Das Todeskreuz
Fotze
zu haben, jedes Weibsstück würde sich doch so ein gewaltiges
Rohr wünschen.«
Martina hielt inne, den Blick ins Nichts gerichtet. Sie fuhr sich
mit der Zunge über die fein geschwungenen Lippen, als sie sagte:
»Irgendwann hat er aufgehört. Sein Handy klingelte, er ging ran,
und ich hörte ihn nur sagen, dass er gleich nach Hause komme, er
habe nur noch eine Kleinigkeit zu erledigen. Dann hat er mich so
seltsam angeguckt und das Gewehr aus meiner Scheide gezogen
und gesagt: Pass auf, du kleine verdammte Fotze. Das hier ist
nie passiert, kapiert? Und solltest du dein verdammtes Maul aufmachen
und mit irgendjemand drüber reden, mach ich dich kalt.
Dir wird sowieso keiner glauben, im Gegenteil, die werden dich
in die Klapse stecken. Und wenn wir uns wiedersehen, wirst du
ein ganz braves Mädchen sein. Und wir werden uns wiedersehen,
denn ich liebe dich. Es war so zynisch, und er hat so höhnisch
gelacht, dass ich ihm glaubte. Er hat mich noch nach Hause gefahren
und mir im Auto noch einmal zu verstehen gegeben, dass
ich nur eine kleine dreckige Schlampe und Hure bin. Ich habe es
ihm geglaubt, ich bin schließlich in seine Ehe eingebrochen. Ich
habe ihn gereizt und ... Es ist allein meine Schuld, dass es so
weit gekommen ist.«
»Denkst du heute wirklich noch immer so darüber? Nathalie
hat nämlich Ähnliches durchgemacht wie du, und auch sie dachte,
es wäre ihre Schuld gewesen.«
»Ich weiß nicht, was ich denken soll. Manchmal sage ich mir,
ich hätte zur Polizei gehen sollen, aber die hätten mir doch nie
geglaubt. Ich weiß nur, dass ich in den Tagen darauf kaum laufen
konnte. Ich hab ständig leichte Blutungen gehabt und bin zwischen
den Jahren zu einem Arzt gegangen. Er hat mich untersucht
und ziemlich ironisch gemeint, ich hätte wohl etwas zu
heftigen Sex gehabt. In seinem Gesicht habe ich gelesen, dass er
perverse Gedanken hatte. Er hat mir eine Spritze gegeben und
eine Salbe zum Einführen. Abschließend hat er gesagt, dass ich
in Zukunft ein bisschen vorsichtiger sein soll. Er war genauso ein
Arschloch. Aber ich werde keine Kinder mehr kriegen können.«
»Woher willst du das wissen? Hast du eine entsprechende
Diagnose erhalten?«
»Nein, aber ich spüre das. Ich habe meine Tage nur noch sehr
unregelmäßig und blute jedes Mal ganz fürchterlich. Und ich
habe manchmal unsägliche Schmerzen dabei. Ich weiß, ich bin
da unten kaputt, da unten ist alles kaputt.«
»Du musst dich untersuchen lassen, denn solange du keine endgültige
Gewissheit hast, lebst du nur mit Vermutungen. Es ist
schrecklich, was dir dieser Kerl angetan hat, aber du kannst es
nicht rückgängig machen. Ich kann dir eine hervorragende Gynäkologin
empfehlen, sie ist sehr einfühlsam und eine echte Kapazität
auf ihrem Gebiet. Zu ihr kommen die Patienten fast aus ganz
Deutschland, weil sie eben so gut ist. Ich kann sehr schnell einen
Termin für dich bei ihr vereinbaren, denn wenn du es machst, dauert
es mindestens vier, fünf Monate, bis du einen bekommst. Bist
du damit einverstanden? Diese Untersuchung ist wirklich wichtig,
damit du nicht länger in dieser Ungewissheit lebst. Vertrau mir. Ich
rufe sie gleich nachher an, ich habe ihre Privatnummer.«
»Da ist doch sowieso nichts mehr zu machen«, sagte Martina
resignierend.
»Das kann nur ein Arzt oder eine Ärztin beurteilen. Pass auf,
ich mache einen Termin für dich aus und rufe dich entweder noch
heute Abend oder spätestens morgen Vormittag an. Sie weiß von
unserer Gruppe.«
»Was?«, fragte Martina erstaunt.
»Wir brauchen jede Unterstützung. Du kannst dich also auf
ihre Diskretion verlassen. Hab keine Angst, es wird alles gut.«
»Das sagt sich so leicht, wenn man selbst so etwas nie erlebt
hat. Ich muss jetzt gehen. Danke, dass du dir die Zeit genommen
hast. Und ich bitte dich, erzähl niemandem davon, es i s t . . .«
»Ich habe noch nie einen Vertrauensbruch begangen. Was wir
in der Gruppe besprechen, bleibt auch unter uns, denn nur in der
Gruppe könnt ihr über eure Probleme reden. Und natürlich mit
mir. Mach's gut und mach dir vor allem keine Gedanken. Ich
werde gleich einen Termin für dich mit der Frauenärztin vereinbaren.
Bis bald.«
Silke begleitete Martina zur Tür, wartete, bis sie gegangen
war, schloss die Tür und lehnte sich von innen dagegen. Ihr Herz
wummerte wie wild, ein dicker Kloß war in ihrem Hals, ein Eisenpanzer
schien ihre Brust zu zerquetschen. Alle glauben, ich
Weitere Kostenlose Bücher