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Das Teufelsspiel

Das Teufelsspiel

Titel: Das Teufelsspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Mädchen?«
    »Komm mit. Ich zeig’s dir.«
    »Die Adresse reicht.«
    »Hast du etwa Angst vor mir?«
    »Die Adresse reicht.« Sein Blick wankte nicht.
    Kevin grinste. »Ich hab mir die Hausnummer nicht gemerkt, Mann. Aber ich kenne das Gebäude. Ich hab sie letzten Frühling mal nach Hause begleitet. Ich zeig es dir.«
    Jax nickte.
    Sie gingen in Richtung Südwesten, was Jax überraschte; er hatte geglaubt, das Mädchen wohne in einem der ärmeren Viertel – im Osten oder weiter nördlich zum Harlem River hin. Die Gegend hier war nicht elegant, aber sauber, und viele der Häuser waren anscheinend renoviert worden. Auch jetzt noch gab es zahlreiche Baustellen.
    Beim Anblick der wohnlichen Straßen runzelte Jax die Stirn. »Bist du sicher, dass wir von derselben Geneva Settle reden?«
    »Es gibt nur eine. Du hast nach ihr gefragt, ich zeige dir die Hütte … Yo, Mann, willst du vielleicht etwas Gras oder Crack kaufen?«
    »Nein.«
    »Sicher? Ich hab echt guten Stoff.«
    »Wie schade, dass du was an den Ohren hast. Du bist doch noch so jung.«
    Kevin zuckte die Achseln.
    Sie kamen zu einem Block in der Nähe des Morningside Park. Oben auf dem felsigen Hang lag der Campus der Columbia University, wo Jax früher häufig sein Jax 157 hinterlassen hatte.
    Als sie um die Ecke biegen wollten, hielten sie abrupt inne.
    »Yo, sieh mal«, flüsterte Kevin. Vor einem alten Gebäude stand in zweiter Reihe ein Ford Crown Victoria geparkt – eindeutig ein ziviler Polizeiwagen.
    »Ist das ihr Haus? Vor dem die Karre steht?«
    »Nein. Sie wohnt zwei Eingänge weiter. Da.« Er zeigte darauf.
    Das Haus war alt, aber in erstklassigem Zustand. Vor den Fenstern hingen bepflanzte Blumenkästen, alles war sauber, mit hübschen Vorhängen und offenbar einem neuen Anstrich.
    »Wirst du das Miststück kaltmachen?«, fragte Kevin und sah ihn forschend an.
    »Was ich mache, geht nur mich was an.«
    »Nur dich, ja klar … Ist doch logisch«, sagte Kevin leise. »Ich mein ja nur … falls sie kaltgemacht wird – womit ich ausdrücklich kein Problem hätte, glaub mir –, falls ihr also etwas zustößt, dann, yo, vergiss nicht: Ich würde wissen, dass du es warst. Und vielleicht kommt dann jemand und will mit mir darüber reden. Da habe ich mir gedacht, bei all den vielen Scheinen, die du mit dir rumschleppst, wäre es doch schön, wenn du mir noch ein paar gibst und ich vergesse, dass ich dich gesehen habe. Ansonsten könnte ich mich nämlich erinnern, wie du ausgesehen hast und dass du was von der kleinen Schlampe wolltest.«
    Jax hatte schon viel erlebt. Er war Graffitikönig gewesen, hatte als Soldat an der Operation Desert Storm teilgenommen, hatte Gangstas im Knast und außerhalb gekannt, war angeschossen worden … Falls es eine verlässliche Regel in dieser verrückten Welt gab, dann die eine: Für wie dumm du die Menschen auch halten mochtest, sie waren stets bereits, sich noch dämlicher anzustellen.
    Im Bruchteil einer Sekunde packte Jax den Jungen mit der linken Hand am Kragen und hieb ihm mit der Rechten in die Magengegend, dreimal, viermal, fünfmal …
    »Schei …«, war alles, was Kevin über die Lippen bekam.
    So kämpfte man im Gefängnis. Der andere durfte keine Gelegenheit haben, sich zu wehren.
    Noch mal, noch mal, noch mal …
    Jax ließ ihn los. Der Junge fiel zu Boden und stöhnte vor Schmerz. So bedächtig und langsam wie ein Baseballspieler, der sich einen Schläger heraussuchte, bückte Jax sich nun und zog die Pistole aus der Socke. Kevin verfolgte hilflos und mit weit aufgerissenen Augen, wie der Exsträfling den Schlitten der Automatik zurückzog, um eine Patrone in die Kammer zu befördern, und dann sein Halstuch einige Male um den Lauf wickelte. Jax hatte diesen Trick von DeLisle Marshall im Block S gelernt. Es war eine der besten und billigsten Methoden, um den Knall eines Schusses zu dämpfen.
     
     

 … Achtzehn
     
    Um halb acht an jenem Abend fügte Thompson Boyd dem großen Trickfilmbären an der Wand von Lucys Zimmer die letzten Pinselstriche hinzu. Dann trat er ein Stück zurück und betrachtete sein Werk. Er hatte sich an die Anleitung gehalten, und das Ergebnis sah tatsächlich wie ein Bär aus. Es war das erste Bild, das er seit seiner Schulzeit gemalt hatte – aus diesem Grund hatte er sich heute in seinem Versteck auch so gründlich in das Buch vertieft.
    Die Mädchen schienen begeistert zu sein. Er dachte, auch er müsse sich über das Bild freuen. Aber er war sich nicht sicher. Er starrte

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