Das Todeskreuz
Sie
hatte Kullmer und Seidel sowohl zu Silke Kreuzer als auch zur
Witwe von Guttenhofer geschickt, aber bisher nichts von ihnen
gehört.
Wird wohl nichts weiter dabei rausgekommen sein, dachte
sie, während Madonna mit »Hung up« die Ohren strapazierte.
Und doch werde ich das Gefühl nicht los, dass Brandt und ich
mit dem oder den Mördern schon gesprochen haben. Oder zumindest
mit einer Person, die weiß, wer hinter den Taten steckt.
Die Lösung schien nur eine Frage der Zeit, ein paar Tage, höchstens
ein paar Wochen. Die wichtigste Frage für Durant jedoch
war, ob es noch jemanden gab, der auf der Todesliste stand.
Jemand aus den Reihen der Justiz oder der Polizei, oder einer
der Väter der Inhaftierten. Es wird sich zeigen, dachte sie, aber
wenn wir publik machen, dass die Mörder von Laura Kröger
und Peter Guttenhofer verhaftet sind und ein Geständnis abgelegt
haben, sollte eigentlich Ruhe einkehren. Wir brauchen keine
weiteren Opfer, wir brauchen nur eine vollständige Klärung
der damaligen Vorgänge. Die Täter, und ich bin sicher, dass es
sich um mindestens zwei handelt, werden aufhören, wenn sie
alles aus der Zeitung oder von uns erfahren. Na ja, ich hoffe,
mein Gefühl trügt mich nicht.
Sie wählte die Nummer von Berger, der noch im Büro, aber
bereits im Aufbruch begriffen war.
»Berger«, meldete er sich, nachdem er Durants Nummer auf
dem Display erkannte. »Ich will heim.«
»Wie schön für Sie, ich hab noch lange nicht Feie das ist wohl das Privileg eines Chefs, ich meine, früher gehen zu
dürfen.«
»Meine Lieblingsermittlerin wie sie leibt und lebt und ihrem
Sarkasmus immer und überall freien Lauf lässt. Was gibt's
denn?«
»Och, eigentlich unwichtig, hat auch Zeit bis morgen«, sagte
sie, doch Berger hörte an ihrem Ton, dass es doch wichtig war.
»Raus mit der Sprache«, forderte er sie auf.
»Sie sind geständig, Möller ausgenommen.«
»Auch Gebhardt?«, fragte er erstaunt.
»Auch der. Seine Aussage deckt sich sogar eins zu eins mit der
von Reiter. Nur Möller hofft wohl noch auf ein Wunder und dass
sein Anwalt ihn da irgendwie rauspaukt.«
»Gratuliere, gute Arbeit. Und Möllers Anwalt ist Dr. Klein,
wenn ich das richtig verstanden habe?«
»Ja, ja, aber Klein kann es sich nicht erlauben, noch mal seine
Hände für Möller ins Feuer zu legen, allein schon wegen seiner
Tochter, die die staatsanwaltlichen Ermittlungen in Offenbach
leitet.«
»Mein Gott, das ist doch ein Interessenkonflikt par excellence.
Ich hatte heute Morgen schon so ein ungutes Gefühl, als Brandt
uns berichtete, dass die Tochter vom Klein ausgerechnet in Offenbach
Staatsanwältin ist. Sie sollte sich überlegen, ob sie das
durchsteht. Haben Sie sie kennengelernt?«
»Hab ich, und meinem ersten Eindruck nach zu urteilen wird
sie es durchstehen. Sicher, es ist ein Vater-Tochter-Konflikt...«
»Das ist doch das Problem, Frau Durant. Wir dürfen keinen
weiteren Deal zulassen. Er wird es probieren und ...«
»Lassen Sie doch einfach die Zeit spielen. Sie haben die Unterlagen
in der Hand, und wenn es hart auf hart kommen sollte,
das heißt, sollte die Tochter mit ihrem Vater was aushandeln,
mein Gott, Sie wissen doch, was Sie dann tun können. Wir oder
besser Sie halten doch alle Trümpfe in der Hand. Zu was anderem - haben sich Kullmer und Seidel gemeldet? Sie wollten doch
zu Frau Guttenhofer, den Angehörigen von Hoffmann und zu
dieser Silke Kreuzer, der Verlobten von Heiko Kröger.«
»Bei der Guttenhofer haben sie nicht viel erfahren. Sie lebt mit
zwei ihrer drei Kinder und ihrem neuen Lebensgefährten noch in
Egelsbach und wollte mit der Sache nicht mehr konfrontiert werden.
Die Kreuzer hatte keine Zeit, weil sie eine Patientin hatte.
Kullmer und Seidel müssten eigentlich jetzt gerade bei ihr sein.«
»Ist sie Ärztin?«
»Psychiaterin und Therapeutin.«
»Was, noch eine Therapeutin?«
»Wieso noch eine?«
»Na, die Cornelius ist doch auch Psychologin.«
»Frau Durant, zwischen einer Psychologin und einer Psychiaterin
liegen Welten, das wissen Sie so gut wie ich. Und außerdem
warten wir erst mal ab, was unsere Kollegen nach dem Treffen
mit der Kreuzer zu berichten haben. Darf ich jetzt nach Hause
fahren, oder haben Sie noch etwas auf dem Herzen?«
»Nur eine Frage noch - ich hab gleich einen Termin bei Herrn
Hohl, dem ehemaligen Verlobten von Laura Kröger. Darf ich ihm
mitteilen, dass der Mord an seiner Verlobten nach zehn Jahren
endlich
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