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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nicht cool gewesen wäre, der kleinen Schwester zuzustimmen. Davon abgesehen war sie natürlich ebenfalls bereit, ihm zu helfen.
    »Nachdem mein Treffen verschoben wurde, habe ich erst diese Sachen hier gekauft und dann den ganzen Vormittag in dem Buch gelesen.« Thompson Boyd griff in die Tüte und holte daraus Farbdosen, Schwämme, Farbrollen und Pinsel hervor. Dann hielt er das Buch hoch, aus dem zahlreiche gelbe Klebezettel ragten: Verschönern Sie Ihr Heim. Band 3: Das Kinderzimmer.
    »Tommy!«, sagte Britney. »Ist das für unsere Zimmer?«
    »Ja«, bestätigte er. »Eure Mom und ich wollen ganz bestimmt keinen Dumbo an der Wand haben.«
    »Du willst Dumbo malen?« Lucy runzelte die Stirn. »Ich mag Dumbo aber nicht.«
    Britney mochte ihn auch nicht.
    »Ich male, was immer ihr wollt.«
    »Ich will mir als Erste was aussuchen!« Lucy nahm ihm das Buch ab.
    »Nein, ich!«
    »Wir schauen alle zusammen hinein«, sagte Thompson. »Lasst mich nur kurz meinen Mantel aufhängen und meinen Aktenkoffer wegstellen.« Er ging in sein Arbeitszimmer im vorderen Teil des Hauses.
    Jeanne Starke kehrte in die Küche zurück und dachte, dass sie trotz seiner ständigen Reisen, seiner Paranoia wegen des Jobs, der Tatsache, dass er nie von Herzen fröhlich oder traurig war, und der Tatsache, dass es bestimmt bessere Liebhaber gab … nun, sie wusste, dass sie trotz all dieser Umstände ziemliches Glück gehabt hatte, einen Freund wie ihn zu finden.
     
    Jax war durch die Gasse bei der Langston Hughes Highschool gerannt, hatte am anderen Ende sofort ein Taxi erwischt und den Fahrer aufgefordert, nach Süden zu fahren, so schnell wie möglich, mit zehn Dollar Bonus, falls er es noch rechtzeitig über die nächste Ampel schaffte. Fünf Minuten später hatte er den Mann angewiesen, in einem weiten Bogen zurückzufahren und ihn unweit der Schule abzusetzen.
    Er war der Polizei nur mit viel Glück entkommen. Die Beamten taten offenbar alles in ihrer Macht Stehende, um das Mädchen abzuschirmen. Er war beunruhigt; es kam ihm so vor, als hätten sie über ihn Bescheid gewusst. Hatte Ralph, dieses großmäulige Arschloch, ihn etwa doch verpfiffen?
    Nun, dann würde Jax sich eben etwas schlauer anstellen müssen. Und er fing gleich damit an. Genau wie im Knast – man tat nichts ohne reifliche Überlegung.
    Er wusste bereits, wo er sich nach Unterstützung umsehen würde.
    Stadtmenschen hatten ihre Treffpunkte, ob jung oder alt, Schwarze, Latinos oder Weiße, im Osten New Yorks ebenso wie in Bay Ridge oder Astoria. In Harlem traf man sich in Kirchen, Bars, Rap- und Jazzclubs, Cafés, Wohnzimmern, auf Parkbänken und in Hauseingängen. Im Sommer saßen Männer auf den Vorder- oder Feuertreppen der Gebäude, im Winter standen sie um Müllfässer herum, in denen Feuer brannten. Oder sie trafen sich beim Friseur – wie in dem Film, den Jax vor ein paar Jahren gesehen hatte. (Seine Eltern hatten ihn sogar nach Alonzo Henderson benannt, dem ehemaligen Sklaven aus Georgia, der es mit einer weithin bekannten Kette von Frisiersalons bis zum Millionär brachte. Vor allem Jax’ Vater hatte gehofft, der Ehrgeiz und die Begabung des Mannes würden irgendwie auf den Jungen abfärben – leider vergeblich, wie sich herausstellte.)
    Am liebsten aber trafen Männer in Harlem sich auf den Basketballplätzen.
    Sie spielten dort Ball, sicher. Doch sie gingen auch einfach nur so hin, lösten die Probleme der Welt, redeten über gute Frauen und böse Frauen, stritten über Sport, lästerten und prahlten – in einer zwanglosen Mischung aus Bericht und Übertreibung, was der traditionellen Weise entsprach, auf die in der schwarzen Kultur Legenden erzählt wurden, beispielsweise die von dem Verbrecher Stackolee oder die von dem Heizer auf der Titanic, der schwimmend der Katastrophe entronnen war.
    Jax suchte nun einen Park auf, der in der Nähe der Langston Hughes Highschool lag und über mehrere Basketballplätze verfügte.
    Trotz der kalten Herbstluft und der tief stehenden Sonne herrschte reger Betrieb. Jax entschied sich für den erstbesten Platz, zog die Militärjacke aus, an der die Cops ihn möglicherweise erkennen würden, drehte das Futter nach außen und legte sie sich über den Arm. Dann lehnte er sich gegen den hohen Drahtzaun, rauchte eine Zigarette und kam sich wie eine große Version von Pharao Ralph vor. Er nahm das Kopftuch ab und fuhr sich mit den Fingern durch die Afrofrisur.
    Schon sah er völlig anders aus. Auf der Straße jenseits des

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