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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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aufgrund der Schachtelkonstruktion des Rumpfes und der Aufbauten kann der Weg leicht durch das Feuer selbst oder die Architektur abgeschnitten werden.
    Aufgrund der eigenartigen Konstruktion eines Schiffes sieht die Dynamik eines Brandes auch ganz anders aus: »Auf dem Wasser verläuft ein Brand völlig anders als an Land. So heizen die Flammen die Stahlwände der Wasserfahrzeuge derart stark auf, dass sich das Feuer allein schon durch die Wärmeleitung ausdehnen kann. Die heißen Stahlwände entzünden in anderen Bereichen ebenfalls entflammbare Materialien. Kamineffekte beschleunigen jegliche Brandausdehnung«, heißt es bei den Brandbekämpfungsexperten der Deutschen Gesellschaft für Eigentumsschutz. [80] »Schiffe sind komplexe Gebilde, die Maschinenräume, Küchen, Wohn- und Schlafräume, Elektronik und Lagerung auf engstem Raum vereinen. Jeder dieser Teilbereiche birgt spezifische Brandrisiken, die auf See gemeinsam und nicht, wie an Land, getrennt beachtet werden müssen.«
     
    »Richtig gefürchtet« sei der sogenannte »Flashover«. Dieser entstehe, »wenn die Rauchgase in einem Raum nicht abgeführt werden, sondern sich kontinuierlich erhitzen. Die stark erwärmte Rauchschicht strahlt nun auf die gesamten Einrichtungsgegenstände eine immer weiter steigende Wärmestrahlung aus. Zeitgleich steigt die Temperatur im gesamten Brandraum auf 500–600°C. Wird die untere Explosionsgrenze erreicht und besteht ein zündfähiges Gas-Luft-Gemisch, kommt es zu verpuffungsartigem Zünden der Rauchgaswolke. Ist der Raum geschlossen, wird in der Praxis das für den Flashover begünstigte Mischungsverhältnis meist nicht erreicht. Die Situation ändert sich jedoch schlagartig durch das Öffnen von Türen, Luken oder Ähnlichem. Die hierdurch ausgelöste Luftbewegung begünstigt das Bilden eines zündfähigen Gemisches.« [81]
    Dabei betreffen diese Bemerkungen nur Brände in »normalen« Räumen wie Kabinen, Kombüsen usw. Bei einem Brand in einem Kohlebunker ist die Lage noch weitaus schlimmer. »Wo entzündliche oder gar selbstentzündliche Stoffe lagern«, ist erstens »die Brandgefahr besonders groß«, warnt das Zentrum für Brand- und Explosionsschutz der Essener DMT GmbH, ein Dienstleistungsunternehmen der Bergbauindustrie.
    Aber nicht nur das: Dabei kommt es auch »oftmals« zu Explosionen. Daher fassen moderne Brandbekämpfungsexperten einen solchen schwelenden Bunker nur mit ganz spitzen Fingern an. Der bereits erwähnte
Titanic
-Experte Professor Ray Boston war der Meinung, dass das Feuer einerseits vor den Passagieren geheim gehalten worden sei, andererseits aber der Grund für J. P. Morgans Absage gewesen sei. Demnach hätte also Morgan, während er sich der tödlichen Gefahr an Bord bewusst war, die allermeisten Passagiere in den Tod fahren lassen.

Fahrlässigkeit oder Vorsatz
    Mit anderen Worten, die hatte
Titanic
bei ihrer Abfahrt aus Southampton eine Bombe im Bauch. Das große Rätsel besteht in der Tat darin, warum diese Bombe nicht nur schon seit Tagen, sondern sogar noch während der Jungfernfahrt geduldet wurde, denn natürlich war die Gefahr solcher Explosionen auch damals schon bekannt.
    Der Fahrtantritt mit einem nicht gelöschten Bunkerfeuer und 2200 Menschen an Bord war daher mindestens ein nicht zu überbietender Leichtsinn und eine »bewusste Fahrlässigkeit«: »Bewusst fahrlässig handelt der Täter, der den Eintritt des rechtswidrigen Erfolges (Schadens) für möglich hält, jedoch (pflichtwidrig) darauf vertraut, dass er ausbleibt«, heißt es in einem juristischen Lexikon. [82]
    Im besten aller Fälle kann man zugunsten der Schiffsführung also annehmen, dass sie den Schaden (zum Beispiel eine Explosion oder einen ausgedehnten Brand an Bord des Schiffes) »fürchtete«, aber hoffte, dass er nicht eintreten würde. Dass sie also wenigstens noch im Prinzip die Absicht hatte, das Schiff heil nach New York zu bringen, auch wenn sie diesen Erfolg fahrlässig gefährdete.
    In früheren Büchern habe ich allerdings bereits über den fließenden Übergang zwischen Fahrlässigkeit und Vorsatz gesprochen: Wer ständig wider besseres Wissen handelt und einschlägige Erfahrungen fortgesetzt missachtet, dessen Verhalten ist irgendwann nicht mehr mit bloßer Fahrlässigkeit zu erklären.
    Wer es duldet, dass an Bord eines Schiffes mit 2200 Menschen über fast zwei Wochen hinweg ein Bunkerfeuer brennt, der wird zum Täter durch Unterlassung. Wer nicht nur eine, sondern zehn rote Ampeln überfährt,

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