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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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hatte einen
kaputten Reifen, aber kein Werkzeug dabei, und Magnus hat gesagt,
dass er leider auch keins habe, aber er könne sie bis nach
Dietzenbach mitnehmen. Ich hab gemerkt, dass sie misstrauisch
war, denn als junge Frau zu drei Männern ins Auto zu steigen,
muss ihr schon ein bisschen unheimlich vorgekommen sein. Ich
habe ein Stoßgebet nach dem andern zum Himmel geschickt und
gedacht, Mädchen, steig nicht ein, denn ich ahnte, dass das kein
gutes Ende nehmen würde. Sie ist aber eingestiegen, und zwar
vorne neben Magnus. Wir sind keinen Kilometer gefahren, als er
in einen Waldweg eingebogen ist. Und dann ging alles ganz
schnell. Sie wollte sich wehren, aber sie hatte keine Chance gegen
Magnus und Thomas.«
    »Warum haben Sie nicht eingegriffen?«
    »Ich hab's ja versucht, aber Thomas hat mir ein Messer an
den Hals gehalten und damit gedroht, mich abzustechen, wenn
ich Zicken mach. Wir sind alle ausgestiegen, dann hat erst wieder
Magnus, danach Thomas sie vergewaltigt. Es war immer das
Gleiche, Magnus durfte zuerst ran und dann Thomas. Und noch
während Thomas mit ihr beschäftigt war, kam Magnus mit dem
Revolver in der Hand auf mich zu und forderte mich unmissverständlich
auf, jetzt endlich auch mal zu zeigen, was ich drauf -
habe. Er hat mit der Kanone auf meine ... Eier ... gezielt und
gemeint, ich solle mich nicht so anstellen. Laura war da schon
halb tot, sie wimmerte nur noch vor sich hin, und ich sollte ihr
praktisch den, den ... Gnadenstoß versetzen. Aber ich konnte
nicht. Ich hab Magnus und Thomas angefleht, sie leben zu lassen.
Sie hatte doch niemandem etwas getan.« Mit einem Mal
brach Reiter mit einem Weinkrampf zusammen. Er kauerte auf
dem Boden, und es dauerte mehrere Minuten, bis er sich wieder
beruhigt hatte. Er wischte sich mit dem Ärmel seines Sweaters
übers Gesicht und stammelte: »Magnus hat mir den Revolver in
die Hand gedrückt und gesagt, ich solle endlich einmal zeigen,
dass ich ein Mann sei und zu meinen Freunden stehe. Ich sollte
sie erschießen, ich sollte sie wirklich erschießen. Einfach so.
Wenn ich schon mit meinem Schwanz zu nichts nutze bin, dann
soll ich wenigstens mit dem Revolver meine Männlichkeit unter
Beweis stellen. Ich hab ihn gefragt, was passiert, wenn ich's
nicht tu, woraufhin er wieder nur gelacht hat, wie nur Magnus
Möller lachen kann. Am liebsten hätte ich ihn erschossen, ihn
und Thomas, aber mir fehlte der Mut, und ich hab am ganzen
Körper gezittert, und Magnus hat nur kalt gelacht und vor mir
ausgespuckt. Schließlich hat Magnus den Revolver wieder an
sich genommen und Laura Kröger erschossen. Er hat sich über
sie gebeugt, den Revolver an ihren Kopf gehalten und abgedrückt.
Einfach so, ohne jede Regung. Ich seh noch genau, wie
er auf Laura zugegangen ist, wie er sich über sie gebeugt und
ihr noch irgendwas ins Ohr geflüstert hat, bevor er abdrückte.
    Danach drehte er sich um, kam auf mich zu und sagte, als er
vor mir stand, während ich auf dem Boden kauerte: Liegt richtig
gut in der Hand, das Ding. Steckt auch 'ne Menge Wucht
dahinter. Ich war wie gelähmt. Es war zehn Tage vor Weihnachten,
und ich hab mich in den folgenden Tagen und Wochen die
meiste Zeit in meinem Zimmer aufgehalten. Ich hab gesagt, dass
ich krank bin, aber ich konnte natürlich nicht wochenlang krank
sein. Ich hatte Albträume, ich konnte nicht mehr schlafen und
hab dann angefangen mich zu betäuben. Alkohol, Koks, alles,
was ich kriegen konnte, Heroin und das andere harte Zeug ausgenommen.
Irgendwann Mitte Januar war ich wieder einigermaßen
auf dem Posten, Magnus und Thomas kamen ein paarmal,
um mich zu besuchen, na ja, ich musste mich irgendwie arrangieren.
Jedenfalls gerieten wir am 10. Februar in eine Verkehrskontrolle.
Wir mussten unsere Papiere vorzeigen, und schließlich
wurde Magnus gebeten, den Kofferraum zu öffnen. Er tat
es widerwillig, aber damit war die Sache beendet, denn die
Polizei fand mehrere Waffen. Ob Sie's glauben oder nicht, ich
war erleichtert, denn ich dachte, jetzt ist alles vorbei, und wir
wandern in den Knast.«
    »Wieso waren Sie erleichtert bei dem Gedanken, in den Knast
zu müssen?«
    »Weil wir dann niemandem mehr hätten wehtun können.
Ganz einfach. Jedenfalls, wir wurden verhaftet und auf die Polizeistation
gebracht, wo wir von zwei Beamten verhört wurden,
aber schon zwei oder drei Stunden später standen die Anwälte
unserer Väter auf der Matte und haben uns da rausgeholt.

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