann zu. »Ich kann etwas hören«, flüsterte sie.
»Team B, Status«, sagte Haumann in sein Funkgerät.
»Wir sind in Position«, hörte Sachs in ihrem Ohrhörer. »Der Blick nach drinnen ist versperrt, aber wir können loslegen.«
Der Einsatzleiter sah die Mitglieder von Team A an. Der kräftige Officer mit der Ramme – einem schweren Metallrohr von etwa einem Meter Länge – nickte. Ein anderer Beamter hockte sich neben ihn und legte die Finger um den Türknauf, um herauszufinden, ob abgeschlossen war.
»Fünf …«, flüsterte Haumann in sein Mikrofon. »… vier … drei …«
Stille. Eigentlich hätten sie die splitternde Scheibe und den Knall der Blendgranate hören müssen.
Nichts.
Und auch hier vorn war etwas nicht in Ordnung. Der Officer am Türknauf zitterte heftig und stöhnte.
Mein Gott, dachte Sachs und starrte ihn an. Der Mann erlitt offenbar eine Art Anfall. Ein Mitglied des Sondereinsatzkommandos mit Epilepsie? Wie, zum Teufel, hatte er die ärztliche Untersuchung bestanden?
»Was ist denn?«, flüsterte der Einsatzleiter ihm zu.
Der Mann antwortete nicht. Das Zittern wurde schlimmer. Seine Augen waren geweitet, und nur das Weiße war zu sehen.
»Team B, Status«, rief Haumann in sein Funkgerät. »Was ist da los? Kommen.«
»Captain, das Fenster ist mit Sperrholz vernagelt«, meldete der Teamleiter. »Wir können keine Granate werfen. Wie lauten Ihre Befehle? Kommen.«
Der vorderste Officer war inzwischen zitternd in sich zusammengesackt, ohne jedoch den Knauf loszulassen. »Wir verschwenden unsere Zeit!«, flüsterte Haumann barsch. »Schafft ihn beiseite und geht rein. Los!« Ein Officer wollte den Mann von der Tür wegziehen.
Auch er fing sofort an zu zittern.
Die anderen wichen zurück. »Verdammt, was …«, setzte einer der Männer an.
In diesem Moment ging das Haar des ersten Beamten in Flammen auf.
»Er hat die Tür verkabelt!« Haumann deutete auf eine Metallplatte am Boden, wie sie in alten Gebäuden häufig verwendet wurde, um auf billige Weise die Hartholzdielen auszubessern. Diese hier allerdings war von Täter 109 in eine Elektrofalle verwandelt worden; die beiden Männer standen unter Starkstrom.
Der Kopf des ersten Officers brannte lichterloh, seine Augenbrauen, seine Handrücken, dann sein Kragen. Der andere Cop hatte das Bewusstsein verloren, zuckte aber immer noch entsetzlich.
» Jesus«, flüsterte einer der Männer auf Spanisch.
Haumann warf seine Maschinenpistole einem der Beamten zu, nahm die Ramme und ließ sie auf das Handgelenk des ersten Mannes niedersausen. Damit zerschmetterte er vermutlich einige Knochen, aber die verkrampften Finger lösten sich von dem Knauf. Der Stromkreis wurde unterbrochen, die beiden Männer fielen zu Boden. Sachs erstickte die Flammen. Es roch abscheulich nach verbranntem Haar und Fleisch.
Zwei der Reservebeamten fingen an, ihre bewusstlosen Kollegen wiederzubeleben. Ein Cop aus Team A packte die Ramme an beiden Griffen, schwang sie gegen das Schloss und brach die Tür auf. Das Team stürmte mit schussbereiten Waffen vor. Sachs folgte.
Sie benötigten nur fünf Sekunden, um festzustellen, dass die Wohnung menschenleer war.
… Dreizehn
»Team B, Team B, wir sind drinnen«, rief Bo Haumann in sein Funkgerät. »Keine Spur von dem Verdächtigen. Geht nach unten, sucht die Gasse ab. Aber denkt dran – beim letzten Tatort ist er in der Nähe geblieben. Er nimmt keinerlei Rücksicht auf Unbeteiligte. Und auch nicht auf Cops.«
Eine Tischlampe war eingeschaltet, und als Sachs die Sitzfläche des Stuhls berührte, war sie warm. Auf dem Tisch stand ein kleines Fernsehgerät, auf dessen Bildschirm der Korridor vor der Wohnungstür zu sehen war. Der Täter hatte irgendwo da draußen eine Kamera versteckt und die Beamten kommen gesehen. Er war erst vor wenigen Augenblicken geflohen. Aber wohin? Die Beamten suchten nach
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