Das Todeskreuz
Erscheinungsbild stand: »Ja, bitte?«
»Herr Reiter?«, fragte Brandt obligatorisch und hielt seinen
Ausweis hoch.
»Was kann ich für Sie tun?«
»Hätten Sie was dagegen, wenn wir uns drinnen unterhalten?
«
»Und um was geht's, wenn ich fragen darf?«
»Wir haben nur ein paar Fragen, dauert auch nicht lange.«
Reiter schien kurz zu überlegen und sagte: »Von mir aus. Gehen
wir in meine Wohnung, dort sind wir ungestört. Ich geb nur
schnell meiner Assistentin Bescheid. Wenn Sie bitte solange warten
wollen.«
Brandt sah Reiter nach, wie er im Labor verschwand, und flüsterte:
»Ganz schöner Brocken, der geht bestimmt jeden Tag in die
Mucki-Bude.«
»Neidisch?«
Brandt grinste und schüttelte den Kopf. »Nein, hab doch keinen
Grund dazu.«
Reiter kehrte zurück und ging vor den Beamten in den ersten
Stock, schloss die Tür auf und wartete, bis Brandt und Durant
eingetreten waren, und machte die Tür wieder zu. Er lebte in einer
großen Wohnung mit hohen Decken, einem langen und breiten
Flur, von dem mehrere Türen abgingen. Das Wohnzimmer
war stilvoll und elegant eingerichtet, sehr sauber und einladend
und verbreitete eine gemütliche Atmosphäre. Reiter bot den
Kommissaren einen Platz an und setzte sich in einen Sessel. Durant
versuchte in Reiters Gesicht zu lesen, doch es gelang ihr
nicht. Er machte einen sympathischen, offenen Eindruck, und sie
konnte sich nur schwer vorstellen, einen zweifachen Mörder vor
sich zu haben. Was ihr jedoch auffiel, war, dass Reiters Gesichtsmuskeln
um die Augen und die Nase permanent zuckten. Entweder
handelte es sich um eine nervöse Störung oder eine erbliche
Veranlagung.
Brandt sagte: »Herr Reiter, ich gehe doch richtig in der Annahme,
dass Sie eine Dr. Sittler und einen Dr. Buchmann kennen.«
Von einer Sekunde zur andern versteinerte sich Reiters Miene,
ohne dass dieses Zucken aufhörte, seine Haltung wurde straff,
und er antwortete: »Warum fragen Sie?«
»Also ja.«
»Ja, natürlich kenne ich die. Was ist mit denen?«
»Sie wurden ermordet. Ziemlich unschöner Anblick, um es
gelinde auszudrücken.«
»Was heißt das?«
»Tut mir leid, Einzelheiten darf ich nicht nennen. Aber wir
sind im Zuge unserer Ermittlungen auf einige Dinge gestoßen,
die ein nicht gerade vorteilhaftes Licht auf Dr. Sittler und Dr.
Buchmann und auch einige andere Personen werfen. Sie können
sich nicht zufällig vorstellen, um wen es sich dabei handeln
könnte?«
Brandt sah Reiter in die Augen. Dieser hielt dem durchdringenden
und forschenden Blick nur kurz stand. Im Gegensatz zu
Gebhardt hatte er sich jedoch unter Kontrolle. Er verschränkte
die Hände hinter dem Nacken und schlug die Beine übereinander.
Auch die trotz des Zuckens versteinerte Miene war mit einem
Mal wie weggeblasen.
»Keine Ahnung, aber Sie werden ja wissen, dass ich in meinen
jungen Jahren nicht gerade ein Lamm war. Ich verstehe trotzdem
nicht, was ich mit dem Tod ...«
»Das werde ich Ihnen erklären. Es geht um Mord, zweifachen
Mord, um genau zu sein.«
»Das haben Sie eben schon gesagt.«
»Ich meine nicht Dr. Sittler und Dr. Buchmann. Ich spreche
von den Morden an Laura Kröger und Peter Guttenhofer. Was
fällt Ihnen dazu ein?«
Reiter schüttelte den Kopf und lachte kurz auf. »Das meinen
Sie. Ich hab keinen Schimmer, warum Sie damit zu mir kommen.
Ich weiß auch nicht, was ...«
»Herr Reiter, lassen wir das doch. Sie, Thomas Gebhardt und
Magnus Möller waren verdächtig, die Morde begangen zu haben.
Aber noch bevor es zu einer Anklage kam, waren die wichtigsten
Beweismittel verschwunden.«
»Weder ich noch einer meiner ehemaligen Freunde wurde
wegen Mordes angeklagt. Ich weiß nicht, woher Sie Ihre Informationen
bezogen haben, aber den Weg zu mir hätten Sie sich
sparen können. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen.
«
»Nein, wir sind noch nicht fertig«, ergriff nun Durant das
Wort, stand auf und stellte sich neben Reiter. »Sie wissen so gut
wie Herr Brandt und ich, dass Sie keine Kavaliersdelikte begangen
haben. Wir wären ganz sicher nicht zu Ihnen gekommen,
hätten wir keine Beweise. Aber wir haben welche, das garantiere
ich Ihnen.«
»Aber...«
»Lassen Sie mich ausreden. Sie waren zu dritt, als Sie Peter
Guttenhofer, einen unbescholtenen Familienvater von drei Kindern,
einfach so abgeknallt haben. Und das mit Laura Kröger war
noch ein ganzes Stück härter, oder wollen Sie die Details noch
mal hören?«
Reiter wurde
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