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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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John Simon wissen: »Was haben Sie gehört oder gesehen?« Antwort: »Wasser ergoss sich einen halben Meter über den Bodenplatten in das Schiff. Die Seite des Schiffes war vom dritten Heizraum [in der Kesselhalle 2; G. W.] bis nach vorne aufgerissen.« (Was nachweislich falsch ist, wie wir anhand des Wracks noch sehen werden.)
    Interessant – denn das war weder die Frage, noch konnte Barrett das wissen, denn er befand sich ja nun mal weit vorne im sechsten Kesselraum. Offenbar fasste er hier den Zustand des Schiffes zusammen, wie er sich letztlich dargestellt hatte – oder ihm eingetrichtert worden war. »Wir werden uns dem langsam nähern«, sagt der Generalstaatsanwalt folgerichtig, denn zunächst will er natürlich wissen, was Barrett selbst wahrgenommen hat:
    »Lassen Sie uns das noch einmal wiederholen«, fragt Generalstaatsanwalt Simon: »Sie sagten etwas über eindringendes Wasser?« – »Ja.«
    »Hat es sich auf Sie ergossen?« – »Ja.«
    »Kam es in diese Sektion [Kesselraum; G. W.] Nr. 6, Heizraum Nr. 10?« – »Ja.«
    »Sie haben auch etwas darüber gesagt, dass die Seite des Schiffes aufgerissen wurde?« – »Ja.«
    Anschließend schaltet sich der Havariekommissar Lord Mersey ein:
    »Bevor wir das verlassen: Können Sie mir sagen, woher das Wasser kam?«
    »Das wollte ich auch gerade fragen«, pflichtet der Generalstaatsanwalt bei und wendet sich an den Zeugen: »Wo kam das Wasser her?«
    Antwort: »Nun, aus dem Meer, nehme ich an.« [132]
    Diese dreiste Antwort hatte ich schon erwähnt. Daraus können wir die Haltung des Zeugen gegenüber der Untersuchung eindrucksvoll entnehmen. Er brachte dem Ganzen nicht den geringsten Respekt entgegen. Lord Merseys Frage hatte er bewusst missverstanden, denn dass das Wasser aus dem Meer kam, wusste dieser natürlich selbst. Der entwaffnend frechen Antwort kann man auch einen gewissen Unwillen entnehmen, konkret auf die Frage zu antworten.
    Der Sinn der Frage bestand darin herauszufinden, wo das Wasser eindrang oder aus welcher Richtung es auf Barrett zukam. Möglicherweise reagierte Barrett deshalb so patzig, weil es sich hier um einen wunden Punkt – sprich: eine Lüge – handelte. Denn ein anderer Heizer aus Heizraum Nr. 10, George W. Beauchamp, hatte die Sache ganz anders in Erinnerung. Demnach hörte sich der »Aufprall« so an wie »ein Donner, das Grollen eines Donners«, und das Wasser kam durch die Tür des Kohlebunkers. [133]
    Laut Barrett ist das Wasser dagegen zwei Fuß über dem Boden seitlich durch die Steuerbord-Bordwand hereingeschossen, außerdem auch an anderen Stellen, wie beispielsweise in einen Bunker (Nr. 5).
    Danach sei Barrett nach seinen Angaben durch eine Verbindungstür oder einen Verbindungstunnel geflohen, der rückwärts durch den Bunker Nr. 5 in den Kesselraum Nr. 5 führte (siehe Skizze in »Die Ratten verlassen das sinkende Schiff«).
    Da er später auf diesem Weg nicht mehr in den Kesselraum Nr. 6 zurückkehren konnte, versuchte er auf andere Weise, wieder dorthin zu gelangen, um die Lage dort zu beurteilen. Nach einer Weile verließ er also den Kesselraum Nr. 5 über eine Fluchtleiter nach oben und benutzte einen dortigen Verbindungsgang zurück zu Kesselraum Nr. 6, so dass er nun von oben in den Kesselraum hinunterschauen konnte. Das Wasser dort habe inzwischen zweieinhalb Meter (acht Fuß) hoch gestanden.
    Barrett redet anschließend noch sehr viel über Wasser und Wasserströme in den Kesselräumen und Bunkern. Später sei er beispielsweise wieder im hinteren Bereich von Kesselraum Nr. 5 gewesen, als plötzlich ein Schwall Wasser von vorne zwischen den Kesseln hervorgeschossen sei (also aus der Richtung des Kesselraums Nr. 6). Daraufhin sei er auch von dort geflohen.
    Interessant ist bei dieser Zeugenaussage wieder einmal, wovon Barrett nicht redet. Wie man es auch dreht und wendet: Sollte ein Eisberg die
Titanic
gerammt oder aufgeschlitzt haben, hätte Eis auch in das Schiff eindringen müssen und wäre von den Wasserströmen im Rumpf mitgenommen worden. Entweder wären große Stücke des Eisbergs abgebrochen oder kleinere Stücke von den Stahlplatten des Schiffes abgehobelt worden. Es wäre auch noch eine ganze Weile herumgeschwommen, ohne zu schmelzen, denn das eindringende Wasser war ja ebenfalls eiskalt, etwa minus zwei Grad Celsius. Doch Eis wird in dem eindringenden Wasser an keiner einzigen Stelle erwähnt – weder von Barrett noch von anderen Zeugen, die das eindringende Wasser ebenfalls

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