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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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versuchten, in das Boot zu steigen. Danach hörte ich einen weiteren Schuss, und ich sah den Offizier an Deck liegen. Man hat mir erzählt, er habe sich erschossen, aber das habe ich nicht gesehen.«
    Es wäre allerdings ebenso möglich wie verständlich, wenn Passagiere zurückgeschossen hätten, denn tatsächlich trugen auch einige von ihnen Schusswaffen. Dalys Tochter Marion K. Joyce schrieb später: »Ich hörte wie mein Vater erzählte, dass er mit der Waffe zurückgehalten wurde, als er in die Rettungsboote steigen wollte. Und dass er sah, wie Männer erschossen wurden.« [154]
     
    »Die Besatzung benutzte ihre Waffen, um die Männer zurückzuhalten, damit Frauen und Kinder an Bord der Boote gehen konnten«, berichtete auch der Passagier Edward Beane.
    Das scheint jedoch nicht in jedem Fall zu stimmen – denn oft waren gar keine Frauen und Kinder mehr in der Nähe, die in die Boote steigen wollten. Daher wurden die Boote auch mit leeren Plätzen gefiert. »Ich sah, wie ein Mann niedergeschossen wurde, der durch [unleserlich] durchbrechen wollte«, berichtete Beane. Außerdem habe er gesehen, wie Mündungsfeuer einem anderen Passagier die Finger verbrannt habe. (
Rochester Democrat and Chronicle
, 15. April 1931) »Auf den Ruf ›Nein, nur Frauen!‹ blieb Beane zurück, während seine Braut in einem der Rettungsboote untergebracht wurde«, schrieb die
New York Times
am 21. April 1912. »Aber als er mannhaft zurückblieb, sah er, dass das Boot nur halb voll war, als es gefiert wurde. Daraufhin sprang er ins Wasser und schwamm zu dem Boot, wo er von Ethel Beane hineingezogen wurde.«
     
    »Augenzeugen erklären«, schreibt auch Waag in seinem Buch, »dass die aufsichtsführenden Offiziere und Mannschaften eine Unfähigkeit an den Tag legten, die unter Umständen geradezu verbrecherisch war.« [155]
    »Gegen 1.20 Uhr hatten sechs Rettungsboote die
Titanic
verlassen; keines davon war mit der zulässigen Zahl von Insassen beladen«, so auch Marschall und Lynch in ihrem Buch
Titanic – Königin der Meere
. »Auf der Steuerbordseite wurden jetzt auf dem Achterschiff rasch immer mehr Menschen zum schnellen Einstieg in die Rettungsboote gedrängt. Kate Buss, die mit Marion Wright und Douglas Norman über die Rettungschancen sprach, brachte es nicht über sich, die Boote auch nur anzusehen. Während sie voller Angst warteten, trat Dr. Alfred Pain, ein weiterer Freund dieses Kreises, hinzu. Als jemand rief: ›Meine Damen, bitte hier entlang‹, führten Pain und Norman die beiden Frauen eilig zum Boot Nr. 9. Als Miss Wright dann über den Abgrund zwischen der Reling und dem zerbrechlich erscheinenden Boot hinwegsprang, sagte sie nicht einmal ›Auf Wiedersehen‹, in dem irrigen Glauben, ihre Freunde bald wiederzusehen. Kate Buss, die bereits in dem Rettungsboot saß, forderte die beiden Männer auf zuzusteigen. In dem Rettungsboot befanden sich nämlich bereits einige Männer aus der zweiten Klasse.« [156]
    Laut der oben zitierten Aufstellung standen in Boot Nr. 9 sechs männlichen Passagieren 42 Frauen und acht Besatzungsmitglieder gegenüber. Insgesamt befanden sich also 56 Menschen an Bord, womit mindestens noch neun Plätze frei waren. »Aber als Douglas Norman tatsächlich einsteigen wollte, wurde er von Besatzungsmitgliedern barsch zurückgehalten, während das Boot nach unten entschwebte. ›Warum haben Sie meine Freunde nicht mitgenommen?‹, stellte Miss Buss den Kommandanten des Bootes zur Rede.« Seine verblüffende Erklärung: Er habe »Befehl gehabt, wegzufieren und dass man ihn bei Zuwiderhandlung erschießen und einen anderen Mann an seine Stelle setzen würde. ›Und trotzdem hätte man ihre Freunde nicht auf das Boot gelassen‹, fügte er dann noch fast entschuldigend hinzu.« [157]
    Man hätte ihn erschossen, wenn er zwei Männer in ein Boot gelassen hätte, in dem noch neun Plätze frei waren? Was wurde beim Untergang der
Titanic
eigentlich wirklich gespielt?
     
    Als das letzte Boot D zu Wasser gelassen wurde, zog Lightoller seine Pistole »und befahl einigen Besatzungsmitgliedern, mit eingehängten Armen einen Halbkreis vor dem Boot zu bilden, um zu verhindern, dass die noch zahlreich auf dem Bootsdeck vertretenen Männer das Boot stürmten«. [158] Meine Güte – so wichtig war es Lightoller, dass keine Männer an Bord kamen?
    Als das Boot abgefiert wurde, war es wieder nicht voll. »Lightollers Beharren darauf, dass unter keinen Umständen Männer an Bord der Boote durften, selbst

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