Das Todeskreuz
Meine Assistentin hat Ihnen ja gesagt,
dass ich einen Termin außerhalb habe. Es geht doch um
Laura, oder?«
»Herr Kröger hat also schon mit Ihnen gesprochen.«
»Er hat mich gestern Abend angerufen und mir nur gesagt,
dass heute zwei Beamte der Polizei bei ihm und mir vorbeikommen
würden, mehr nicht.«
»In Ordnung«, erwiderte Brandt. »Ich nehme an, dass meine
Kollegin sich gegen sechs bei Ihnen melden wird. Es kann auch
sein, dass es später wird, weshalb ich Sie bitten würde, heute
Abend zu Hause zu bleiben. Wiedersehen.«
»Wiedersehen.« Tobias Hohl sah den Beamten nach, wie sie
seine Praxis verließen.
Mittwoch, 11.10 Uhr
Bestimmen Sie immer über den Kopf anderer hinweg?«,
fragte Durant im Auto.
»Keine Ahnung, wovon Sie sprechen.«
»Tun Sie nicht so unschuldig. Erst heißt es, wir oder einer von
uns kommt vorbei, dann mit einem Mal soll ich das allein machen.
«
»Haben Sie ein Problem damit? Falls ja, übernehm ich das,
und Sie können zu Hause die Beine hochlegen.«
»So war das nun auch wieder nicht gemeint«, lenkte Durant
ein. »Was haben Sie denn heute noch vor?«
»Ich muss um vier in Offenbach sein und mich mit meinen Kollegen
besprechen, die haben schließlich auch eine Menge in der
Zwischenzeit zu erledigen gehabt«, antwortete er, doch Durant
sah ihn von der Seite an und wusste, dass das nicht ganz der Wahrheit
entsprach. Sie hütete sich jedoch, ihm das auch zu sagen.
»Verstehe«, erwiderte sie. »Knöpfen wir uns jetzt den Möller
vor?«
»Darauf freu ich mich schon seit gestern. Was ist eigentlich
Ihr erster Eindruck von Hohl?«
»Ein Frauenschwarm«, antwortete sie grinsend. »Ein richtig
schnuckeliges Kerlchen.«
»Stehen Sie auf solche Typen?«
»Nicht unbedingt, aber er sieht nicht übel aus, was Sie als
Mann jedoch wohl kaum beurteilen können«, sagte sie spöttisch.
»Da kennen Sie mich aber schlecht. Ich geb ja zu, er sieht gut
aus und die Frauen schwirren bestimmt um ihn herum wie die
Bienen um den Honig, aber das wird doch auf die Dauer auch
langweilig, denk ich zumindest. Andererseits, bei dem verliert
garantiert jede ihre Angst vorm Zahnarzt.«
»Sie sind wohl ein Frauenversteher?«, fragte Durant und sah
Brandt erneut von der Seite an, der stur geradeaus auf die Straße
blickte.
»Schon möglich.«
Sie fuhren kurz hinter Goldstein auf die A 5 bis zum Frankfurter
Kreuz, nahmen die Auffahrt zur A 3 und bogen von dort auf die
A 661 ab. Brandt sagte mit einem Mal, nachdem sie lange geschwiegen
hatten: »Hier in etwa muss das mit Guttenhofer passiert
sein. Wenn ich mir vorstelle, ich fahr so völlig ahnungslos hier
lang, will nur noch heim zu meiner Familie, hab vielleicht einen
harten Arbeitstag hinter mir, und plötzlich zerfetzt es mir den
Schädel. Einfach so. Ich hab echt Probleme, mir das vorzustellen.
Das ist wie in einem Actionfilm. Ein Auto taucht neben dir auf, und
du hast nicht mal mehr die Möglichkeit zu reagieren.«
»Das ist doch ähnlich wie mit diesen Steinewerfern, die auf
den Brücken stehen.«
»Nee, das ist nicht zu vergleichen. Da kann ich unter Umständen
noch reagieren und den Kopf einziehen, aber dass neben mir
einer mit einem Gewehr auf mich zielt, damit rechne ich nicht,
damit rechnet keiner.«
Um vierzehn Minuten vor zwölf passierten sie das Ortsschild
von Dreieich und gelangten nach einer weiteren Viertelstunde zu
der angegebenen Adresse. Brandt parkte auf dem Hof des Bauunternehmens,
einem riesigen Gelände mit zahllosen Lastwagen
und Baugeräten, einer gewaltigen Lagerhalle und daneben einem
Flachbau, in dem das Büro untergebracht war. Sie sahen sich
kurz an, und Brandt sagte: »Packen wir's an, und glauben Sie
mir, sollte er Zicken machen, ich bin nicht zimperlich.«
»Ich dachte, Sie wollten vorsichtig ans Werk gehen.«
»Tu ich auch, warten Sie's ab.«
»Aber ich darf auch was sagen, oder?«
»Frau Durant, ich bitte Sie, wir sind doch ein Team und verfolgen
dasselbe Ziel.«
Mittwoch, 12.01 Uhr
Durant und Brandt traten durch die Tür mit dem Schild
»Anmeldung« und kamen in einen kleinen Vorraum. Hinter
dem Tresen saßen zwei Frauen, eine etwa Dreißigjährige und
eine, die ihre Mutter hätte sein können. Beide blickten gleichzeitig
auf, und die jüngere von ihnen sagte: »Ja, bitte, was kann
ich für Sie tun?«
»Wir würden gerne mit Herrn Möller sprechen«, antwortete
Brandt.
»Welchen Herrn Möller, senior oder junior?«
»Magnus
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