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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Spielfelds fuhr langsam ein Streifenwagen vorbei. Jax rührte sich nicht vom Fleck. Nichts erregte schneller die Aufmerksamkeit eines Polizisten als simples Weggehen (man hatte ihn schon Dutzende Male angehalten, weil er sich des GAF schuldig gemacht hatte – des Gehens als Farbiger). Vor ihm auf dem Spielfeld bewegte sich eine Hand voll halbwüchsiger Schuljungen mit magischem Geschick über den verschrammten grauen Asphalt des Halbfelds, und ein Dutzend ihrer Altersgenossen schaute dabei zu. Jax sah den schmutzigen braunen Ball auf den Boden prallen und hörte mit leichter Verzögerung das dazugehörige Geräusch. Er verfolgte, wie Hände danach griffen, Leiber aneinander prallten und der Ball in Richtung des Korbes flog.
    Der Streifenwagen verschwand. Jax stieß sich vom Zaun ab und ging auf die Jungen am Rand des Spielfelds zu. Dabei nahm er sie etwas genauer in Augenschein. Das war keine Bande, keine bewaffnete Gangsta-Horde. Bloß ein paar Jungs – manche tätowiert, andere nicht, einige mit Halsketten oder auch nur mit einem einzelnen Kreuz, manche mit bösen Absichten, andere mit guten. Herausgeputzt für die Mädchen, herrisch gegenüber den kleinen Kindern. Sie redeten und rauchten. Waren eben jung.
    Bei dem Anblick wurde Jax ganz melancholisch. Er hatte sich immer eine große Familie gewünscht, aber wie so viele andere war auch dieser Traum nicht in Erfüllung gegangen. Sein erstes Kind hatte das Jugendamt geholt, das andere hatte er verloren, weil er und seine Freundin der Klinik an der Hundertfünfundzwanzigsten Straße einen verhängnisvollen Besuch abstatten mussten. In einem Januar vor vielen Jahren hatte Jax zu seiner riesigen Freude erfahren, dass seine Freundin schwanger war. Im März bekam sie Schmerzen, und sie suchten gemeinsam eine Ambulanz auf, weil die Gesundheitsfürsorge nur diese Art der Behandlung übernahm. Sie mussten stundenlang in einem schmutzigen und überfüllten Warteraum ausharren, und als sie endlich an die Reihe kamen, hatte seine Freundin bereits eine Fehlgeburt erlitten.
    Jax packte den Arzt und stand kurz davor, ihn zusammenzuschlagen. »Ich kann nichts dafür«, sagte der kleine Inder und kauerte sich neben eine Trage. »Man hat unser Budget gekürzt. Die Stadt ist schuld.« Jax wurde vor Kummer und Wut fast wahnsinnig. Er musste einfach einen Verantwortlichen finden und irgendwas unternehmen, damit so etwas nie wieder geschah – weder seiner Freundin noch sonst jemandem. Es tröstete ihn nicht, als der Arzt ihm erklärte, sie hätten immerhin das Leben des Mädchens gerettet – wozu es vermutlich nicht gekommen wäre, falls die geplanten weiteren Leistungskürzungen der Armenfürsorge bereits gegolten hätten.
    Wie kam eine verdammte Regierung dazu, den Menschen so etwas anzutun? Bestand der Sinn und Zweck von Rathäusern und Hauptstädten nicht einzig und allein darin, für das Wohl der Bürger da zu sein? Wie konnten die ein kleines Baby sterben lassen?
    Weder der Arzt noch die Polizisten, die ihn an jenem Abend in Handschellen aus der Klinik abgeführt hatten, waren geneigt gewesen, diese Fragen zu beantworten.
    Der Schmerz und der rasende Zorn, die ihn bei der Erinnerung daran immer noch befielen, ließen ihn nun nur umso entschlossener an die bevorstehende Aufgabe herangehen.
    Mit grimmiger Miene musterte Jax die Jungen und nickte dem zu, der ihm wie eine Art Anführer vorkam. Er trug eine weite Hose, Basketballstiefel und eine Trainingsjacke. Sein Haarschnitt war asymmetrisch – auf einer Seite kurz, auf der anderen hochtoupiert. Der Junge erwiderte den Blick. »Na, Opa, alles klar?«
    Einige der anderen lachten laut.
    Opa.
    Die Jugendlichen früherer Tage – in Harlem wie wahrscheinlich überall – waren einem Erwachsenen noch mit Respekt begegnet, Heutzutage machten sie sich über ihn lustig. Manch anderer hätte nun einfach die Waffe aus der Socke gezogen und diesem kleinen Angeber Manieren beigebracht, aber Jax war durch die lange Zeit auf der Straße und die Jahre im Gefängnis reifer geworden und wusste, dass dies nicht der richtige Ort dafür war. Er lachte ebenfalls. »Kohle?«, flüsterte er dann.
    »Willst du welche?«
    »Ich will dir welche geben, falls du überhaupt daran interessiert bist, Arschloch.« Jax klopfte auf die Tasche, in der das dicke Bündel Scheine steckte.
    »Ich hab nichts zu verkaufen.«
    »Und ich will nicht das kaufen, was du glaubst. Komm mit. Lass uns ein Stück gehen.«
    Der Junge nickte, und sie entfernten sich von dem

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