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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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dass sich die betreffenden Dampfer auf der üblichen Südroute nach New York befanden. Übersetzt hieß das: Direkt auf der Route der
Titanic
befand sich ein 130 Kilometer breites Eisfeld.
    Diese Eiswarnung erlangte dadurch traurige Berühmtheit, dass Kapitän Smith sie zwar nachweislich erhielt, sie jedoch – statt sie an die navigierenden Offiziere weiterzureichen – zunächst dem an Bord anwesenden Chef der White Star Line, Bruce Ismay, übergab.
    Dieser steckte sie in die Tasche, plauderte mit einigen Passagieren darüber und erklärte später vor dem US -Untersuchungsausschuss, die Eiswarnung bis etwa 19 Uhr Bordzeit bei sich behalten zu haben, bis Smith sie zu Navigationszwecken zurückhaben wollte – und zwar, »um sie im Kartenraum auszuhängen«. Immerhin.
    Jedoch gehört eine solche Eiswarnung natürlich weder in die Jacke des Reeders, also eines Passagiers, noch an irgendein Schwarzes Brett im Kartenraum, sondern sofort in die Karte eingezeichnet. Nur so kann man direkt visuell erfahren, was die Eiswarnung für die Reise bedeutet. Und tatsächlich bezeugten Besatzungsmitglieder, dass die Eiswarnungen in die Karte eingetragen wurden.
    5.
Baltic:
»Eisberge und Treibeis«
    Die fünfte Eismeldung (und zweite der
Baltic
) traf am frühen Nachmittag ein und lautete:
    Hatten seit Abfahrt leichte wechselnde Winde und klares schönes Wetter. Griechischer Dampfer Athenai meldet das Passieren von Eisbergen und großen Mengen Treibeis heute auf Breite 41.51 N Länge 49.52 W … Wünschen Ihnen und Titanic alles Gute. [94]
    Die klare Botschaft dieser Eiswarnung lautete: Schon wieder Eis südlich des 42. Breitengrades und damit ziemlich genau auf der Route!
     
    Zeit für eine kleine Zwischenbilanz. Bereits am frühen Nachmittag des verhängnisvollen 14. April 1912 konnte die Schiffsführung der
Titanic
das klare Fazit ziehen: Die Strecke ist ein Minenfeld – vermutlich kein Durchkommen! Wenn überhaupt, dann nur bei ganz langsamer Fahrt. Aber warum? Es fuhren doch andere Dampfer durch das Gebiet, von denen ja schließlich die Eiswarnungen stammten! Schon, aber die
Titanic
würde erst nachts in dem betreffenden Seegebiet unterwegs sein. Und da es damals noch kein Radar gab, würde sie die Eisberge in der mondlosen Nacht, wenn überhaupt, erst sehr spät sehen können.
    6.
Californian:
»Drei große Eisberge«
    Am Abend des Katastrophentags 14. April 1912 schnappte die
Titanic
eine Eismeldung des White-Star-Liners
Californian
an die
Antillian
auf. Um 18.30 Uhr Schiffszeit habe man auf der Position 42°3' N und 49°9' W »drei große Eisberge fünf Meilen südlich von uns« gesichtet, meldete die
Californian
. [95] Die Länge entsprach ziemlich genau der späteren Fundstelle des
Titanic
-Wracks, die Breite war allerdings signifikant nördlich der
Titanic
-Route. Dabei stellt sich die Frage, was die
Californian
so weit nördlich der Route zu suchen hatte.
    In jedem Fall passte auch diese Eiswarnung in das allgemeine Bild eines massiven Eisvorkommens auf oder in der Nähe der
Titanic
-Route. Im Prinzip waren all die Eiswarnungen eine Pünktchenzeichnung: Man musste die Punkte nur verbinden und erhielt die Umrisse eines riesigen Eisfeldes oder mit Eis durchsetzten Gebietes.
    Was das Schicksal dieser Eismeldung angeht, verstrickte sich der überlebende
Titanic
-Funker Harold Bride in Widersprüche. Zuerst wollte er sie Kapitän Smith übergeben haben, dann einem Offizier, an den er sich angeblich nicht mehr erinnern konnte. Die überlebenden Offiziere der
Titanic
behaupteten wiederum, die Eismeldung nie gesehen zu haben. Wobei interessant ist, dass Bride damit durchaus anerkannte, dass auch eine nur »aufgeschnappte« Eiswarnung der Schiffsführung zu übergeben ist.
     
    Nebenbei bemerkt, verhielt sich die
Californian
im Angesicht des Eises völlig anders als die
Titanic
. Um 22.21 Uhr befahl ihr Kapitän »Volle Kraft zurück« und dann »Maschinen stopp«, um über Nacht am Rande des Eisfeldes liegen zu bleiben – etwa 19 bis 20 Meilen nordwestlich der
Titanic
.
    7.
Mesaba:
»Viel schweres Packeis«
    Am späteren Abend des 14. April 1912, etwa zwei bis drei Stunden vor der Katastrophe, traf eine weitere Eiswarnung ein. Sie stammte von der
Mesaba
und richtete sich »an alle nach Osten fahrenden Schiffe«:
    Eis-Bericht. Auf Breite 42 N. bis 41.25 N. bis Länge 49 W. bis Länge 50.30 W. Sah viel schweres Packeis und eine große Zahl großer Eisberge, sowie Treibeis. Wetter gut, klar. [96]
    Die Meldung

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