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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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schrecklichen
Geschichte erzählen.
    »Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, aber dann lachte
Thomas, und es klang so irre, so, als ob er total durchgedreht
hätte, und Magnus gab wieder Gas und ... Mein Gott, der hat
auch nur gelacht. Ich hab gedacht, das kann nicht wahr sein, denn
die Autobahn ist an der Stelle ganz gerade, und ich hab mich
umgedreht und konnte sehen, wie der Omega sich mehrfach
überschlagen hat und dann in Flammen aufgegangen ist. Ich weiß
noch, wie ich geschrien hab. Ich glaub, die hatten das abgesprochen,
denn normalerweise hab immer ich hinten gesessen. Ich
mein, ich glaub, dass die auf jeden Fall vorhatten, in dieser Nacht
jemanden umzulegen, und wenn es nicht Guttenhofer gewesen
wäre, dann eben jemand anders. Ich hab Magnus angeschrien,
ich hab ihm ins Gesicht geschrien, dass er eben jemanden umgebracht
hat, aber er hat nur gelacht und ganz kalt geantwortet, dass
er überhaupt nichts gemacht habe, Thomas habe geschossen.
Und dann sind wir weitergefahren, einfach so, als ob nichts passiert
wäre. Und Thomas hat die ganze Zeit gekichert wie ein völlig
Durchgeknallter und hat dauernd so'n blödes Zeug vor sich
hin gebrabbelt. Der war wieder voll auf Dope, und wenn er auf
Dope war, dann war er unberechenbar.«
    »Ist Gebhardt ein guter Schütze?«
    »Der ist schon als kleiner Junge mit seinem Vater in den
Schützenverein gegangen, und als Jugendlicher hat er mehrere
Pokale gewonnen.«
    »Und Sie?«
    »Ich hasse Waffen, ich konnte damit nie was anfangen.« Reiter machte eine Pause und lief wieder unruhig wie ein Tiger im
Käfig durch das große Zimmer. Schließlich fuhr er fort: »Wir
haben danach auf einem Parkplatz angehalten, Magnus ist ausgestiegen
und hat sich eine Zigarette angezündet. Thomas ist
auch ausgestiegen und fuchtelte mit dem Gewehr mm, bis Magnus
es ihm aus der Hand riss und in den Kofferraum legte.
    Dann hat er meine Tür aufgemacht und mich am Kragen gepackt
und rausgezerrt und zu mir gesagt: >Pass auf, Weichei, es ist
nichts passiert, okay? Gar nichts ist passiert, damit du's weißt.
Daraufhin habe ich gesagt, dass wir soeben einen Mord begangen
haben, woraufhin er geantwortet hat, dass ich das vollkommen
richtig sähe, wir haben einen Mord begangen. Ich solle es
mir gut merken, das Wort wir. Wir sitzen alle in einem Boot, hat
er gesagt, und wenn das Boot untergeht, dann mit allen, die
drinsitzen. Spätestens da wusste ich, dass es kein Zurück mehr
gibt. Wir hatten eine Grenze überschritten, die es für mich bis
zu diesem Zeitpunkt nicht gab. Es hat mich schon angewidert,
als sie die Frauen vergewaltigt hatten, aber als sie Guttenhofer
erschossen haben, war es endgültig zu spät. Ich habe Magnus
und Thomas gehasst. Am liebsten hätte ich sie umgebracht, aber
das hätte ich mich nie getraut. Ich hab mir nichts mehr gewünscht,
als endlich frei von diesen Bastarden zu sein, aber es
hat nicht geklappt.«
    »Und es gab wirklich niemanden, dem Sie sich hätten anvertrauen
können?«
    »Nein, absolut niemanden. Ich hatte das Gefühl, unter einer
permanenten Kontrolle zu stehen. Das ist vielleicht vergleichbar
mit Frauen, die von ihren Männern misshandelt werden und es
nicht schaffen, sich von ihnen zu lösen, weil sie unter der dauernden
Angst leben, ihr Mann könnte sie doch erwischen und
dann umbringen. Magnus kannte meine Angst und hat das gnadenlos
ausgenutzt.« Er holte tief Luft und lehnte sich gegen die
Fensterbank. »Aber das war ja noch nicht alles, das Schlimmste kommt noch. Am 14. Dezember waren wir wieder mal unterwegs
...«
    »Darf ich ganz kurz etwas fragen?«
    »Hm.«
    »Waren Sie und Ihre Freunde ...«
    »Sie sind und waren nie meine Freunde, kapieren Sie das endlich!
«, schrie Reiter und krallte die Hände ineinander.
    »Gut, waren Sie, Möller und Gebhardt jeden Abend zusammen?
«
    »Nein, natürlich nicht. Wir haben uns zwei-, vielleicht auch
dreimal in der Woche getroffen, aber Magnus hat fast täglich angerufen,
vor allem in den letzten zwei Jahren, bevor wir festgenommen
wurden. Jetzt lassen Sie mich bitte ausreden, ich kann
nicht mehr, ich will das endlich loswerden. Wir waren am 14.
Dezember unterwegs, und wir sind mal wieder einfach so durch
die Gegend gefahren. Zwischen Dudenhofen und Dietzenbach
stand eine junge Frau, die eine Autopanne hatte. Es war so gegen
elf. Magnus hat angehalten und freundlich gefragt, ob er helfen
könne. Er war so verdammt freundlich und nett. Sie

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