Das Teufelsspiel
engagiert.
• Charles hat 1868 angeblich einen Diebstahl begangen; das Thema des Artikels auf dem entwendeten Mikrofilm.
• Hatte angeblich ein Geheimnis, das den Fall betreffen könnte. War besorgt, dass die Enthüllung des Geheimnisses eine Tragödie auslösen würde.
• Hat an Treffen im New Yorker Viertel Gallows Heights teilgenommen.
• Verwicklung in riskante Aktivitäten?
• Hat mit Frederick Douglass und anderen an der Ratifizierung des 14. Zusatzartikels zur Verfassung gearbeitet.
• Das Verbrechen laut Schilderung in Coloreds’ Weekly Illustrated:
• Charles wurde von Detective William Simms verhaftet, weil er dem New Yorker Bildungsfonds für Freigelassene eine große Summe gestohlen haben soll. Hat den Safe der Stiftung aufgebrochen, wurde kurz darauf von Zeugen beim Verlassen des Gebäudes beobachtet. Seine Werkzeuge wurden in der Nähe gefunden. Der Großteil des Geldes wurde sichergestellt. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Keine Informationen über die Zeit nach der Haft. Hat angeblich seine Verbindung zu den damaligen Bürgerrechtlern genutzt, um Zugang zu der Stillung zu erhalten.
• Charles’ Korrespondenz:
• Brief 1, an Ehefrau: Betrifft Aufruhr von 1863, sehr feindselige Stimmung gegenüber Schwarzen im ganzen Staat New York, Lynchmorde, Brandstiftungen. Schwarzes Eigentum gefährdet.
• Brief 2, an Ehefrau: Charles bei der Schlacht von Appomattox am Ende des Bürgerkriegs.
• Brief 3, an Ehefrau: Beteiligung an Bürgerrechtsbewegung. Erhält deshalb Drohungen. Besorgt wegen seines Geheimnisses.
… Siebzehn
Thompson Boyd ging mit seiner Einkaufstüte und dem Aktenkoffer eine Straße in Queens entlang und blieb unvermittelt stehen. Er tat so, als würde er sich für die Zeitung in einem der Verkaufsautomaten interessieren, und neigte angesichts der Weltlage besorgt den Kopf. Dabei warf er einen Blick über die Schulter.
Niemand folgte ihm oder schenkte Joe Jedermann auch nur die geringste Beachtung.
Er rechnete eigentlich nicht damit, beschattet zu werden. Aber Thompson reduzierte jedes Risiko möglichst auf ein Minimum. Wenn man in der Todesbranche arbeitete, konnte man sich keine Nachlässigkeit erlauben. Und seit er an der Elizabeth Street nur knapp der Frau in Weiß entkommen war, war er besonders wachsam.
Ihr Kuss ist tödlich …
Er machte kehrt und ging bis zur nächsten Ecke. Niemand duckte sich in einen Hauseingang oder wandte sich hastig ab.
Zufrieden schlug Thompson wieder die ursprüngliche Richtung ein.
Er sah auf die Uhr. Der vereinbarte Zeitpunkt war gekommen. Boyd ging zu einer Telefonzelle und wählte die Nummer eines öffentlichen Fernsprechers in Manhattan. »Hallo?«, meldete jemand sich nach dem ersten Klingeln.
»Ich bin’s.« Thompson und der andere Mann tauschten ein Kennwort und die dazugehörige Erwiderung aus – zur Sicherheit, wie in einem Spionagefilm –, um sich gegenseitig zu bestätigen, wer der jeweilige Gesprächspartner war. Boyd bemühte sich, ohne Akzent zu sprechen, und auch sein Kunde verstellte die Stimme. Einer elektronischen Analyse würde ein solcher Versuch natürlich nicht standhalten, aber man tat trotzdem, was man konnte.
Der Mann würde längst aus den Nachrichten wissen, dass der erste Versuch fehlgeschlagen war. »Wie schlimm ist es?«, fragte sein Klient. »Haben wir ein Problem?«
Der Killer legte den Kopf in den Nacken und träufelte sich Augentropfen ein. Er blinzelte noch, während der Schmerz bereits nachließ. Als er dann antwortete, war seine Stimme so teilnahmslos wie sein Gemüt. »Tja, nun, Sie sollten sich keine falschen Vorstellungen machen. Was wir hier tun, ist wie alles andere im Leben. Nichts geht jemals hundertprozentig glatt. Nichts läuft exakt so, wie wir das gern möchten. Das Mädchen hat mich ausgetrickst.«
»Ein Schulmädchen?«
»Sie ist nicht auf den Kopf gefallen, so einfach ist das. Sie hat gute Reflexe, und sie lebt in einem Dschungel.« Thompson ärgerte sich noch im selben Moment über seine Wortwahl, weil der Mann denken könnte, sie sei rassistisch motiviert und beziehe sich auf die Hautfarbe des Mädchens. Dabei meinte er lediglich, dass Geneva in einem gefährlichen Stadtteil wohnte und daher clever sein musste. Thompson Boyd war die unvoreingenommenste Person der ganzen Welt. Seine Eltern hatten ihn so erzogen. Er war schon mit Leuten aller Rassen und Bevölkerungsschichten zusammengekommen und hatte sie stets nur nach ihrem Verhalten oder
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