Das Todeskreuz
gestern Abend noch mitgeteilt, und er
hat ihr gegenüber auch zugegeben, dass im Fall Guttenhofer und
Kröger das Recht im wahrsten Sinn des Wortes gebeugt wurde.
Ich würde trotzdem vorschlagen, Dr. Klein vorerst nicht zu behelligen.
Ich denke, seine Tochter hat ihm genug Feuer unterm
Hintern gemacht. Er wird, wenn er klug ist, von sich aus einen
Weg suchen und auch finden, wie er die Sache von damals glattbügeln
kann. Wir sollten ihm etwas Zeit lassen.«
»Er hat es zugegeben?«, fragte Durant erstaunt.
»Aber nur vor seiner Tochter, und die wird, obwohl sie
Staatsanwältin ist, einen Teufel tun und etwas unternehmen. Erstens
hat sie keine schriftliche Aussage von ihm, zweitens würde
er uns gegenüber gar nichts zugeben, und drittens dürfen wir
seinen Einfluss nicht unterschätzen. Ihn oder Frantzen in die
Enge zu treiben würde bedeuten, dass wir am Ende als Verlierer
dastehen.«
»Inwiefern?«, wollte Kullmer wissen.
»Die schließen sich untereinander kurz, setzen sich mit ihren
Freunden bei der Staatsanwaltschaft in Verbindung, und wir sind
die Gelackmeierten, denn wir haben doch offiziell überhaupt
keine Beweise. Aber die holen wir uns von den damals Beteiligten.
Denn eigentlich haben wir es mit zwei getrennten und
doch zusammenhängenden Fällen zu tun, einmal mit den beiden
Morden an Guttenhofer und Laura Kröger und die Morde jetzt,
die natürlich alle in einem Zusammenhang stehen. Was brauchen
wir, und wie gehen wir vor? Erst einmal brauchen wir die Schuldeingeständnisse
von Gebhardt, Reiter, Möller und vielleicht deren
lieben Daddys, und zwar schriftlich. Na ja, müssen nicht
gleich alle drei sein, wenn einer von denen weiche Knie kriegt
und gesteht, werden die andern beiden auch einknicken. Was ich
sagen will, ist, dass wir in zwei völlig unterschiedliche Richtungen
ermitteln, die aber letztlich doch direkt etwas miteinander zu tun haben. Ich schließe mich voll und ganz dem Vorschlag
von Frau Durant an, dass wir uns zunächst an die potenziell in
Frage Kommenden halten, und wenn uns das nicht weiterbringt,
müssen wir uns eine andere Strategie ausdenken. Ich betrachte
diesen Fall als extrem komplex und auch kompliziert, und wir
werden ihn nicht mit der Holzhammermethode lösen. Die Unterlagen,
die Sie von Ihrem Informanten erhalten haben, interessieren
mich eigentlich weniger, es reicht, wenn Sie uns die
wichtigsten Details nennen. Ansonsten würde ich sagen, dass
wir uns an die Arbeit machen, statt lange rumzudiskutieren. Das
können wir immer noch tun, wenn wir heute Abend mit leeren
Händen dastehen.«
»Wie sieht Ihr Plan für heute aus?«, fragte Berger, der sichtlich
Probleme mit Brandts Art hatte. Durant registrierte dies
amüsiert, ohne es zu zeigen, aber sie mochte es, wie Brandt auftrat,
eben wie ein Offenbacher in Frankfurt.
»Heiko Kröger, Tobias Hohl und Magnus Möller. Und sollte
es die Zeit noch erlauben, würde ich gerne Gebhardt und vielleicht
auch Reiter noch einmal auf den Zahn fühlen«, sagte Durant.
»Wurden die Angehörigen von Hoffmann eigentlich schon
benachrichtigt?«
»Nein, das wollte ich Herrn Kullmer und Frau Seidel überlassen,
die sich auch im Umfeld von Hoffmann umhören sollen.
Wenn's weiter nichts gibt, würde ich sagen, Sie machen sich auf
den Weg, während ich hier die Stellung halte.«
Als sie nach unten gingen, sagte Durant zu Brandt: »Erzählen
Sie mir doch mal ein wenig mehr über Ihre Staatsanwältin. Wie
ist sie so?«
»Fragen Sie Andrea, Sie sind doch mit ihr befreundet. Aber
ich hab Ihnen doch gestern schon gesagt, dass Sie sich auf eine
gewisse Weise sehr ähnlich sind.«
»Sie sind heute nicht besonders gut drauf, oder?«
»Nein.«
»Was nein?«
»Nein. Wohin zuerst? Kröger oder Hohl?«
»Kröger, das ist näher. Und bitte, sollten Sie schlechte Laune
haben, lassen Sie sie nicht an mir aus, ich hab Ihnen nun wirklich
nichts getan.«
»Ich hab keine schlechte Laune, ganz im Gegenteil.«
»Wow, dann möchte ich Sie mal erleben, wenn Sie schlechte
Laune haben.«
»Frau Durant, konzentrieren wir uns doch auf das Wesentliche,
und das sind die Ermittlungen. Einverstanden? Ich habe
nichts gegen Sie oder Ihre Kollegen.«
»Dann ist es ja gut. Trotzdem hätte ich noch eine Frage. Arbeiten
Sie lieber allein? So wie ein einsamer Wolf?«
Zum ersten Mal musste Brandt grinsen, als er antwortete: »Sie
etwa nicht? Sie lassen sich ungern reinreden, und bei mir ist es
genauso. Aber
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