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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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nicht.«
    »Wenn mir einer noch vor ein paar Stunden prophezeit hätte,
dass ...«
    »Dass was? Weißt du, wenn mir einer vor vierzehn oder fünfzehn
Stunden prophezeit hätte, dass du in mein Büro kommen
und ausgerechnet meinen Vater krimineller Machenschaften bezichtigen
würdest, ich hätte denjenigen wegen böswilliger Verleumdung verklagt. Ich muss ins Bad, mich fertig machen. Du
kannst dir ja in der Zwischenzeit überlegen, wo du schlafen
willst, hier auf der Couch oder im Schlafzimmer. Mein Bett ist
groß genug.« Mitten auf dem Weg zum Bad blieb sie stehen und
sagte mit zum Schwur erhobener Hand, ohne sich umzudrehen:
»Glaub es oder glaub es nicht, aber ich habe dich von Anfang an
gemocht, nur wie das so ist mit der Elvira Klein, sie konnte es dir
nicht zeigen.«
    Brandt erwiderte nichts und trat auf den Balkon. In seinem
Kopf drehte sich ein Karussell, schneller und immer schneller. Er
hörte das Wasser im Bad rauschen, schaute auf die Uhr, sieben
Minuten nach halb drei, und ging wieder rein. Hoffentlich ist das
kein Fehler, dachte er. Nein, es ist mein Leben, und ich bin erwachsen.
Und sie auch. Kein Fehler?
     

Mittwoch, 5.45 Uhr
     
    Jörg Hoffmann, zweiundfünfzig Jahre alt, Richter, wie
aus seinem Dienstausweis hervorgeht. Ganz schöne Sauerei,
was?«, sagte der Beamte vom Kriminaldauerdienst zu Durant,
die um kurz nach halb sechs unsanft aus ihrem viel zu kurzen
Schlaf gerissen wurde und sofort nach Fechenheim gefahren
war, wo ein sehr früher Spaziergänger mit seinem Hund die
Leiche eine Stunde zuvor in der anbrechenden Dämmerung gefunden
hatte. Hoffmann war an einem Baum festgebunden. Er
war nackt, der Rücken übersät von Striemen und verkrustetem
Blut, und dazu kamen deutliche Strangulationsmerkmale am
Hals. Trotz der vielen Wunden war gut sichtbar das seitenverkehrte
Kreuz zu erkennen, wie es auch Corinna Sittler und
Bernd Buchmann eingeritzt worden war. Durant betrachtete
den Toten von allen Seiten und bat den ebenfalls herbeigerufenen
Gerichtsmediziner Prof. Morbs, der in dieser Nacht Bereitschaft hatte, bitte mal in Hoffmanns Mund nachzusehen,
ob da ein Zettel sei.
    »Hier«, sagte Morbs kurze Zeit später und reichte Durant das
sauber gefaltete Stück Papier, auf dem derselbe Wortlaut vermerkt
war wie auf den beiden andern Zetteln.
    »Können Sie schon etwas über den ungefähren Todeszeitpunkt
sagen?«
    Morbs führte die obligatorische vorläufige Leichenschau vor
Ort durch und antwortete nach etwa fünf Minuten: »Zwischen
dreiundzwanzig Uhr und Mitternacht. Wie es aussieht, wurde er
vor seinem Tod gefoltert, seine Arme, Beine und Finger sind gebrochen.
    Der Mann hat Höllenqualen gelitten, bevor man ihn
strangulierte. Das genaue Ergebnis der Obduktion erhalten Sie
voraussichtlich am späten Nachmittag.«
    Durant begab sich zu Platzeck, dem Leiter der Spurensicherung,
besprach sich mit ihm und sagte: »Untersucht seinen Wagen
so gründlich wie möglich. Es muss doch verdammt noch mal
irgendwelche Fremdfasern, Hautpartikel, Haare und so weiter
geben, die uns vielleicht weiterhelfen. Er wird ja wohl kaum
selbst hergefahren sein«, fügte sie sarkastisch hinzu.
»Ich lass ihn gleich zur KTU bringen. Sag mal, zwei Richter
und ein Staatsanwalt, da steckt doch System dahinter.«
    »Natürlich steckt da System dahinter, und wir kennen auch
schon ansatzweise die Gründe, warum sie ermordet wurden. Das
Problem ist, dass wir bis jetzt noch keine einzige heiße Spur haben.
    Aber aufgrund seiner Statur gehe ich davon aus, dass wir es
mit mindestens zwei Tätern zu tun haben, einer hat Hoffmanns
Auto zu dieser Stelle gefahren, der andere ist gefolgt. Dann haben
sie ihn an dem Baum festgemacht und sind mit dem zweiten
Auto weggefahren. Deshalb muss auch der Boden nach Reifenspuren
untersucht werden. Und Schuhabdrücken.«
    »Wird gemacht, ich gebe aber zu bedenken, dass der Boden
erstens ziemlich nass ist und zweitens der zweite Wagen eventuell dort vorne gestanden hat, wo wir aufgrund des Pflasters keine
Reifenspuren sichern können. Ich will dir nicht alle Illusionen
rauben, aber ich glaube, dass die Täter unglaublich clever vorgehen,
und Wunderwerke können auch wir nicht vollbringen. Wir
haben schon bei Buchmanns Wagen unsere Probleme, und die
sind, dass wir bis jetzt mit leeren Händen dastehen. Lass die Täter
Anzüge anhaben, wie wir sie tragen, und über den Schuhen
Plastikgamaschen.«
    »Gebt trotzdem euer Bestes,

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