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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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innerlich aufgewühlt von dem Gehörten, ließ sich
das aber nicht anmerken und aß weiter. »Was ist mit den Kerlen
passiert?«
    »Was glauben Sie denn, was passiert, wenn die Väter über genügend
Geld und Einfluss verfügen? Sagen Sie mir nicht, dass
Sie so was nicht auch schon erlebt haben.« Und nach einem prüfenden
Blick in Bergers Gesicht, das wie versteinert wirkte:
»Sehen Sie, das meine ich. Beim Prozess lautete logischerweise
die Anklage nicht auf gemeinschaftlichen Mord in zwei Fällen,
nicht auf Vergewaltigung in mehreren Fällen, sondern lediglich
auf Einbruchdiebstahl, Taschenraub und illegalen Waffenbesitz.
Die verdammten Hurensöhne gaben natürlich alles zu und wurden dafür auch nur zu Bewährungsstrafen zwischen achtzehn
Monaten und zwei Jahren verurteilt. Der Anführer war übrigens
Jurastudent, hat aber direkt nach dem Prozess auf Architektur
umgesattelt, möglicherweise auf Druck von seinem werten Herrn
Papa. Er ist heute Geschäftsführer im Bauunternehmen seines
Vaters, was die andern beiden machen, entzieht sich meiner
Kenntnis. Das Ganze liegt jetzt gut zehn Jahre zurück, genau genommen
zehn Jahre und einen Monat.«
    Berger war entsetzt und bat Kremer nun doch um einen Zigarillo.
»Wie konnte das so ablaufen? Die Sittler war vor zehn Jahren
gerade mal vierunddreißig und hatte doch ...«
    »Vergessen Sie's. Alle haben mitgespielt, weil alle profitiert
haben. Da sind Riesensummen geflossen, damit die Herren Söhne
nur nicht in den Knast wandern, vor allem aber, um den guten
Ruf zu wahren. Glauben Sie mir, heute spricht kein Mensch mehr
über die Fälle Guttenhofer und Kröger. Fragen Sie irgendjemanden
auf der Straße danach, Sie werden nur ein Schulterzucken
ernten. Es mag die eine oder andere Person geben, die sich
vage daran erinnert, aber auch diese Erinnerung wird im Lauf der
Zeit verblassen. Keiner von den Tätern und den werten Papis und
Mamis hat sein Gesicht oder gar seinen Ruf verloren, im Gegenteil,
die stehen besser da als je zuvor. Jugendsünden hat man es
genannt und damit natürlich die Einbrüche und den illegalen
Waffenbesitz gemeint. Aber es sind zwei Menschen auf kaltblütige
und brutale Weise ermordet worden, einfach so aus Spaß am
Quälen, wie im Fall Laura Kröger, oder aus Lust am Töten oder
besser Morden, wie im Fall Guttenhofer und Kröger.«
»Was ist mit den Angehörigen der Opfer? Sind die nicht gegen
das Urteil Sturm gelaufen?«
    Kremers schmale Lippen überzog ein ebenso schmales Lächeln.
Er trank von seinem Bier, stellte das Glas auf den Deckel
und sah wie sinnierend in die Flüssigkeit. »Die Angehörigen
haben doch gar nichts erfahren, außer dass ihre Tochter
beziehungsweise ihr Sohn, Ehemann und Vater umgebracht
wurden. Natürlich hat man ihnen auch gesagt, wie sie umgebracht
wurden, und die Medien haben damals selbstverständlich
über die Taten berichtet. Aber nach der Festnahme der drei
war mit einem Mal Schluss mit der Berichterstattung. In der
Zeitung gab es nur einen einzigen Artikel, in dem es hieß, dass
man die mutmaßlichen Mörder festgenommen habe. Ich will
nicht abschweifen, aber der Redakteur, der diesen Artikel verfasst
hat, wurde in die tiefste Provinz versetzt. Doch zurück zu
den Angehörigen, die selbstverständlich hofften, endlich Gerechtigkeit
zu erfahren. Ihnen wurde mitgeteilt, dass man Verdächtige
habe, aber sonst war der Informationsfluss gleich null.
Es gab keine Nebenkläger, weil es keine Mordanklage gab.
Und warum gab es keine Mordanklage, und warum waren die
belastenden Beweisstücke wie vom Erdboden verschluckt?
Ganz einfach, die Verbrecher hatten die besten Anwälte, die
man im Rhein-Main-Gebiet aufbieten kann. Klar, die Papis
konnten sich's leisten, die konnten sich alles leisten, selbst
Polizisten, Staatsanwälte und Richter. Ich habe Kopien von den
wichtigsten Akten. Sie liegen draußen in meinem Wagen. Sie
können sie mitnehmen, allerdings sind sie nur für Ihren internen
Gebrauch bestimmt. Vielleicht gelangen Sie darüber zum
Mörder der Sittler, und vielleicht kommt dann endlich mal die
ganze Wahrheit ans Tageslicht.«
    »Wenn ich Sie richtig verstanden habe, wurden mehrere Beamte
geschmiert, damit es gar nicht erst zu einer Mordanklage
kam.«
    »Sagte ich doch bereits, da sind Riesensummen geflossen,
nicht nur Bargeld, sondern auch in Form von Immobilien, Autos,
Reisen et cetera pp.«
    »Und warum haben Sie nichts unternommen?«
    Kremer

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