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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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verließen die Wohnung von Andreas Reiter.
Unten sagte Durant: »Was ist Ihre Einschätzung?«
    »Er war dabei.«
    »Hm, aber dabei und dabei können zwei sehr unterschiedliche
Paar Schuhe sein«, meinte Durant nachdenklich.
    »Richtig, doch er war dabei, und das allein zählt für mich.
Inwiefern er dabei war und was er gemacht oder nicht gemacht
hat, das wird er uns hoffentlich noch beichten. Und übrigens,
Ihre Methoden sind auch nicht gerade ohne. Erst ganz langsam
und sanft anfangen und dann den Holzhammer rausholen.«
    »Ich versteh überhaupt nicht, was Sie meinen«, entgegnete
Durant mit entwaffnendem Lächeln.
    »Ja, ja, spielen Sie ruhig die Coole und Charmante, das passt
zu Ihnen. Aber Sie haben dem da oben einen ganz schönen Schrecken
eingejagt.«
    »Mag sein. War das ein Fehler?«, fragte Durant.
    »Nein, glaub nicht. Ich habe den Eindruck, dass sich das Trio
aus den Augen verloren hat. Die haben keinen Kontakt mehr
zueinander. Er zumindest weiß nicht, wo Gebhardt wohnt, und
das ist schon mal eine Bestätigung meiner Theorie. Und Gebhardt
will ja auch nichts mehr mit den andern zu tun haben. Und
ich fahr jetzt nach Hause. O shit, ich hab was vergessen ...
    Warten Sie noch einen Moment.« Brandt wählte die Nummer
von Andrea Sievers, ließ es lange läuten und wollte bereits auf
Aus drücken, als sie sich doch noch meldete. Er ging ein paar
Meter von Durant weg und sagte: »Wir hatten verabredet, dass
ich so gegen sechs noch mal anrufe. Sehen wir uns heute noch?«
Es war ein letzter Versuch, den er unternehmen wollte, danach
würde er die Dinge nur noch laufen lassen.
    »Wo bist du?«
    »In Offenbach.«
    »Fahr heim und kümmer dich um deine Familie. Ich muss
heute wirklich früh zu Bett, ich kann nicht mehr, ich bin echt
fertig. Vielleicht sehen wir uns irgendwann in den nächsten Tagen
mal.«
    »Ja, vielleicht, ich hab aber nicht viel Zeit. Schlaf gut.«
    Sie legte ohne eine Erwiderung auf.
    Brandt steckte sein Handy ein und zuckte mit den Schultern.
Kümmer dich um deine Familie! Es klang vorwurfsvoll und
längst nicht mehr wie die Andrea, die er einst kennengelernt hatte.
Und es war das kürzeste Telefonat, das er je mit ihr führte. Er
war noch in Gedanken versunken, als ein Lkw an ihm vorbeidonnerte.
Er schreckte auf und begab sich zu Durant zurück, die an
ihren Wagen gelehnt dastand und auf das Bordsteinpflaster
schaute.
    »Machen wir Schluss für heute«, sagte er. »Morgen ist auch
noch ein Tag.«
    »Wie weise«, entgegnete Durant spöttisch. »Halb neun im
Präsidium? Und fragen Sie bitte nicht wieder, in welchem. Es
gibt nur ein großes Präsidium. Tschüs und gute Nacht.«
Ihm war nicht zum Scherzen zumute. Normalerweise hätte er
entsprechend gekontert, trocken, wie es seine Art war, aber diesmal
unterließ er es. »Nacht«, sagte er stattdessen nur, wobei Durant
meinte einen nachdenklichen und melancholischen Ausdruck
in seinem Gesicht auszumachen.
    Brandt erreichte seine Wohnung nach einer Viertelstunde, Durant
brauchte doppelt so lange. Sarah war wieder einmal nicht zu
Hause, wie so oft in letzter Zeit. Sie war bestimmt mit Freunden
oder Freundinnen unterwegs, von denen er kaum einen oder eine
kannte, und er musste sich eingestehen, dass auch sie ihm allmählich
entglitt. Er fand kaum noch Zugang zu ihr, sie war häufig
zickig und übelgelaunt, und wenn er mit ihr reden wollte,
blockte sie ab und ließ ihn nicht selten einfach stehen. Dafür telefonierte
sie beinahe täglich mit ihrer Mutter in Spanien. Sarah
und Michelle hatten die Weihnachtsferien dort verbracht, und Sarah
war während der gesamten Osterferien bei ihr gewesen und
erst am Sonntagabend zurückgekehrt. Und auch im Sommer
würden seine Töchter die ganzen sechs Wochen am Meer bei ihrer
Mutter und ihrem jetzigen Mann verbringen. Michelle hatte
einen Zettel hinterlegt, auf dem stand, dass sie bei den Großeltern
war, die aber auch keine sonderlich große Rolle mehr im Leben
der Mädchen spielten. Brandt überlegte kurz, griff zum Hörer
und rief dort an. Er sprach mit seinem Vater und fragte ihn, ob er
vorbeikommen könne.
    »Blöde Frage«, sagte sein Vater. »Es ist sogar noch Essen da.
Bis gleich.«
    Brandt wusch sich die Hände und das Gesicht und lief die
wenigen Meter bis zu seinen Eltern. Es hatte abgekühlt, und es
regnete leicht. Brandt hatte die Hände in den Taschen seiner Lederjacke
vergraben. Er würde ein oder zwei Stunden bei seinen
Eltern bleiben,

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