Das Todeskreuz
arrogant, »es ist aber so. Laura ist tot, und wer immer sie
auch umgebracht hat, der oder die müssen damit klarkommen.
Ich habe fast drei Jahre eine Therapie gemacht und mich danach
auf mein Studium konzentriert. Gegen den Hass bin ich machtlos,
ich weiß aber nicht, gegen wen sich mein Hass richtet. Verstehen
Sie mich nicht falsch, aber die drei jungen Männer, die im
Februar 1996 verhaftet wurden, sind es allem Anschein nach
nicht gewesen. Ich habe im Laufe meines Studiums eine Reihe
von Staatsanwälten, Richtern und auch Rechtsanwälten kennengelernt,
und keiner von ihnen wäre so verkommen, einen oder
sogar zwei Morde ungesühnt zu lassen, aus welchen Gründen
auch immer. Mag sein, dass die Sittler hier und da was gedreht
hat, aber nicht in Lauras Fall. Was mich am meisten wütend
macht, ist, dass die Mörder immer noch auf freiem Fuß sind. Das
verstehen Sie hoffentlich.«
Brandt und Durant hatten sehr genau zugehört und Heiko Kröger beobachtet, doch an seiner Mimik und Gestik war nicht zu
erkennen, ob er die Wahrheit sagte oder ein perfekter Schauspieler
war.
»Herr Kröger, heute in den frühen Morgenstunden wurde die
Leiche von Dr. Jörg Hoffmann gefunden. Sagt Ihnen der Name
etwas?«
Kröger überlegte und schüttelte den Kopf. »Nein, nie gehört.
«
»Er war Richter in Frankfurt, aber früher auch Staatsanwalt in
Dannstadt. Verwundert es Sie nicht, dass drei ehemalige Staatsanwälte
beziehungsweise Richter, die einst in Darmstadt tätig
waren, innerhalb weniger Tage ermordet wurden? Und alle drei
hatten direkt oder indirekt etwas mit dem Fall Ihrer Schwester
und dem von Herrn Guttenhofer zu tun.«
Heiko Kröger kniff die Lippen zusammen und schüttelte erneut
den Kopf. »Es tut mir leid, wenn ich Ihnen nicht weiterhelfen
kann, aber sollten Sie hier sein, weil Sie mich verdächtigen,
etwas damit zu tun zu haben, dann bitte, verhaften Sie mich. Ich
habe mit dem Tod dieser Leute nichts zu tun«, beteuerte er.
»Wo waren Sie am Freitagabend?«
»Da war ich mit meiner Verlobten zusammen, wir waren im
Kino. Warten Sie, ich müsste meine Karte eigentlich noch haben
«, sagte er, stand auf, holte sein Portemonnaie und zog die
Eintrittskarte heraus. »Hier, bitte. Sie können auch gerne meine
Verlobte fragen, sie wird es Ihnen bestätigen. Wir haben im Kinopolis
auch noch ein befreundetes Pärchen getroffen und waren
hinterher für etwa eine Stunde mit ihnen beim Mexikaner im
Main-Taunus-Zentrum.«
»Wie lange waren Sie dort?«
»So bis halb zwölf, zwölf, genau kann ich es nicht sagen. Danach
sind wir zu Silke gefahren. Was wir dort gemacht haben,
betrifft unsere Intimsphäre.«
»Silke und weiter?«
»Silke Kreuzer. Ich schreib Ihnen die Adresse und die Telefonnummer
auf.« Er notierte alles und reichte Brandt den Zettel,
der einen kurzen Blick darauf warf und sagte: »Und Ihre
Freunde?«
»Sie wollen's wohl ganz genau haben. Geben Sie her, ich
schreib's dazu.«
»Und am Sonntagabend, wo waren Sie da?«
»Hier. Meine Mutter und ich waren am Nachmittag auf dem
Feldberg und haben am Abend den Tatort geguckt. Wir haben
natürlich unsere Aktivitäten nicht auf Video festgehalten«, fügte
er spöttisch hinzu.
»Gut, das war's fürs Erste. Danke für Ihre Hilfe«, sagte Brandt
und erhob sich zusammen mit Julia Durant, die während der gesamten
Befragung kein Wort gesagt hatte. »Ach ja, eine Frage
noch. Ihre Mutter hat gestern erwähnt, dass es zwei Männer waren,
die Ihre Schwester vergewaltigt haben. Woher haben Sie
diese Information?«
»Das hat die Sittler uns erzählt, als wir einmal ganz kurz bei
ihr waren.«
»Das heißt doch dann im Klartext, dass die drei ursprünglich
Verdächtigen es gar nicht gewesen sein konnten.«
»Ich hab doch schon gesagt, dass ich mich da in was verrannt
hatte. Tut mir leid. Ich hatte tatsächlich eine ganze Weile an eine
Verschwörung geglaubt, aber das ist auch Schnee von gestern. Es
gibt keine Verschwörung, nur zwei Mörder, die frei rumlaufen.«
»Was ist mit einem Herrn Konrad? Können Sie uns über ihn
etwas sagen?«
Heiko Kröger schüttelte den Kopf und antwortete: »Dieser
Konrad war Polizist, ist jetzt im Ruhestand und hat meine Eltern
eigentlich erst auf die Idee gebracht, dass da was nicht mit rechten
Dingen zuging. Ich wurde davon infiziert und dann hat alles
eine Eigendynamik entwickelt, die sich nicht mehr stoppen ließ.
Konrad war ein Spinner, der jetzt irgendwo in Spanien oder auf
Weitere Kostenlose Bücher