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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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angeschlagen ist und
er auch Krampfadern in der Speiseröhre hat.«
    »Und was bedeutet das?«, fragte Durant, die davon noch nie
gehört hatte.
    »Der Arzt ist sehr besorgt. Er sagt, wenn Frank noch einmal
auch nur einen Tropfen Alkohol anrührt, kann das seinen Tod
bedeuten. Wenn eine solche Krampfader platzt, ist es zu spät,
dann verblutet er innerlich. Ich habe ihn vorhin zur Entgiftung
nach Hofheim gebracht. Was ist bloß los mit ihm? Was hab ich
falsch gemacht?«
    »Nadine, hör auf, dir jetzt solche Fragen zu stellen, das führt
doch nur zu Selbstvorwürfen. Lass ihn erst mal wieder auf die
Beine kommen, und dann solltet ihr reden. Fahrt weg und ...«
    »Wie sollen wir das denn machen? Stephanie und Marie ...«
    »Ich bitte dich, du wirst doch wohl mal für ein paar Tage jemanden
finden, der auf die beiden aufpasst. Du und Frank, ihr
seid jetzt wichtig, kapier das endlich mal.«
    »Ich kann doch aber Marie ...«
    »Nadine, für dich dreht sich alles immer nur um Marie, Marie,
Marie. Okay, sie ist da, und sie ist ein Bestandteil eurer Familie,
aber ihr seid insgesamt zu viert. Mehr möchte ich dazu im Augenblick
nicht sagen.«
    Für einige Sekunden herrschte Stille am andern Ende der Leitung,
bis Nadine erwiderte: »Sie hat doch niemanden außer mich.
Und sie macht so tolle Fortschritte und ...«
    »Und Frank und Stephanie bleiben auf der Strecke. Nadine,
du bist meine Freundin, aber auch Frank ist mein Freund. Er ist
in den letzten Monaten durch die Hölle gegangen, und wenn du
das nicht gemerkt hast, dann tut mir das leid.«
    »Aber ...«
    »Nein, lass mich ausreden. Er hat vieles nicht mehr verkraftet,
und als Freundin sage ich dir, dass du es entweder nicht gemerkt
hast oder nicht merken wolltest. Aber Frank ist dein Mann, und
mein Vater hat einmal gesagt, dass erst die Ehepartner kommen
und dann die Kinder. Ich hoffe, du bist nicht sauer auf mich, und
wenn, dann kann ich das auch nicht ändern.«
    »Ach was, ich bin nicht sauer, ich weiß selbst, dass ich viele
Fehler gemacht habe. Ich muss mich um Stephanie kümmern, die
will ins Bett gebracht werden. Danke, dass du angerufen hast.«
    »Warte noch. Wo in Hofheim liegt er?«
    »Er liegt nicht, er kann ganz normal rumlaufen. Er bleibt auch
nur acht bis zehn Tage. Danach geht er vielleicht in eine Entzugsklinik.
    Er ist in der Psychiatrie, offene Abteilung. Tschüs.«
    Nadine legte auf, Durant hielt den Hörer noch einen Moment
in der Hand. Sie ist doch sauer auf mich. Sie will einfach die
Wahrheit nicht hören, aber wer will das schon? Frank, Frank, was
hast du nur gemacht? War es das alles wert?
    Sie überlegte, ob sie auch noch ihren Vater anrufen sollte, verwarf
den Gedanken jedoch wieder. Sie zog sich aus und stieg in
die Badewanne, schloss die Augen und versuchte, nicht nachzudenken,
doch in ihrem Kopf herrschte ein heilloses Durcheinander. Wie so oft, wenn sie mit einem schwierigen Fall zu kämpfen
hatte, konnte sie auch diesmal nicht abschalten, sosehr sie sich
auch bemühte. Sie spürte die Anspannung körperlich, ihr Rücken
schmerzte, da waren leichte Stiche in der linken Schläfe, die Beine
taten ihr weh, auch wenn sie nicht viel gelaufen war. Sie fragte
sich, ob Elvira Klein schon mit ihrem Vater gesprochen hatte,
und wenn, wie dieses Gespräch verlaufen war. Und sie fragte
sich, ob Möller und seine Eltern schon von Corinna Sittlers und
Bernd Buchmanns Tod erfahren hatten. Und ob Reiter irgendjemandem
von ihrem unerwarteten und für ihn unerfreulichen Besuch
berichtet hatte. Und was Gebhardt wohl machte. Und ob
Berger neue Erkenntnisse gewonnen hatte. Und ob Frantzen
misstrauisch geworden war. Und wer die anonyme Anruferin
beim Escort-Service gewesen war, die sich als Corinna Sittler
ausgegeben hatte. Oder handelte es sich doch um einen Mann,
der diese Frauenstimme so perfekt imitiert hatte, dass selbst eine
erfahrene Frau und Menschenkennerin wie Thea Simonek darauf
hereingefallen war? Matthias Mahler, der begnadete Stimmenimitator
von FFH? Sie musste und würde mit ihm sprechen, er
war der Einzige, der ihr einfiel, der das gekonnt hätte. Aber er
selbst behauptete, die Sittler nie kennengelernt zu haben, also
woher sollte er ihre Stimme kennen? Und wenn er angerufen hätte,
dann wäre er entweder direkt oder indirekt in den Mord verwickelt.
Nein, dachte Durant, das kann ich mir nicht vorstellen,
obwohl, ich hab schon die tollsten Sachen in meinem Job erlebt.
Was, wenn er gelogen hat?

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