Das Tier
aushorchten: Crimson.“
Erwartungsvoll schaute ihn das Ehepaar an, als hofften sie, dass er angesichts des Namens erleuchtet wurde. Und wirklich kannte er Crimson. Den rothaarigen Wissenschaftler, der in Stians Labor Hand in Hand mit Tymon gearbeitet hatte, bis er seinem Kollegen und Freund persönlich Evolution 4 gespritzt hatte. Bestätigend nickte Thars.
„Ich kenne Crimson.“
Lerome seufzte und fuhr fort: „Ich habe Bantiez zu deren Dienstboten geschickt. Auch ich kann mir einen Vorwand ausdenken. Bantiez hat also seine Ohren gespitzt und herausgefunden, dass sich in Crimsons Haus immer wieder die gleichen Leute treffen. Herren mit viel Geld, die gemeinsam im Untergeschoss verschwinden. Außerdem wurden für Crimson in den letzten Wochen eine Menge Glasbehältnisse und Chemikalien gekauft.“
Melva legte ihre kleine Hand auf Thars’ Arm. „Sie wollen das Experiment wiederholen“, sagte sie. „Thars, wir müssen diesen Leuten Einhalt gebieten.“
„Wir?“, fragte er verwundert. Um gleich darauf entschieden zu erklären: „Kommt gar nicht in Frage.“
„Aber natürlich werden wir Ihnen zur Seite stehen“, rief Lerome.
Während ihrer aufgeregten Unterhaltung waren sie durch Stians Empfangshalle zu seinem Arbeitszimmer gelaufen, dessen Tür Lerome nun aufstieß. Nach zwei weiteren Schritten blieb der Arzt wie vom Blitz getroffen stehen. Thars überlief es erst kalt, anschließend heiß. Cyrian hatte er total vergessen. Ein Blick über Leromes Schulter hinweg zeigte ihm, dass sein Engel ihn keineswegs aus dem Gedächtnis verloren hatte. Er räkelte sich in all seiner nackten Schönheit auf dem Schreibtisch. Und seine prachtvolle Erektion zeigte deutlich an die Decke.
„Auch wenn wir noch eine Abschrift von Stians Notizen haben und Evolution 4 neu herstellen können, brauchen wir unbedingt Thars.“ Crimson beugte sich vor und musterte jeden einzelnen Valorsaner. „Wir müssen die Auswirkungen des Serums sorgfältig studieren, ehe wir weitere Versuche starten. Wir brauchen Blut- und Gewebeproben, psychologische Tests und vor allem eine vollständige Gehirnanalyse. Besonders wichtig erscheinen mir die Messungen der Gehirnströme. Meine Herren, ich bin mir sicher, dass wir mit dem Serum die ungenutzten Partitionen des Gehirns wecken können. Stellen Sie sich einmal vor, wir wären eines Tages in der Lage, hundert Prozent unseres Hirns zu nutzen. Welche Möglichkeiten würden uns in diesem Fall offen stehen.“
„Wir würden die Welt beherrschen“, rief ein Valorsaner enthusiastisch aus.
„Und nicht bloß die Welt, meine Herren. Wir würden selbst nach den Sternen greifen. Unsere Vision, eines Tages Valorsa zu besiedeln, muss keine Vision bleiben.“ Crimson lächelte in die Runde. Überall stieß er auf begeisterte Mienen. Überall. Nur bei Kiros nicht. Der saß seine teure Zigarre paffend in seinem Stuhl zurückgelehnt und hatte die Augenlider halb geschlossen. Das arrogante Verhalten seines Kollegen ärgerte Crimson. Wäre Kiros nicht einer der größten Geldgeber, hätte er ihn allzu gerne als Versuchskaninchen verwendet. Kiros respektierte ihn nicht wie die anderen. Das nagte gewaltig an Crimsons Ego.
„Sie sehen nicht übermäßig begeistert aus, mein Freund“, stellte er daher fest.
„Mir fehlt die Vorstellung, wie wir das Tier in unsere Gewalt bringen sollen“, gab Kiros zu.
„Nun, da habe ich bereits einen Plan.“ Crimson zog eine Pistole aus der Tasche, die neben ihm am Boden stand, und legte sie vor sich auf den Tisch. Atemlose Stille breitete sich an dem Tisch aus.
„Die Kugeln zu dieser Pistole sind mit einem Betäubungsmittel gefüllt. Stark genug, um einen Ochsen zu fällen. Wir locken das Tier in eine Falle, der es nicht widerstehen kann. Und Sie werden sehen, dass Thars schon bald in unserem Labor festsitzt.“
„Was ist mit dem Jungen, der bei ihm ist?“, fragte Kiros und hauchte mit einem lauernden Blick eine Rauchwolke über den Tisch.
„Sie wollen ihn haben?“ Crimson lächelte kalt. „Dann gehört er Ihnen.“
„Es tut mir leid“, murmelte Thars zerknirscht. „Doktor Lerome war furchtbar aufgeregt und ich auf mich selbst so wütend, weil ich mich träge auf das verlassen hatte, was Stian mir sagte. Eben dass die Valorsaner aufgegeben haben. Ich hatte …“
„Ich weiß, mein Schatz.“ Cyrian gab es auf, eine wütende Miene vorzutäuschen und schenkte ihm sein strahlendes Lächeln. Doktor Lerome war zum Glück nicht prüde und wusste, wie ein
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