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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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unter den Heizern. Denn dann würde die Schiffsführung davon Wind bekommen und alle Wege nach draußen versperren.
    Laut Molony nahm Coffey genau wie einige der Erste-Klasse-Passagiere der
Titanic
am 14. April 1912, dem Tag, an dessen Ende die
Titanic
untergehen sollte, in Queenstown die
Mauretania
der Cunard Line. Eine grundsätzliche Abneigung gegen die Seefahrt kann also nicht bestanden haben. Vielmehr sieht es so aus, als habe Coffey im letzten Moment »die Pferde gewechselt«.

[home]
    Eine Bombe im Bauch – die
Titanic
brennt
    Die allermeisten Passagiere wussten natürlich nichts von diesen leisen Absetzbewegungen oder zogen daraus keine Schlüsse. Ausgerechnet Angehörige der beiden sozial wohl am weitesten entfernten Gruppen blieben der Jungfernfahrt fern: einerseits die erlesensten Fahrgäste der ersten Klasse, darunter der Schiffseigner und der Erbauer, andererseits die wohl schmutzigsten Existenzen des ganzen Schiffes: die Heizer aus dem dunklen Bauch der
Titanic
.
    Woher könnten die »bösen Vorahnungen« der Erste-Klasse-Gäste und die mit Händen zu greifenden Ängste der Heizer nur gekommen sein? Die Antwort: Im Bauch des neuen Superschiffes lag so einiges im Argen, das speziell den Heizern das Blut in den Adern gefrieren ließ.
    In der Literatur wird nur ganz am Rande von einem Feuer in einem der Kohlebunker der
Titanic
berichtet, was sich ganz so anhört, als sei das ausschließlich ein lokales Problem gewesen. Vermutlich liegt es an dieser Begrifflichkeit, dass der »Brand im Kohlebunker« nie richtig bewertet wurde. Erst mit dem Austausch der Begriffe erhält der »Brand im Kohlebunker« plötzlich die richtige Dimension: Wenn ein Kohlebunker der
Titanic
brannte, dann hieß das, dass das Schiff als solches brannte, denn schließlich ist der Kohlebunker ein Teil des Schiffes, und zwar ein besonders gefährlicher. Und zwar brannte der Bunker nicht erst seit gestern, sondern bereits seit der Probefahrt bei Belfast Anfang April 1912.
    Dieser Meinung ist beispielsweise der
Titanic
-Forscher Professor Ray Boston, der – ohne nennenswerte Resonanz – damit 2008 an die Öffentlichkeit trat: »Mister Boston glaubt, dass ein Kohlefeuer aus der Zeit der Geschwindigkeitstests in Belfast Lough, zehn Tage später, als das Schiff in Richtung New York aufbrach, immer noch brannte«, hieß es am 13.4.2008 im britischen
Independent
. Wenn einer oder gar mehrere der gewaltigen Kohlebunker der
Titanic
brannten, bedeutete das, dass sie sich jederzeit in eine Bombe verwandeln konnten, die das Schiff in Stücke reißen würde (siehe das Kapitel »Explosionen auf der
Titanic«
).

Ein guter Grund, nicht mitzufahren
    Die Kesselräume und Bunker (schwarz) der
Titanic
von oben. Zeugen sprachen von Bränden in den Bunkern 2, 3, 5 und 6. [18]
    Die
Titanic
hatte sechs Kesselräume und sechs Kohlebunker. Die Kesselräume wurden jeweils von einem Bunker getrennt, durch dessen Mitte ein wasserdichtes Schott lief. Nur vor dem halb so großen Bunker 6 befand sich kein Kesselraum mehr. In Schott und Bunker war jeweils ein Durchgang eingebaut, damit das Personal der Länge nach durch den Schiffsrumpf gehen konnte. Die Türen konnten herabgelassen und wasserdicht verschlossen werden. Von den Bunkern wurde Kohle in die Kessel geschaufelt. Der Rauch wurde von großen Auffangtrichtern gesammelt und in die Schornsteine geleitet. Der hintere Schornstein war lediglich eine Attrappe. Laut Zeugenaussagen brannten mehrere Bunker, darunter auch der vorderste Bunker Nr. 6 (siehe oben).
     
    Wie bereits angedeutet, wird dieses Feuer in der
Titanic
-Literatur entweder gar nicht erwähnt oder nur als Randnotiz über ein lokal begrenztes und zu vernachlässigendes Ereignis, das mit dem Untergang des Schiffes natürlich nichts zu tun haben konnte.
    In Wirklichkeit ist ein Schiffsbrand erstens ein zwingender Grund, gar nicht erst abzulegen. Und zweitens – falls die Schiffsführung die Reise doch antreten wollte – für Passagiere und Besatzung in jedem Fall ein guter Grund, nicht mitzufahren. Und da das Feuer offenbar bereits tagelang brannte, ist es gut möglich, dass dieser Umstand erstens die ursprüngliche Heizercrew dazu brachte abzuheuern. Und dass die Nachricht zweitens in eingeweihte Kreise durchsickerte.
    Tatsächlich schwebten die Passagiere damit von Anfang an in Lebensgefahr. Schiffsbrände sind schon deshalb viel gefährlicher als Brände an Land, weil man nicht wirklich fliehen kann. Zwar hat ein Schiff Rettungsboote, aber

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