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Das Titanic-Attentat

Das Titanic-Attentat

Titel: Das Titanic-Attentat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Wisnewski
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einsteigen könnten, führen nicht zum Erfolg. Vielmehr passt ein weiterer Offizier geradezu hysterisch auf, dass nur kein Mann an Bord kommt: »›Kein Mann jenseits dieser Linie!‹, ruft der Sechste Offizier Moody unter den Augen von Kapitän Smith.« [163]
    Nirgends wird dieser Irrsinn so offensichtlich wie bei dem Drama um das Backbord-Rettungsboot Nr. 4, das der reichste Mann Amerikas, John Jacob Astor, und seine schwangere Frau Madeleine besteigen wollen. Astor war der steinreiche Erbe des Immobilienimperiums der Astors, dem große Teile von Manhattan gehörten. Er machte als Immobilienentwickler, Autor, Rennfahrer und Erfinder von sich reden. In Manhattan baute er zwei Luxushotels, darunter das »Astoria«, aus dem später das »Waldorf-Astoria« hervorging. Astor wurde im Angesicht der Rettung eiskalt dem Ertrinken überantwortet.
    Zwischendurch schien der Kapitän auch an Steuerbord sein Unwesen zu treiben: »Einige Männer, die sich hineindrängelten, wurden auf der Stelle von Kapitän Smith’ Revolver gestoppt«, erinnerte sich die Passagierin Lady Duff Gordon, »wobei mehrere fielen, bevor die Ordnung wiederhergestellt wurde. … Das Boot wurde ein Stück hinabgelassen, und gerade als es frei kam, setzte ein Mann zum Sprung in das Boot an und wurde erschossen. Er wurde offensichtlich sofort getötet. Seine Leiche fiel in das Boot zu unseren Füßen, und da niemand Anstalten machte, sie über Bord zu werfen, blieb sie da, bis wir von der
Carpathia
aufgesammelt wurden.« [164]
    In Lady Duff Gordons Boot (Nr. 1) waren mindestens noch 28 Plätze frei.
     
    Ich hatte ja vorhin über die Zeiten geredet, die veranschlagt wurden, die Rettungsboote zu bemannen und zu fieren. Bei 64 Booten veranschlagte der Schiffsarchitekt von Harland & Wolff, Wildener, eine Stunde, bei 32 Booten eine halbe Stunde. Wir hatten es hier jedoch nur mit 16 regulären Rettungsbooten und vier Klappbooten zu tun. Die 16 Rettungsboote hingen bereits an den Davits, so dass man sie im Grunde nur abdecken, ausschwenken, die Passagiere hineinspringen lassen und fieren musste.
    Das Pech der Passagiere auf der Backbordseite und insbesondere der Männer bestand jedoch darin dass hier Kapitän Smith und der Zweite Offizier Lightoller das Kommando führten. Mit Boot Nr. 4 zum Beispiel beschäftigte sich Lightoller geschlagene 70 Minuten, bevor es zum endgültigen Fieren abgefertigt wurde.
    Zuerst hatte er versucht, es vom Bootsdeck zu Deck A herabzulassen, um die Passagiere von dort zusteigen zu lassen. Wie bereits dargestellt, hatte es jedoch zu den merkwürdigen Baumaßnahmen in letzter Minute gehört, die Promenade des A-Decks mit sogenannten Gischtfenstern zu verrammeln, die nur von der Besatzung mit speziellen Werkzeugen geöffnet werden konnten. Für die Schiffsführung hatte das allerdings den Vorteil, dass Passagiere diese Boote nur vom darüber gelegenen Bootsdeck aus besteigen konnten – so dass die Offiziere das Einsteigen in diese Boote voll unter Kontrolle haben würden. Entweder hatte Lightoller diese bauliche Gegebenheit vergessen, oder er betrieb ohnehin Obstruktion.
    So hing also das von Lightoller abgefierte Boot Nr. 4 plötzlich vor den Gischtfenstern von Deck A, ohne dass jemand zusteigen konnte. Daraufhin ließ Lightoller das Boot wieder zum Bootsdeck hochziehen, um es sich kurz darauf wieder anders zu überlegen und es wieder zu dem verschlossenen A-Deck hinunterzulassen. Ein Matrose sollte nun das Spezialwerkzeug suchen, um die Fenster zu öffnen: »Frauen aus der ersten Klasse samt Anhang bildeten eine ordentliche Schlange vor dem Boot 4, doch der [mit nur acht Backbordrettungsbooten! G. W.] emsig beschäftigte Offizier kehrte erst nach über einer Stunde zurück.« [165] Also nach jener Zeit, in der es nach den Darlegungen des Schiffsarchitekten gedauert hätte, 64 Rettungsboote zu fieren.
    Unter den Wartenden am Boot Nr. 4 waren auch die Astors. Dazu gleich mehr.

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    Die Geisterschiffe
    Titanic
-Kennern werde ich wahrscheinlich nichts Neues verraten, aber alle anderen wird es vielleicht überraschen, wenn ich feststelle, dass es nach all den vielen unfassbaren Versäumnissen und Skandalen noch einen weiteren gab. Nämlich, dass die
Titanic
im Moment ihrer verzweifelten Agonie, während die Rettungsboote gefiert und gleichzeitig 1500 Menschen mehr oder weniger mutwillig dem Tod durch Ertrinken überlassen wurden, nicht allein war. In Wirklichkeit wimmelte es um die
Titanic
herum vor anderen Schiffen, die

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