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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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anderes? Dann empfehle ich Ihnen, in die Rue de St. Michel zu gehen. Dort wohnt die hübsche Jacqueline, schwarz und geil. Sie verschafft Ihnen eine hochbrisante Syphilis, die Ihnen Ihren Wunsch erfüllt.«
    Putois, dem dieser Tobak denn doch zu stark war, fragte abweisend: »Gehört das auch zu Ihrer Philosophie?«
    »Absolut«, lallte Geltier, »alles gehört dazu. Oben ist oben, und unten ist unten. In dieses System kann man das ganze All eingliedern. Es gibt ja nichts anderes als oben und unten. Links und rechts sind nur Kompromisse.«
    Putois hatte genug, stand auf und trat hinaus auf die Straße. Er steckte die Hände in die Taschen und rauchte seine Zigarette nach Franzosenart im Mundwinkel. Ein Narr, dieser Geltier, dachte er. Ein armer Narr, der zu bedauern ist. Hat wohl nichts im Magen und verträgt deshalb nichts. Aber seine Schweinereien könnte er sich trotzdem sparen …
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Jacques Geltier war ihm nachgekommen. Sein ausgezehrtes Gesicht war vom Wein gerötet.
    »Man kennt Sie wohl in der Bude hier, mon ami?« meinte er. »Der Wirt gäbe mir eine zweite Karaffe, auf Ihren Namen. Sind Sie damit einverstanden?«
    Er fügte, da Putois mit der Antwort kurz zögerte, hinzu: »Es ist nach meiner Philosophie das Recht der Unteren, die Oberen zu schädigen. Sie mit Ihrem Geld gehören zu den Oberen, ist Ihnen das klar?«
    Putois nickte sein Einverständnis, gab dem Wirt, der am Fenster stand, ein bejahendes Zeichen und lachte, als Geltier vor ihm salutierte, ehe er sich wieder ins Lokal absetzte.
    Drei Tage später hatte Putois Nimes plötzlich satt. Er gab sein Quartier auf und fuhr ins Land hinein, in die wunderschöne Provence.
    Nach Avignon.
    Er saß an der berühmten, vielbesungenen Brücke und zeichnete sie.
    Aber wieder scheiterte er am Gift in seinem Blute.
    An Manon.
    Er zerriß die Zeichnung und wanderte weiter.
    Alte Schlösser besichtigte er, wunderbare Bauten. Aber nirgends hielt es ihn lange. Ruhelos trieb es ihn weiter, weiter, durch die ganze Provence, dem Meere zu.
    Die Côte d'Azur lag vor ihm.
    Ein Traum.
    Das unwahrscheinlich blaue Meer.
    Die Agaven. Die Pinien. Die Zypressen.
    Die Rosen in den Gärten.
    Die bizarren Felsen in der Sonne.
    Die Villen an den Hängen, weiß, prächtig, wie aus Meerschaum geformte Träume. Traumvillen.
    Putois sah all das Schöne, aber er fragte: Manon, wo bist du?
    Ich werde irrsinnig ohne dich.
    Dein Bild überstrahlt alle Schönheit der Natur hier, der Gebäude, der hellen Nächte.
    Wo bist du, Manon?
    Putois stand am Strand auf einem Felsen und blickte hinunter in die Brandung. Das Meer lockte ihn, die Wellen schienen ihn einzuladen. Ein Sprung, sagte er sich, und du bist erlöst, hast Ruhe. Es geht ganz schnell. Wenn dich das Meer dann wieder freigibt, werden sie dich nicht mehr erkennen. Irgendwo werden sie dich als unbekannt verscharren, und du hast Ruhe.
    Er trat einen Schritt vor, blickte hinab …
    Da schauderte es ihn. Brandungsgischt schlug ihm ins Gesicht. Salziges Meerwasser in den Augen, auf den Lippen, floh er, rannte er fort über die prächtigen Uferpromenaden, durch die Palmenhaine …
    Weiter …
    In Cannes, in Nizza hielt es ihn nicht. Er fuhr nach Monaco, mietete sich auf einem Felsen ein kleines Haus mit Blick über die Stadt.
    Hier traf ihn Perpignac, der ein paar Tage Urlaub machte und hörte, daß im Kasino ein verrückter Maler an einem Abend 150.000 Franc verspielt hatte, taub gegen jeden Rat anderer.
    Als Perpignac ins Zimmer trat, saß Putois vor einer Staffelei und versuchte sich wieder einmal an einem Bild. Putois blickte seinen Freund groß an, legte den Pinsel weg und erhob sich.
    »Was willst du?« fragte er knapp.
    »Dich zur Vernunft bringen.«
    Perpignac sah sich um. Die Wände waren mit Bildern bepflastert – mit mittelmäßigen Schinken, ohne besondere Wirkung, ohne den früheren genialen Strich von Putois. Es waren Dutzendbilder, wie sie von einer gewissen Sorte Maler für ein Mittagessen angefertigt werden.
    Perpignac zeigte auf die Bilder.
    »Das malst du jetzt?« fragte er geringschätzig.
    »Richtig.« Putois senkte sein Haupt, um die Schamröte, die ihm ins Gesicht stieg, zu verbergen. Er fuhr offen fort: »Besseres schaffe ich nicht mehr. Ich bin fertig. Keiner kauft mir mehr etwas ab. Überall werde ich zurückgewiesen. ›Was, Sie wollen der bekannte Putois sein? Unmöglich, verschwinden Sie!‹ Und ich muß mich vorsehen, daß man mir keinen Tritt in den Hintern gibt. Der

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