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Das Teufelsweib

Das Teufelsweib

Titel: Das Teufelsweib Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war eine etwas altmodische Art der Fortbewegung auf dem Wasser und des Genießens einer solchen Partie. Im Zeitalter rasender Motorboote, akrobatischer Wellenreiter und Windsurfer war es das sicherlich, aber abgesehen von jeder größeren Gefahr, die Martinelli nicht liebte, kam es für ihn darauf an, grundsätzlich nicht ins Wasser zu fallen und ein ungewolltes Bad zu nehmen, bei dem er sich hätte erkälten können, weil dies seine Stimme in Mitleidenschaft gezogen hätte.
    Und gerade jetzt stand ihm diese Unannehmlichkeit unmittelbar bevor.
    »Signore, sehen Sie!« rief der Fischer, der ihn ruderte, und zeigte nach vorn, wo über das blaue Wasser in voller Fahrt eine weiße Jacht mit schäumendem Bug direkt auf sie zugeschossen kam. »Santa Madonna!«
    Es war kein Schreckensruf des Fischers, der übertrieben hätte. Auch der aus seinen Träumen gerissene Martinelli erkannte sofort das Unheil, das ihnen drohte, und rief wie der Fischer die Madonna an. Italiener reagieren in solchen Situationen alle gleich: die Madonna wird angefleht. Enrico Martinelli ging noch einen Schritt weiter. Blitzschnell legte er innerlich auch noch ein Gelübde ab. Er versprach den Waisenkindern von Mailand seine nächsten beiden Abendgagen an der Scala. Oder wenigstens eine.
    Aber es hätten zehn Abendgagen nichts mehr retten können. Zwar gab es keine direkte Kollision zwischen Goliath und David, zwischen der großen Jacht und dem kleinen Ruderboot; diese Katastrophe konnte mit knapper Not vermieden werden. David gelang es im letzten Moment, auszuweichen, dem Bug Goliaths, der ihn mittendurch geschnitten hätte, zu entgehen. Aber der hohen Bugwelle, die von der Jacht aufgeworfen wurde, konnte das kleine Boot nicht mehr entrinnen, es kenterte. Ehe sie sich's versahen, zappelten also Martinelli und sein Steuermann im Wasser. Während sich letzterer, der Fischer, sozusagen immer noch in seinem Element fühlen konnte, war das vom Tenor keineswegs zu sagen.
    Zum Glück wurde auf der Jacht das Unglück bemerkt. Kommandos ertönten, die Jacht hielt an, drehte bei, und die Schiffbrüchigem wurden aus dem Meer gefischt.
    An der Reling stand der Eigentümer der Jacht: McJohn.
    Er beobachtete die Bergung der beiden.
    Neben ihm stand eine wunderschöne Frau: Manon.
    Die Bergung war eine interessante Sache.
    »Das hätte weitaus schlimmer ausgehen können«, sagte McJohn und fügte vorwurfsvoll hinzu: »Was haben die aber auch hier draußen zu suchen! Sollen doch zu Hause bleiben – oder mit einem anständigen Schiff daherkommen, das man sehen kann! Nicht mit einer solchen Nußschale!«
    »Das Meer gehört nicht dir allein«, antwortete Manon durchaus vernünftig. »Ihr hättet besser aufpassen sollen. Du mußt dich um die beiden kümmern. Sie brauchen trockene Kleidung.«
    »Und einen Schnaps«, ergänzte McJohn trocken.
    So trat er denn an Deck den beiden mit Kognak entgegen, als man sie zu ihm führte, und forderte sie auf, einen vorbeugenden Schluck zu tun.
    »Mein Name ist McJohn«, stellte er sich mit einer Verbeugung vor.
    »Martinelli«, bellte der Sänger knapp. Er war wütend. Er verfluchte das Meer, die Jacht, diesen McJohn – er verfluchte alles, insbesondere schon überhaupt die Idee zu dieser Ruderpartie.
    Der Fischer hielt sich bescheiden im Hintergrund. Daran hatte er sich im Leben schon gewöhnt. Man sah, wer er war, und beachtete ihn deshalb nicht. Es hätte auch niemanden hier über Gebühr geschmerzt, wenn er ertrunken wäre. Ein anderer Fall war dieser Signore Martinelli.
    Martinelli?
    Der Name hatte Signalwirkung.
    »Darf ich Sie fragen …« McJohn räusperte sich und begann noch einmal: »Darf ich Sie fragen, woher Sie kommen?«
    »Aus dem Wasser!« bellte Martinelli, immer noch aufgebracht. Er fuhr fort: »Wissen Sie, was das heißt? Ich bin Sänger! Vielleicht muß ich schon sagen, ich war Sänger, weil Sie mich für immer ruiniert haben.«
    Halb erfreut, halb verlegen antwortete McJohn: »Sie sind also Enrico Martinelli. Deshalb wollte ich Sie ja danach fragen, ob Sie aus Mailand kommen. Ihre Bekanntschaft ehrt mich, Signore.«
    Der Sänger breitete die Arme aus und blickte anklagend zum Himmel. Dazu sagte er: »Die Frage ist nicht, ob ich aus Mailand komme, sondern ob ich jemals wieder nach Mailand werde zurückgehen können.«
    Nach diesem hochtheatralischen Auftritt, den nur ein Tenor – und ein Italiener dazu – so bringen konnte, schaltete sich Manon ein, die sich bisher irgendwie im Schatten McJohns gehalten hatte

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