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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Richtung New York um eine halbe Stunde zu verschieben. Bei einer Geschwindigkeit von etwa 21 Knoten bedeutete das, dass das Schiff etwa zehn Seemeilen weiter nach Südwesten und vielleicht fünf Meilen weiter nach Süden gelangen würde. »Tatsächlich hatte die
Titanic
erst ein wenig hinter dem Korrekturpunkt gedreht, so dass sie sich noch einige Meilen südlicher befand«, heißt es auch bei Wikipedia Deutschland.
    »Ob dies eine Vorsichtsmaßnahme sein sollte, ist nicht bekannt.« Von manchen
Titanic
-Apologeten wird das tatsächlich als Beweis des guten Willens des Kapitäns ausgegeben. In Wirklichkeit war es das genaue Gegenteil. Für eine weiträumige und sichere Umfahrung des Eisfeldes waren die paar Meilen (gemeint sind immer Seemeilen) nämlich viel zu wenig. Das Eisfeld, um das es ging, hatte eine Ausdehnung von Dutzenden von Meilen. Laut
Mesaba
(das große Quadrat) erstreckte sich das Eisfeld noch viel weiter nach Süden als fünf oder zehn Meilen. Selbst zur Umfahrung des flachen, in Fahrtrichtung der
Titanic
liegenden Rechtecks
(Baltic)
reichte die Korrektur nicht aus.
    Dem Eis auszuweichen kann also nicht der Sinn dieser Kurskorrektur gewesen sein. Ganz im Gegenteil: In Wirklichkeit bedeutete die Absenkung des Kurses, dass die
Titanic
das flache Rechteck, in dem die Eiswarnungen von zwei Schiffen übereinstimmten, noch zentraler ansteuern würde als zuvor. Und das zeigt: Tatsächlich kamen die Eismeldungen auf der Brücke der
Titanic
an. Sie wurden dort auch nicht ignoriert, sondern das Schiff reagierte auf die Eismeldungen – nur anders, als man sich das vorstellen würde.
    Das war schließlich auch bei der britischen Untersuchung aufgefallen: »Herr Generalstaatsanwalt, gehe ich recht in der Annahme, dass sie direkt dort hinfuhr, wo das Eis war, nachdem an sie die Warnung erging, dass sich dort Eis befinde?«, fragte der britische Havariekommissar Lord Mersey den Generalstaatsanwalt Isaacs am dreizehnten Tag der Untersuchung. Anwort: »Ja. Darauf läuft es hinaus.« Es komme nicht auf den genauen Punkt an, stellte Lord Mersey fest, aber wenn die Zahlen korrekt seien, »sieht es so aus, als ob sie sich im Besitz der Eiswarnung ins Eis aufmachte«. [100]
    Nur um einmal ein Beispiel zu geben, welche Figur die überlebende Besatzung bei den Untersuchungen bei dem Thema Eis machte, hier ein kurzer Auszug aus der Befragung des überlebenden Zweiten Offiziers Charles Herbert Lightoller:
    Senator SMITH : Sie wussten, dass Sie in der Nähe von Eisbergen waren oder nicht?
    Mr.  LIGHTOLLER : Wasser ist absolut kein Hinweis auf Eisberge, Sir.
    Senator SMITH : Das habe ich nicht gefragt. Wussten Sie, dass Sie in der Nähe von Eisbergen waren?
    Mr.  LIGHTOLLER : Nein, Sir.
    Senator SMITH : War Ihnen der Funkspruch der
Amerika
an die
Titanic
bekannt, in dem Sie gewarnt wurden, dass Sie sich in der Nähe von Eisbergen befinden?
    Mr.  LIGHTOLLER : Von der
Amerika
an die
Titanic
?
    Senator SMITH : Ja.
    Mr.  LIGHTOLLER : Ich weiß nicht, ob ich diese individuelle Nachricht sah.
    Senator SMITH : Haben Sie davon gehört?
    Mr.  LIGHTOLLER : Ich weiß nicht, Sir.
    Senator SMITH : Hätten Sie davon hören müssen?
    Mr.  LIGHTOLLER : Sehr wahrscheinlich, Sir.
    Senator SMITH : Wenn das der Fall gewesen wäre?
    Mr.  LIGHTOLLER : Sehr wahrscheinlich, Sir.
    Senator SMITH : Tatsächlich wäre es die Pflicht desjenigen gewesen, der die Nachricht empfangen hätte, sie an Sie weiterzuleiten, da Sie die Verantwortung für das Schiff trugen?
    Mr.  LIGHTOLLER : Unter dem Kommando des Kapitäns, Sir.
    Senator SMITH : Aber Sie haben keinen derartigen Funkspruch erhalten?
    Mr.  LIGHTOLLER : Ich weiß nicht, ob ich den von der
Amerika
bekommen habe; ich wusste, dass irgendein Funkspruch von einem Schiff gekommen war; ich weiß nicht, ob es die
Amerika
war. [101]
    In Wirklichkeit war das Verhalten der
Titanic
in jener Nacht unbegreiflich. Im Rahmen der britischen Untersuchung brachte das selbst den britischen Havariekommissar Lord Mersey völlig aus der Fassung. Nachdem sämtliche der Kommission (und in jener Nacht der
Titanic
) vorliegenden Eiswarnungen vorgelesen worden waren, stellte Lord Mersey dem überlebenden Vierten Offizier Joseph Boxhall die einzig richtige Frage: »Können Sie mir erklären, warum es eine solche Navigation geben sollte?«.
    Doch wenn wir uns an den Anfang dieses Kapitels über die Eiswarnungen erinnern, war Boxhall jener Mann mit der selektiven Demenz. Dementsprechend antwortete er nun vor der

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