Das Tibetprojekt
Verraten Sie uns seine Lage.«
|331| »Nein, erst muss er vernichtet werden.«
»Moment«, rief Li Mai, »heißt das, es läuft da noch eine Aktion? Auf unserem Territorium? Ohne unsere Erlaubnis?«
»Es ist eine göttliche Mission. Sie werden den Tempel sprengen.«
»Euer Eminenz«, zischte Li Mai, »wenn jetzt in diesem Augenblick der israelische Geheimdienst oder irgendjemand sonst in Ihrem
Auftrag eine Kommandoaktion in China durchführt, dann habe ich ein Recht, das zu erfahren. Und Ihnen sollte klar sein, dass
Sie hier einen internationalen Zwischenfall provozieren.«
»Wir haben das nicht zu verantworten.«
»Sie haben noch viel mehr zu verantworten. Denn wo immer diese Aktion stattfindet, werden Ihre Leute vermutlich von zwei Profikillern
erwartet. Sie schicken sie geradewegs in ihr Unheil.«
»O Gott, steh uns bei ...« Der Kardinal hob die Hände.
»Euer Eminenz, wenn Sie uns nicht augenblicklich die Lage des Tempels verraten, kann Ihnen niemand mehr beistehen«, sagte
Li Mai.
»Das geht nicht. Erst muss er zerstört werden. Und in wenigen Stunden ist es geschafft. Dann erfahren Sie es automatisch.«
Der Kardinal presste die Lippen zusammen.
»Na schön, wie Sie wollen«, sagte Li Mai. »Ich denke, wir werden den Papst informieren müssen. Ich bin sicher, er hat keine
Ahnung von dem, was seine Kardinäle hinter seinem Rücken treiben. Und ich glaube kaum, dass er es schätzen wird.«
»Gute Idee«, sagte Decker. »Ich bin sicher, wir werden uns glänzend verstehen. Ich bin zwar kein Fan von ihm, |332| aber er ist ein sehr integrer und aufrichtiger Mann, der um das Wohl und den Ruf der Kirche besorgt ist.«
Li Mai grinste und griff zum Telefon.
»Nein!«, schrie der Kardinal. »Tun Sie das nicht!«
»Aha«, sagte Li Mai, »soll ich den Hörer wieder auflegen?«
»Bitte!«, flehte der Kardinal.
Li Mai legte auf und sagte: »Ich höre.«
Decker wurde ganz anders. Diese scheinbar so zerbrechliche Frau hatte gerade einen der höchsten christlichen Würdenträger
erpresst! Das erlebte man nicht jeden Tag.
»Der Tempel des Schreckens ...«, der Kardinal stockte. Er rang mit sich. »Ich kann nicht. Die Mission muss ungestört ausgeführt werden.«
»Es sollte Ihnen doch klar sein, dass die Mission zum Scheitern verurteilt ist, wenn wir nicht eingreifen.«
»In Gottes Namen«, schluchzte der Kardinal, »das darf nicht passieren. Es geht um viel mehr, als Sie sich vorstellen können.
Die Nazis sind für uns natürlich kein großes Problem. Die haben wir schon einmal ganz gut überlebt. Aber den Fluch des Kalachakras
müssen wir brechen.«
»Das Kalachakra ist doch harmlos«, warf Decker ein. »Führen Sie uns schon wieder an der Nase herum?«
»Nein. Das Kalachakra ist die größte Gefahr für künftige Generationen. Mit seiner Hilfe will der Buddhismus die Weltherrschaft
erringen und alle anderen Religionen auslöschen.«
»Sie scherzen. Der Dalai Lama selbst vollzieht doch regelmäßig dieses Ritual vor Tausenden in aller Öffentlichkeit.«
|333| »Das ist ja das Schlimme. Die Menschen haben keine Ahnung, was dort geschieht. Und wenn wir es ihnen sagen würden, würden
sie uns nicht glauben. Das Kalachakra ist ein uraltes dunkles Ritual, das mit der zweiten Einführung des Buddhismus in Tibet
1024 ins Land kam. Es bereitet die letzte Schlacht von Schambala vor.«
»Was?« Decker blickte den Kardinal ungläubig an.
»Es gibt eine tibetische Prophezeiung, wonach bis 2424 ein Heer von buddhistischen Reitern aus dem Himalaja herab die Welt
erstürmen und dem Buddhismus zur Herrschaft verhelfen wird. Alle Ungläubigen werden vernichtet und ein neues Reich wird entstehen.
Mit jedem Mal, wo der Dalai Lama das Ritual durchführt, werden in Wahrheit böse Geister beschworen und die Seelen der anwesenden
Menschen für die letzte Schlacht gefangen genommen. Der Dalai Lama ist das Böse. Sehen Sie das denn nicht? Er nimmt Heinrich
Harrer in Schutz. Er unterstützt den japanischen Massenmörder Asahara und trifft sich mit dem Hitler-Anhänger Miguel Serrano.
Und er vollzieht immer wieder das Kalachakra. Er muss um jeden Preis gestoppt werden. Der Tempel des Schreckens spielt eine
wichtige Rolle bis zu diesem Tag. Und Sie haben recht, er steht in Verbindung mit dem Bön und er bringt Unheil. Der Bön ist
eine Religion der finstersten Dämonen. Das Böse muss vernichtet werden. Alles.«
Der Kardinal sah die beiden flehentlich an.
»Euer Eminenz«, sagte
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