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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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zurück.
Mal sehen, wohin der Wind mich trägt.«
    »Darf ich fragen, was Frau Sittler Ihnen monatlich gezahlt
hat?«
    Alina Cornelius lachte auf. »Auch das würden Sie so oder so
rausfinden. Ich habe dreitausendfünfhundert Euro verdient, und
dazu kam noch diese Wohnung und ein Auto, damit ich immer
mobil war. So konnte ich jeden Monat ordentlich was auf die
hohe Kante legen.«
    »Das ist interessant. Hat sie mit Ihnen je darüber gesprochen,
woher sie das viele Geld hatte?«
    »Nein, das war ein Tabuthema. Ich habe sie einmal danach
gefragt, aber sie hat nur ausweichend geantwortet. Sie hatte es
eben, woher, das wissen nur die Götter und sie. Oder vielleicht
auch Dr. Frantzen. Soweit ich weiß, verdient man als Partner in
einer großen Anwaltskanzlei nicht gerade wenig.«
    »Da mögen Sie recht haben. Aber um noch mal auf die Angst
zurückzukommen: Wie sieht eigentlich so eine Konfrontationstherapie
aus?«
    »Im Fall von Corinna wäre es so gewesen, dass ich mit ihr
rausgegangen wäre, erst vor das Haus, dann einmal um den Block
herum und schließlich in die Stadt. Dort hätte ich sie allein gelassen,
aber trotzdem immer im Blick, um zu sehen, wie sie auf
entsprechende Situationen reagiert und ob und wie sie damit
klarkommt. Bei Klaustrophobikern ist es genau umgekehrt, man
fährt mit ihnen in der U-Bahn, nimmt den Aufzug und so weiter.
Es ist eine der härtesten Therapieformen, aber gleichzeitig eine
der effektivsten. Etwa achtzig Prozent der Betroffenen sind danach
geheilt. Aber Corinna war keine klassische Agoraphobikerin,
ohne dass ich dabei zu sehr ins Detail gehen möchte. Ich
betone noch einmal, sie hat eine Riesenshow abgezogen. Zumindest
die meiste Zeit.«
    »Mag sein, aber das ändert nichts daran, dass sie jetzt tot ist.
Passen Sie gut auf sich auf.«
    Alina Cornelius begleitete Durant zur Tür, wo diese sich noch
einmal umdrehte.
    »Es gibt doch noch etwas, das mich interessiert. Wann und
wie lange waren Sie am Freitag bei Frau Sittler?«
    »Von etwa zehn bis fünf, kann auch halb sechs gewesen sein,
aber das habe ich Ihnen doch vorhin schon gesagt.«
    »Entschuldigung, war mir entfallen. Und wie oft verbrachten
Sie die Nacht bei ihr?«
    »Es kam drauf an. Warum?«
    »Weil ich mir dachte, dass es vielleicht feste Zeiten gegeben
haben könnte. Gab es die?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Sie zog die Stirn in Falten und sagte
nach einigem Überlegen: »Seltsam, aber es gab zwei Tage in der
Woche, wo sie mich nachts nie zu sich bestellt hat, und das war
dienstags und freitags. Hat das etwa eine Bedeutung?«
    »Schon möglich. Jetzt bin ich aber endgültig weg. Und wie
gesagt, sollte Ihnen noch etwas einfallen, ich bin immer zu erreichen.
Und bitte, falls Sie vorhaben, in der nächsten Zeit zu verreisen,
lassen Sie mich das wissen.«
    »Selbstverständlich, aber ich habe keine diesbezüglichen
Pläne.«
    Alina Cornelius wartete, bis Durant die Treppe hinuntergegangen
und die Haustür ins Schloss gefallen war. Wieder in der
Wohnung, setzte sie sich auf das Sofa, überlegte einen Augenblick,
stand auf, zog sich einen Trenchcoat über und begab sich
zu ihrem Auto, das sie in einer Seitenstraße geparkt hatte.
     

Montag, 12.35 Uhr
     
    Der Anruf erreichte Durant, als sie auf dem Weg nach
Mörfelden zu Corinna Sittlers Mutter war und dabei die ganze
Zeit an Alina Cornelius denken musste, eine Frau, in die sich
sogar eine Frau, die sonst nur auf Männer stand, verlieben
konnte.
    »Hi, bist du gerade unterwegs?«, fragte Andrea Sievers und
riss Durant aus ihren Gedanken.
    »Ja. Was gibt's?«
    »Ich wollte dir nur schnell unser vorläufiges Ergebnis der Autopsie
mitteilen. Passt es dir?«
    »Immer zu.«
    »Also, die Sittler wurde, wie ich schon heut Nacht sagte, durch
eine sehr, sehr hohe Dosis Strychnin in die ewigen Jagdgründe
befördert«, erklärte Sievers mit dem ihr eigenen Humor. »Ihr
Körper weist allerdings keinerlei Kampf- oder Abwehrspuren
auf, woraufhin wir sie auf entsprechende Betäubungsmittel untersucht
haben. Dabei sind wir auf eine ebenfalls sehr hohe Dosis
GHB gestoßen, das ihr mit dem Champagner verabreicht wurde,
wie wir anhand der Untersuchung des Glases, aus dem sie getrunken
hat, feststellen konnten. Die Schläge und die daraus resultierenden
Hämatome müssen ihr zugefügt worden sein, als sie
sich im komatösen Schlaf befand. Da hat jemand wirklich seiner
Wut freien Lauf gelassen. Der Todeszeitpunkt liegt bei halb
zwölf,

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