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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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oder mir die Sache in die Schuhe schieben, aber alles,
was ich Ihnen jetzt sage, ist die Wahrheit, das schwöre ich auf
die Bibel, und ich will verdammt sein und in der Hölle schmoren,
wenn ich lüge. Hier, ich habe einen MP3-Player, auf dem
ich schon die ganze Zeit alles, was wir hier sprechen, aufzeichne.
    Sie können ihn nachher mitnehmen. Außerdem habe ich
heute Nacht auch ein ausführliches Geständnis handschriftlich
niedergeschrieben, es liegt ebenfalls vor Ihnen in der schwarzen
Mappe. Ich hab die Schnauze voll und will endlich reinen Tisch
machen.«
    Erst jetzt bemerkte Brandt das kleine Gerät, das beinahe unscheinbar
auf dem Tisch lag, mitten zwischen zwei Zeitungen,
der angesprochenen Mappe, der Flasche und einem leeren
Aschenbecher.
    »Damit hätte ich nun nicht gerechnet, aber bitte, fangen Sie
an.«
    »Magnus, Thomas und ich kannten uns, seit wir Kinder waren.
Unsere Väter kannten sich bereits, bevor wir überhaupt geboren
waren. Wir waren eine kleine Clique, haben als Kinder
schon den einen oder andern Blödsinn gemacht, wobei Magnus
immer der Anführer war. Er hat bestimmt, was wir machten, er
hat Thomas und mich eigentlich immer manipuliert, doch wenn
man elf, zwölf, dreizehn ist, merkt man das nicht so. Er hatte den
Dreh aber schon sehr früh raus, wie er Menschen zu seinen Marionetten
machen konnte, doch das habe ich erst viel später kapiert.
Magnus ist der älteste von uns, Thomas ist ein paar Monate
jünger, und ich bin mit jetzt einunddreißig der Jüngste. Wir waren
vierzehn beziehungsweise sechzehn, als wir unsere erste
Mutprobe ablieferten, indem wir in ein Haus einbrachen, das einer
befreundeten Familie gehörte, die gerade in Urlaub war. Natürlich
deutete nichts auf uns als Täter hin, also haben wir weitergemacht.
Das ging eine ganze Weile so. Die Polizei und die Presse
vermuteten, dass es sich um eine organisierte Bande aus Osteuropa
oder dem Balkan handelte, aber so junge und anständige
Kerle wie uns hatten sie natürlich nicht auf dem Plan. Egal. Ich
war sechzehn, als wir zum ersten Mal eine Frau vergewaltigten.
Ich schwöre, ich habe versucht Magnus und Thomas davon abzuhalten,
aber ich war ja der Jüngste und damit nicht stimmberechtigt,
wie Magnus so schön zu sagen pflegte. Sie hieß Simone und
war achtzehn Jahre alt, genau wie Magnus, der gerade seinen
Führerschein in der Tasche hatte. Es war im November und ziemlich
kalt. Wir sind einfach so im Odenwald durch die Gegend
gefahren, als wir sie gesehen haben. Sie war mit dem Rad unterwegs,
und die Straße war wie leergefegt, aber das ist nachts um
elf in Michelstadt und Umgebung nicht ungewöhnlich. Ich weiß
noch, ich hab hinten gesessen, als Magnus sagte, dass wir's doch
mal mit der Kleinen probieren sollten. Ich hab ihn gefragt, was er
damit meint, da hat er nur gegrinst und geantwortet, dass ich das
schon sehen würde. Er ist an ihr vorbeigefahren, hat gewendet,
ist ausgestiegen und hat das Mädchen irgendwas gefragt. Mit
einem Mal ist Thomas aus dem Auto gesprungen, sie haben sie
vom Fahrrad gerissen und ins Auto gezerrt. Ein paar hundert Meter
weiter sind wir in einen Feldweg eingebogen, und dann ging
alles ganz schnell. Erst war Magnus dran, dann Thomas. Die
Kleine hatte verdammt noch mal nicht die geringste Chance.«
    »Und Sie, was haben Sie gemacht?«, fragte Brandt, weil Reiter
bisher nur Möller und Gebhardt als Vergewaltiger genannt
hatte.
    »Ich habe dagestanden und gar nicht gewusst, was da abgeht.
Ich hab gesagt, die sollen das nicht machen, ich will das nicht, da
hat Magnus mich nur angegiftet und gemeint, ich solle mich
nicht so zieren und endlich auch meinen ... Na ja, Sie wissen
schon. Aber ich konnte nicht, und Magnus hat mich nur ausgelacht
und gesagt, was für ein Weichei ich doch sei, ein Weichei
und ein Schlappschwanz. Thomas, der alte Wichser, war wieder
mal zugedröhnt und hat nur das gemacht, was Magnus ihm befohlen
hatte, aber Thomas hat sowieso immer alles gemacht, nur
um Magnus zu gefallen. Und wenn er auf Dope war, war er immer
geil. Jedenfalls, als sie mit Simone fertig waren, sind wir
einfach weggefahren und haben sie dort liegenlassen ...«
    »Ist sie zur Polizei gegangen?«
    »Keine Ahnung, ehrlich.«
    »Wann genau war das?«
    »Am 19. November 1991. Danach hat sich etwas entwickelt,
das nicht mehr aufzuhalten war. Magnus und Thomas haben im
Laufe der nächsten zwei Jahre weitere sechs Frauen überfallen
und

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