Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
Vom Netzwerk:
britischen Kommission: »Ich glaube nicht einen Moment, dass wir im Besitz dieser Nachrichten waren, Mylord.« Wie wir jedoch wissen, waren alle diese Nachrichten wirklich an Bord der
Titanic
angekommen. Boxhall selbst hatte von »einem ganzen Haufen« von Eiswarnungen gesprochen.
    »Vorausgesetzt, diese Nachrichten werden bestätigt«, wandelte Lord Mersey seine Frage ab: »Können Sie erklären, warum es der
Titanic
erlaubt wurde, ihren Weg durch eine solche Region zu suchen?« Die Antwort: »Nein, Sir, das kann ich nicht.«
    Damit hatte der Offizier nautisch und moralisch komplett abgedankt. Und daher müssen auch wir an diesem Punkt grundsätzlich umdenken. Bisher war in der seit hundert Jahren währenden Diskussion ja schlimmstenfalls die Rede von Schlamperei, Fahrlässigkeit und der Missachtung von Warnsignalen. Bisher war auch davon die Rede, die
Titanic
sei »trotz« der Eiswarnungen weitergefahren. Gemäß dem beschriebenen Bild hatte die
Titanic
die Eiswarnungen jedoch keineswegs ignoriert. Vielmehr war sie »wegen« der Eiswarnungen weitergefahren, was dadurch zum Ausdruck kommt, dass sie den Bereich des dicksten Eises regelrecht ansteuerte. Aus diesem Bereich sendete sie schließlich ihren Notruf, und hier versank sie tatsächlich auch.
    Ein feuchtfröhlicher Abend und ein verschwundener Zeuge
    Während die
Titanic
direkten Kurs auf das Eis nahm, wurden die Passagiere bei einem fröhlichen Besäufnis »abgefüllt«, wie man so schön sagt. »Es war der bunteste Abend der ganzen Reise«, plauderte später Steward Thomas Whiteley laut
The Washington Herald
(vom 21. April 1912) aus dem Nähkästchen, wobei die Legende von der »Rekordfahrt« wiederbelebt wurde. Das Schiff sei bis dahin sehr schnell gewesen, wahrscheinlich würde man einen neuen Rekord aufstellen – zumindest wurde das den Passagieren und Besatzungsmitgliedern erzählt. »Es wurde der Befehl erteilt, das Abendessen sollte das feinste sein, das jemals an Bord eines Schiffes serviert wurde, egal, was es kostet, und die Befehle wurden ausgeführt.«
    Gegen halb sieben Uhr abends habe es angefangen.
Titanic
-Reeder Ismay habe an einem Tisch in einer Ecke in der Nähe von Herrn und Frau Astor gesessen. »Kurz nachdem das Essen serviert worden war, fing der Spaß an. Am Astor-Tisch wurde Wein serviert, und die Konversation war sehr angeregt. Der Kapitän sprach und scherzte mit Herrn Astor, gelegentlich sagte Herr Ismay etwas. Ein Thema war die Geschwindigkeit des Schiffes. Ich sah den Kapitän keinen Tropfen trinken. Ich glaube, er schlug nie über die Stränge.«
    Während der Steward behauptete, das Essen sei gegen 21 Uhr beendet gewesen und Kapitän Smith habe später im eisigen Wasser noch ein Baby vor dem Ertrinken gerettet, erhob der überlebende Major Arthur Peuchen später schwere Vorwürfe wegen des Trinkgelages. Dieses habe bis 22.30 Uhr gedauert, wobei der Wein in Strömen geflossen sei, so Peuchen laut
The Yakima Herald
vom 1. Mai 1912. Demnach waren viele der Erste-Klasse-Passagiere, aber auch Besatzungsmitglieder, als sie einen klaren Verstand gebraucht hätten, betrunken. Eine Stunde und 15 Minuten später sei das Schiff auf den Eisberg gefahren, so die Zeitung.
     
    Auch ein ungarisches Besatzungsmitglied der
Titanic
namens Louis (oder Luis) Klein machte der Schiffsführung später Vorwürfe. Demnach floss reichlich Alkohol an diesem Abend, nicht nur bei der exklusiven Dinnerparty. Vielmehr sei der übrig gebliebene Wein danach an Crewmitglieder ausgeschenkt worden, bis diese total betrunken gewesen seien.
    Demnach war die Titanic an diesem Abend weitgehend führerlos; die Ausguckmatrosen hätten friedlich im Krähennest geschlafen; die anderen Besatzungsmitglieder, ob im Dienst oder nicht, seien mit Champagner abgefüllt gewesen, den die Stewards aus dem Speisesaal mitgebracht hätten. »Ich weiß, dass viele betrunken waren«, so Klein gemäß
The Gazette Times
vom 22. April 1912. Demzufolge wurde die
Titanic
wirklich von einem Eisberg getroffen, allerdings lief das Ereignis etwas anders ab, als es sich Besatzung hinterher mehr schlecht als recht erzählte.
    Während er, Klein, so ziemlich der einzige Nüchterne an Deck gewesen sei, habe ein Passagier an der Reling auf etwas gezeigt: »Ich folgte seinem Arm und sah, dass es ein großer Eisberg war, und rannte zur Brücke. Der Dritte Offizier sah mich und rief, was los sei.« Er sei jedoch zu aufgeregt gewesen und zu dem Mast mit dem Krähennest gelaufen, um die Männer im

Weitere Kostenlose Bücher