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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Mark oder heute 25 Millionen Euro.
    Wobei sich die Frage aufdrängt: Arbeitete die Navy damals etwa nicht anders als eine gewöhnliche »Autobumser-Bande« von heute? Ob es sich wirklich um einen Unfall handelte, ist jedenfalls äußerst zweifelhaft. Die
Hawke
erschien schließlich auch als genau das richtige Schiff »für den Job«.
    Wie es der Zufall so wollte, war die
Hawke
exakt dafür gebaut worden, größere Schiffe durch Rammen zu versenken, denn aus ihrem Bug ragte eine geradezu antike Waffe: ein stählerner, mit Beton gefüllter Rammsporn. Schiff und Besatzung waren bestens dazu geeignet bzw. ausgebildet, um andere Schiffe zu rammen und dabei möglichst großen Schaden anzurichten. Daher war auch der Steuermann kein Allerweltsskipper, sondern darauf getrimmt, Richtungen und Geschwindigkeiten so zu berechnen, dass ein anderes Schiff gerammt werden konnte.
    Da man Morgan legal nicht beikommen konnte, spricht viel dafür, dass man nun illegale Mittel wählte. Morgans White-Star-Mutterkonzern IMM (International Mercantile Marine) habe »die Feindseligkeit unterschätzt«, mit der man ihm in Europa begegnet sei. [49]
    Insofern ist auch die Einschätzung des bekannten
Titanic
-Experten Robin Gardiner abzulehnen, bei dem ganzen Vorfall habe es sich um einen »Test« gehandelt. Gardiner zufolge hat die Royal Navy mit dem Angriff der
Hawke
auf die
Olympic
nur die Widerstandsfähigkeit ihrer zukünftigen Truppentransporter erproben wollen. Abgesehen von Gardiners übrigen fundierten Recherchen ist diese Vorstellung abwegig. So war beispielsweise die Bauweise der
Olympic
-Klasse hinreichend bekannt, so dass die Navy deren Widerstandsfähigkeit und Verwundbarkeit durchaus anhand der Baupläne hätte abschätzen können, ohne einen der Superliner gleich zu zerstören.
    Zweitens wäre ein »Test« mit einem Rammsporn wenig aussagekräftig gewesen, weil es sich dabei um eine veraltete Waffe handelte. Die zeitgenössischen, insbesondere aber die zukünftigen Seegefechte würden weniger mit Rammspornen und mehr mit Minen, Kanonen und Torpedos ausgetragen werden. Tatsächlich wurde der Rammsporn der
Hawke
nach dem Unglück auch nicht ersetzt; stattdessen bekam das Schiff einen regulären Bug.
    Drittens ließ sich ein einziger Rammversuch nicht einfach verallgemeinern, denn schließlich hing sehr viel von den weiteren Umständen wie etwa den Geschwindigkeiten, Aufprallstellen und den beteiligten Schiffen ab. Wenn, dann würde die
Olympic
ja nicht von britischen, sondern wahrscheinlich von deutschen Schiffen gerammt werden. Kurz: Ein solcher Test wäre nicht repräsentativ gewesen.
    Viertens reichten die Auswirkungen dieses Zwischenfalls weit über die Folgen eines »Tests« hinaus.

Eine Kette von Ereignissen
    Mit diesem angeblichen Unfall wurde viel mehr eine Kette von Ereignissen in Gang gesetzt, die unweigerlich zum Untergang der
Titanic
führten. Es war, als hätte die Navy mit der
Olympic
den ersten Dominostein in einer ganzen Kette umgeworfen:
     
    Statt ihre eigenen Baukosten und die der in Bau befindlichen
Titanic
hereinzuholen, würde die
Olympic
wochenlang im Dock liegen müssen.
Um die
Olympic
zu reparieren, wurden Ersatzteile von der
Titanic
abgezogen, zum Beispiel eine Schraubenwelle.
Während die
Olympic
repariert wurde, würde sich die Jungfernfahrt der
Titanic
um viele Wochen verzögern. Das heißt, dass zum Schaden an der
Olympic
noch dazu kam, dass die beiden Schiffe insgesamt mehrere Monate kein Geld verdienen konnten.
     
    Die Kollision habe den Chefkonstrukteur von Harland & Wolff, Andrews, nämlich »mit einem enormen Problem konfrontiert«, so die
Titanic
-Forscher Chatterton und Kohler in ihrem Buch
Titanic’s Last Secrets:
»Es gab nur ein Trockendock auf der Welt, das groß genug war, um die
Olympic
aufzunehmen.« Aber »im Moment wurde es von der halbfertigen Schwester des Schiffs belegt. Die
Titanic
musste aus dem Trockendock herausgeholt werden, was bedeutete, dass sich ihre Fertigstellung mindestens um einen Monat verzögern würde.« [50]

Schachmatt für J. P. Morgan
    Das heißt also, dass durch diesen Vorfall zwei Schiffe getroffen wurden: Die
Olympic
direkt und die
Titanic
indirekt. Eine schwere Beschädigung der
Olympic
bedeutete Trockendock, und Trockendock für die
Olympic
bedeutete, dass die
Titanic
aus dem Trockendock herausgenommen werden musste – also folgerichtig eine Verspätung der Fertigstellung. Auch das mussten die Verantwortlichen bei der Navy wissen. Und Reparatur

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