Das Todeskreuz
fragend an. Die Namen waren
ihm nicht geläufig.
»Naja, kein Wunder, es wurde zum einen nur sehr wenig darüber
in den Medien berichtet, zum andern fanden die Prozesse
unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, nicht einmal die Presse
war zugelassen. Die Fälle Laura Kröger und Peter Guttenhofer
hängen direkt zusammen. Guttenhofer wurde, während er in seinem
Wagen saß, aus einem andern Fahrzeug heraus auf der A 661
bei Sprendlingen mit einer Pumpgun erschossen. Das war am 31.
Oktober 1995, also an Halloween.«
»Ah, ja«, sagte Berger nickend, der sich vage erinnern konnte.
»Ich kenne aber keine Details.«
»Macht nichts, die bekommen Sie von mir. Von den Tätern
fehlte zunächst jede Spur, weil der Mord nachts geschah. Guttenhofer
war Anfang vierzig, verheiratet, drei Kinder, das jüngste
gerade mal zwei Monate alt. Laura Kröger war zwanzig und
hatte gerade mit ihrem Studium begonnen. Sie wollte Ärztin
werden, genau genommen Chirurgin, wie aus den Aussagen der
Eltern und ihres Freundes hervorging. Doch dazu kam es nicht,
denn sie wurde von zwei oder drei Männern, wie viele es waren,
wurde offiziell nie bekanntgegeben, erst vergewaltigt und anschließend mit einem Kopfschuss hingerichtet. Beide Fälle ereigneten
sich in einem Abstand von etwa sechs Wochen. Allerdings
wurden sie anfangs nicht miteinander in Zusammenhang
gebracht, weil sie völlig unterschiedlich geartet waren, bis knapp
zwei Monate nach dem Mord an Laura Kröger eine allgemeine
Verkehrskontrolle auf der B 486 bei Urberach durchgeführt wurde.
Es war Karnevalszeit, und Sie wissen selbst, wie da kontrolliert
wird. Die gesamte Straße war abgesperrt, und wie das so
ist, 3er BMWs mit jungen Leuten werden immer angehalten. In
einem dieser BMWs saßen drei junge Männer im Alter zwischen
zwanzig und dreiundzwanzig Jahren. Die Personalien wurden
aufgenommen, die Alkohol- und Drogentests waren negativ,
schließlich wurde der Fahrer gebeten, den Kofferraum zu öffnen.
« Kremer machte eine Pause und trank auch sein zweites
Glas leer, hob es, die Kellnerin registrierte es und brachte gleich
darauf ein weiteres Glas. Er seufzte und schüttelte den Kopf.
»Der Kofferraum war das reinste Waffenarsenal - zwei Pumpguns,
mehrere Gewehre, darunter zwei Kalaschnikows, Pistolen
und Revolver, Messer, Pfefferspray, Elektroschocker und so weiter.
Die hatten das volle Programm im Wagen. Die Waffen hatten
sie zum größten Teil in Straßburg beziehungsweise Lüttich
erworben. Klar, dass die Burschen nicht weiterfahren durften,
sondern gleich auf die Wache gebracht wurden. Die Waffen wurden
sichergestellt und der Ballistik übergeben. Bei den ballistischen
Untersuchungen stellte sich heraus, dass der tödliche
Schuss auf Guttenhofer aus einer der Pumpguns abgefeuert worden
war und mit einem der Revolver Laura Kröger geradezu
hingerichtet wurde.«
Als Kremer nicht fortfuhr, sagte Berger, der sein Besteck zur
Seite gelegt hatte: »Und weiter?«
»Die Saukerle bestritten natürlich, auch nur das Geringste mit
den Morden zu tun zu haben. Der Fahrer behauptete, das Auto
mehrfach verliehen zu haben, konnte sich natürlich nicht mehr an
die Namen der entsprechenden Personen erinnern, und er besaß
auch noch die Unverfrorenheit zu sagen, dass ihm irgendjemand
die Waffen untergeschoben habe. Das war so ziemlich die billigste
Ausrede, die man sich denken kann. Aber es gesellte sich noch
ein weiteres und wesentlich gravierenderes Problem hinzu. Alle
drei stammten aus besten Elternhäusern, zwei der Väter waren
beziehungsweise sind noch immer höchst angesehene Unternehmer,
der andere macht in Immobilien. Dazu kam, dass der Vater
des Anführers noch vor kurzem eine politische Funktion auf
kommunaler Ebene innehatte. Um die Sache abzukürzen, die
Sittler wurde mit den staatsanwaltlichen Ermittlungen betraut,
aber schon nach wenigen Tagen fehlten mit einem Mal die wichtigsten
Beweisstücke, die Pumpgun, der Revolver, die ballistischen
Gutachten und die DNA-Analysen, die bewiesen hätten,
dass die Kerle Laura Kröger vergewaltigt hatten. Alles wie vom
Erdboden verschluckt. Selbst die Festplatten von zwei sichergestellten
Computern waren auf einmal gelöscht, und zwar so professionell,
wie es unsereins gar nicht könnte. Sie wissen selbst, es
bleiben nach einem Löschvorgang immer Dateifragmente auf einer
Festplatte, aber in diesem Fall waren die Platten absolut jungfräulich.
Seltsam, nicht?«
Berger war
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