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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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Ausguck zu alarmieren. »Aber ich hörte kein Wort. Also stieg ich hinauf und fand den Ausguck im Tiefschlaf vor. Ich schlug die Alarmglocke selbst.«
     
    Hm – ein einsamer Held will also versucht haben, die
Titanic
zu retten? Ein Wichtigtuer? So einfach kann man es sich jedoch wohl nicht machen. Nach einem Bericht des
Evening Statesman
vom 22. April 1912 war Klein ein ungarischer Jude, der behauptete, sofort nachdem das Rettungsschiff
Carpathia
später in New York angelegt hatte, von der White Star Line aus der Stadt hinaus nach Cleveland befördert worden zu sein. Dort wurde er laut der Zeitung unter anderem vom ungarischen Konsul ins Gebet genommen, wobei es jedoch nicht gelungen sei, seine Geschichte zu erschüttern. Auf Wunsch von Senator William Alden Smith sei Klein daraufhin in Cleveland festgehalten worden, und Smith habe einen Beamten geschickt, um Klein nach Washington vor den Ausschuss zu holen (da Smith keine Befugnis für solche Maßnahmen besaß, kam der Zeuge in Wirklichkeit freiwillig; siehe unten). Das Problem war nur: Als Smith Klein am sechsten Tag der Untersuchung um 15.30 Uhr in Washington als Zeugen aufrief, war Klein nicht da:
    Senator SMITH : Ich würde gern den Sergeant vom Dienst fragen, ob der Zeuge Luis Klein, der vorgeladen und vom Marshals Office in Cleveland hierhergebracht wurde, hier ist. Und falls er hier ist, sagen Sie ihm bitte, dass wir bereit sind, ihn zu hören.
    Mr.  CORNELIUS : Er ist nicht hier, Senator.
    Senator SMITH : Wo ist er?
    Mr.  CORNELIUS : Er verließ gestern Morgen sein Hotel. Wir wissen nicht, wo er ist. Wir konnten ihn nicht finden. [102]
    Na, so was – einfach weg, der Zeuge!
    Senator SMITH : Haben Sie jede Anstrengung unternommen, um ihn zu finden?
    Mr.  CORNELIUS : Durch unsere Beamten hier – ja, Sir: durch das Marshals Office hier.
    Senator SMITH : Durch die Marshals des Districts of Columbia?
    Mr.  CORNELIUS : Ja, Sir.
    Senator SMITH : Aber Sie hatten keinen Erfolg?
    Mr.  CORNELIUS : Nein, Sir.
    Senator SMITH : Setzen Sie Ihre Bemühungen fort?
    Mr.  CORNELIUS : Ja, Sir.
    Senator SMITH : Dann mögen Sie mit Ihren Bemühungen fortfahren, und falls Sie ihn finden, ist es der Wunsch des Ausschusses, dass Sie das tun sollten.
    Am elften Tag befragte Senator Smith dazu den stellvertretenden Marschall Charles H. Morgan:
    Senator SMITH : Haben Sie Luis Klein in Ihrer Eigenschaft von Cleveland nach Washington gebracht?
    Mr.  MORGAN : Ja, Sir.
    Senator SMITH : War er dort in Ihrem Gewahrsam?
    Mr.  MORGAN : Nun, ich war bei ihm, versuchte, bei ihm zu sein – ja, Sir.
    Senator SMITH : Hat er dieses Papier unterschrieben (zeigt eine Zeugenerklärung von Klein)?
    Mr.  MORGAN : Ich sah ihn nicht persönlich, aber ich weiß, dass er es tat, weil es vom Büro kam.
    Er hatte Klein also »in Gewahrsam«, war bei ihm oder »versuchte, bei ihm zu sein«, sah ihn aber nicht persönlich? Diesen Formulierungen kann man entnehmen, dass Klein sich natürlich nicht wirklich unter Arrest oder etwas Ähnlichem befand, sondern ganz normal in einem Hotelzimmer wohnte. Als Nächstes verlas Smith denn auch Kleins Erklärung, wonach er bereit sei, freiwillig nach Washington zu kommen und vor dem Ausschuss auszusagen, und fragte dann:
    Senator SMITH : Wissen Sie, was aus dem Zeugen geworden
ist?
    Mr.  MORGAN : Nein.
    Senator SMITH : Wissen Sie, wann er seine vorübergehende Unterkunft hier verließ?
    Mr.  MORGAN : Wir kamen hier am Dienstagmorgen an, und ich sah ihn bis zum Dienstagabend 23 Uhr und war bereit, ihn hierher zu bringen. Ich wollte ihn wecken und ihm helfen – ihn um acht Uhr aus dem Bett holen; aber es scheint, dass er das Hotel um sieben Uhr verlassen hat und seine paar Habseligkeiten dagelassen hat. Er ging ohne seinen Kragen und Binder.
    Senator SMITH : Und wurde seitdem nicht mehr gesehen?
    Mr.  MORGAN : Nein, Sir.
    Senator SMITH : Haben Sie versucht, ihn zu finden?
    Mr.  MORGAN : Ja, Sir. Ich habe sofort die Leute hier informiert und befolgte die Anweisungen, um den Mann zu finden.
    Senator SMITH : Sie hatten keinen Erfolg?
    Mr.  MORGAN : Nein, Sir. [103]
    Soso – da wird also ein eifriger Zeuge, der Stein und Bein schwor, dass praktisch die gesamte
Titanic
-Crew am Abend der Katastrophe betrunken war, für glaubwürdig befunden und kommt freiwillig nach Washington, um auszusagen – und verschwindet dann Hals über Kopf aus seinem Hotel, ohne seinen Schlips und Kragen mitzunehmen?
     
    Alles ein Schwindel, meinte ein äußerst

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