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Das Tier

Das Tier

Titel: Das Tier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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lief witternd durch die nächtlichen Straßen. Sein Engel war derartig verzweifelt gewesen, bloß wegen der paar Münzen … Sein Schritt stockte.
    Nein, korrigierte er sich. Er hatte Entbehrungen auf sich genommen, um sich etwas Zusammensparen zu können. Cyrian hat alles Recht dieser Welt, sein Geld zurückhaben zu wollen.
    Thars eilte weiter. Er wollte so schnell es ging zu seinem Engel zurückkehren und dessen striemenübersäten Körper tröstend in den Armen wiegen und dabei seine Nase in die honigblonden Locken drücken. Nun brach sich ein kleines Lächeln Bahn, denn ihm wurde bewusst, wie oft er Cyrian bereits in seinen Armen getragen hatte. Natürlich war der Junge nicht in der Lage gewesen, selbst zu laufen. Aber er musste sich eingestehen, dass er es genoss, diesen schlanken Leib zu halten. Viel zu sehr genoss. Cyrian war noch so jung …
    Er war bei Doktor Lerome. Du hast sein Treiben dort in dem Schlafzimmer mit deinen ungewollten Sinnen mitverfolgt. Und nun bohrt der Stachel der Eifersucht in dir, obwohl du das gar nicht nötig hast. Du weißt doch längst, was Cyrian für dich empfindet. Ein Wink …
    Knurrend schob Thars die Gedanken beiseite. Wichtig in diesem Moment war der Geldbeutel. Nur der allein.
    Er fand die beiden Opiumsüchtigen in den Slums von Hockenbruck und folgte ihrem sauren Geruch bis zu einem heruntergekommenem Haus. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, als ihm bewusst wurde, dass er auch Cyrians süßen Duft an diesem Gebäude wahrnahm. Sein Engel wohnte hier! Die beiden Diebe waren keine Unbekannten, sondern Liebesdiener, wie Cyrian auch. Mit dem Unterschied, dass sie ihr Schicksal lediglich durch den Genuss von Suchtmitteln ertragen konnten. Sein Engel dagegen war stark. Stolz kräuselte seine Lippen, als Thars die Tür aufstieß und eine steile Stiege erklomm. Seine viel zu perfekte Nase führte ihn direkt zu einer Kammer, hinter deren Tür er ein Schnarchen vernahm. Offenbar hatten die beiden Diebe keine Freier mehr auftun können und waren daher schon vor dem ersten Morgenrot in ihre Unterkunft zurückgekehrt.
    Ein Stoß mit der Schulter reichte aus, um die halbe Tür aus den Angeln zu reißen. Es war egal! Er würde dafür sorgen, dass Cyrian niemals wieder hierher zurückkehrte. Sofort registrierte er zwei aus dem Schlummer schreckende Gestalten, junge Männer, die niemals eine Kindheit hatten. Denen der Gestank von Freiern anhaftete. Genau wie Cyrian …
    Sie kauerten auf schlichten Strohmatratzen, die mit schmuddeligen Laken überzogen waren. Viel zu dünne Decken sollten sie vor der Kälte schützen. Ein weiteres Lager, in genauso ärmlichen Verhältnissen, befand sich verlassen in der anderen Zimmerecke. Er ging zu diesem traurigen Bett hinüber und nahm die Decke an sich, um sie an seine Nase zu führen. Cyrian, eindeutig Cyrian. Sein flackernder Blick richtete sich auf die beiden atemlosen Liebesdiener. Erst jetzt wurde es ihm bewusst, dass er knurrte.
    „Wo …“
    „Cyrian ist nicht da. Wir haben ihn seit Tagen nicht mehr gesehen“, wurde er hastig von einer winselnden Stimme unterbrochen. „Bestimmt treibt er sich irgendwo in der Rotenbachstraße herum. Dort ist sein Revier.“
    Genau. Weil Cyrian sauber und gesund war. Der Abschaum unter den Liebesdienern musste in der Färberstraße anschaffen, so wie diese beiden hier. Es war schon widerlich genug, dass sich sein Engel mit ihnen ein Zimmer geteilt hatte. Und noch widerlicher war es, wie bereitwillig sie ihm ihren Mitbewohner auslieferten. In ihrer ekelerregend stinkenden Angst.
    Thars setzte erneut an: „Wo ist der Geldbeutel, den ihr Cyrian gestohlen habt?“
    Erschrocken starrten sie ihn an.
    „Der Geldbeutel!“ Thars verlieh seiner Stimme nun einen gefährlichen Klang. „Sofort!“
    Einer der beiden Jungen kramte hurtig unter seinem Kissen und zog den Beutel hervor, den er Thars mit zitternden Fingern reichte.
    „Wir haben Cyrian auf dem Weg zur Kirche gesehen und sind ihm hinterher. Dabei ist uns aufgefallen, dass er sein Geld verloren hat. Wir haben es lieber an uns genommen, ehe es ein anderer findet, und wollten es ihm geben, wenn er zurückkommt“, schwindelte er schwitzend. Nachdenklich wog Thars den Beutel in den Händen.
    „Es fehlt etwas“, vermutete er ins Blaue hinein. Die Gesichter der beiden Liebesdiener wurden noch bleicher.
    „Wir … wir haben uns etwas für Opium geliehen“, stammelten sie und hielten ihm eine halb leere Flasche Laudanum entgegen. „Nehmen Sie den

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