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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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gesehen haben. Und Wasser stand in kurzer Zeit überall: In den vorderen Heizräumen ebenso wie etwa in der Poststelle, die an die vordere Wand von Bunker Nr. 6 grenzte. Doch nirgends schwamm auch nur ein kleiner Brocken Eis.
     
    Die Zwischenbilanz kann bis hierhin nur lauten: Vielleicht haben einige Passagiere oder Besatzungsmitglieder wirklich irgendwo in der Nähe einen Eisberg gesehen; nach dem, was sich am nächsten Morgen abspielte, war das durchaus möglich. Und der Zusammenhang mit dem sinkenden Schiff war ja geradezu »selbstevident«: Hier war ein sinkendes Schiff, dort drüben schwamm ein Eisberg – also? Was sollte es schließlich sonst gewesen sein? Da die
Titanic
an einem dichten Eisfeld entlangfuhr, ist die Schlussfolgerung, dass sie durch die Kollision mit einem Eisberg sank, ein Zusammenhang, der sich aufdrängt – oder der einem aufgedrängt wird. Und zwar dadurch, dass man die
Titanic
auf ein dichtes Eisfeld zusteuerte, bevor sie sank. Sicherlich gab es also Eisberge in der Nähe, als die
Titanic
unterging. Ob die
Titanic
wirklich mit einem Eisberg kollidierte (wie es beispielsweise die Männer im Ausguck gesehen haben wollen) und vor allem ob sie allein dadurch unterging, ist dagegen eine ganz andere Frage.
    Eis auf dem Deck
    Nicht doch: Es gibt doch schließlich einen objektiven Beweis für die Kollision, und das ist das Eis auf dem Welldeck. Das Welldeck ist ein abgesenkter Decksteil zwischen dem Vorschiff (forecastle) und den Decksaufbauten. Dort sei es richtig fröhlich zugegangen, berichtet unter anderem Wolf Schneider in seinem Buch über die
Titanic
-Katastrophe. Tonnen von Eis habe der Eisberg abgestreift, »zwei Zoll dick«, mit »fußballgroßen Brocken« darunter. Und dann hätten die Passagiere übermütig damit gespielt. [134]
    Dabei ist das mit den »Tonnen« so eine Sache. Tatsächlich gab es in der Geschichte der Eisbergkollisionen zwar derartige Vorfälle, bei denen »Tonnen von Eis« von einem Eisberg abgeschlagen wurden. Allerdings war dies alles andere als ein Spaß.
    Als am 13. Mai 1890 beispielsweise die
Beacon Light
einen Eisberg rammte, wurde nicht nur der Rumpf beschädigt, vielmehr krachten auch schätzungsweise 50 Tonnen Eis auf das Schiff und zerschmetterten dabei das Vordeck und die Reling. Denn Eis ist nun mal verdammt dicht und schwer. Tonnenschwere Brocken würden zweifellos großen Schaden anrichten. Die Tatsache, dass die Passagiere der
Titanic
jedoch fröhlich mit kleinen, handlichen Stücken spielten, weist darauf hin, dass es sich nicht um ein dramatisches Ereignis handelte.
    Bei der amerikanischen Untersuchung fragte Senator Smith den überlebenden Vierten Offizier Boxhall:
    Senator SMITH : Gab es nach der Kollision Ihres Wissens nach irgendwelche Anzeichen von Eis auf den Decks?
    Mr.  BOXHALL : Nur ganz wenig auf dem unteren Deck. Auf dem offenen Deck habe ich nur sehr wenig gesehen, nicht viel. [135]
    Ja, man darf sogar bezweifeln, ob das Eis überhaupt von einem Eisberg stammte. Seltsame Idee – woher sollte das Eis mitten auf dem Atlantik denn sonst kommen? Dazu gleich mehr. Von einem Eisberg konnte das Eis gleich aus mehreren Gründen jedenfalls nicht stammen. Das Erste, was das Eis hätte so abhobeln können, dass es auf das Welldeck gefallen wäre, wäre die Steuerbordreling gewesen. Diese zeigte sich jedoch auch noch mehr als 70 Jahre später bei Untersuchungen des Wracks ab 1985 vollkommen unversehrt.
    Wohl deshalb gingen einige Darstellungen der Kollision davon aus, dass das Schiff den Eisberg erst mit der Kante des Welldecks berührte, also da, wo der Schiffsrumpf seine volle Breite erreichte. Das Problem ist nur, dass die Kante des Welldecks nicht glatt war, sondern dass hier eine Plattform mehrere Meter im rechten Winkel über den Schiffsrumpf hinaus über das Wasser ragte. Ein vorbeischrammender Eisberg hätte diese Plattform zweifellos abgerissen. Wie jedoch Fotos und Zeichnungen des Schiffswracks zeigten, war die Plattform viele Jahrzehnte später auf dem Meeresgrund noch exakt an ihrem Platz (siehe auch »Leichenschau am Wrack«).
    Es lässt sich also beim besten Willen nicht erkennen, welche Schiffsteile hier Eisbrocken von dem Eisberg hätten abreißen oder abhobeln können, so dass es auf dem Welldeck gelandet wäre. Beobachtet hat den Vorgang schließlich auch niemand.
    Das vordere Welldeck der
Titanic
an einem Modell. Die im Text erwähnte nach außen ragende Plattform ist hier nicht dargestellt. [25]
    Kritiker dieser Idee

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