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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Kopf mal ein bisschen an. Vielleicht, um
auch für später etwas in der Hand zu haben? Sagen wir, sollte das
Geld knapp werden.«
    »Erpressung?«
    »Naja, nur für den Fall der Fälle. Aber Frau Meyer kannte das
Geheimversteck der Sittler und ist so an die Unterlagen gelangt.
«
    Berger überlegte und sagte: »Was mir aber nicht ganz klar ist,
warum hat die Sittler die Anklage in einem solch brisanten Fall
vertreten?«
    »Herr Berger, ich bitte Sie! Haben Sie nicht zugehört? Ein
freundschaftlicher Kontakt zum Oberstaatsanwalt genügt schon,
und er wird eine ihm getreue und stets zu Diensten stehende Mitarbeiterin
mit dem Fall beauftragen. Ich sagte doch, sie hat sich
hochgevögelt.« Kremer sah Berger mit einem Blick an, den dieser
sofort verstand. »So was läuft doch immer von oben nach
unten. Der Möller ist seit Ewigkeiten mit dem Oberstaatsanwalt
eng befreundet, die sind unter anderem im selben Golfklub. Und
was ein einflussreicher Bauunternehmer und Politiker und ein
ebenso einflussreicher Immobilienhai bewirken können, brauche
ich Ihnen ja wohl nicht zu erklären. Und da der damalige Oberstaatsanwalt
sich auf die Sittler verlassen konnte und ihren Ehrgeiz
auch noch förderte, war doch alles klar.«
    »Dieser Möller war Kommunalpolitiker, wenn ich Sie richtig
verstanden habe?«
    »Ja.«
    »War Ihnen bekannt, dass die Sittler seit zehn Jahren ihr Haus
nicht mehr verlassen hat?«
    »Nein, mich hat ihr weiterer Werdegang nicht interessiert.
Warum hat sie es nicht mehr verlassen?«, fragte er teilnahmslos.
»Sie wurde 96 überfallen, lag im Krankenhaus und litt seitdem
angeblich unter Agoraphobie. Meine Kollegin Frau Durant
sagt, dass sie so ein Haus noch nie gesehen hat, eine Art persönlicher
Hochsicherheitstrakt. Trotzdem hat sie für eine große Anwaltskanzlei
gearbeitet, Frantzen und Partner, wobei sie einer der
Partner war.«
    Kremer lachte kurz und trocken auf und sagte kopfschüttelnd:
»Frantzen, Frantzen, Frantzen. Er war einer der drei
Anwälte damals. Er ist genauso schmierig und korrupt ... Ach,
was soll's, machen Sie Ihre Arbeit, und schauen Sie, wie weit
Sie kommen. Ich fürchte jedoch, Sie werden einen Mörder finden,
der nur das gemacht hat, was eigentlich Aufgabe dieses
Staates gewesen wäre. Das ist kein Plädoyer für die Todesstrafe,
aber ... Wenn Sie die Akten studieren, werden Sie auch auf
weitere sehr merkwürdige Fälle stoßen, die von der Sittler,
aber auch von andern Kollegen bearbeitet wurden. Ich möchte
zahlen und gehen.«
    »Lassen Sie mich das übernehmen«, sagte Berger und hob die
Hand.
    Es dauerte einen Moment, bis die rassige Latina es registrierte.
Sie kam an den Tisch, Berger beglich die Rechnung und wollte
bereits aufstehen, als Kremer fragte: »Wie ist die Sittler eigentlich
gestorben?«
    »Strychnin. Außerdem wurde ihr ein seitenverkehrtes Kreuz
in den Rücken geritzt, und in ihrem Mund steckte ein Zettel mit
der Aufschrift >Confiteor - Mea Culpa.«
    »Da hat jemand seinem Hass und seiner Rache nach vielen
Jahren freien Lauf gelassen, nehme ich zumindest an. Mir tut es
nicht leid um sie, nicht ein bisschen.«
    Berger ging mit Kremer nach draußen. Es hatte kräftig abgekühlt,
der Himmel war wolkenlos. Für die kommenden Tage prognostizierte
der Wetterbericht sinkende Temperaturen.
    »Mein Wagen steht auf der andern Straßenseite.« Berger folgte
Kremer und nahm zwei Einkaufstüten mit Aktenmaterial in Empfang.
Nachdem er den Kofferraum zugemacht hatte, sagte Kremer
ernst: »Das war's. Dieses Treffen hat nie stattgefunden, wir
werden uns auch nie wiedersehen. Falls Sie noch Fragen haben,
ich stehe nicht mehr zur Verfügung. Vielleicht war es ein großer
Fehler, mich mit Ihnen getroffen zu haben, vielleicht aber auch
großes Glück. Und genau das werden Sie brauchen. Sie werden
schon bald merken, wovon ich spreche. Machen Sie's gut, und
denken Sie dran, wir kennen uns nicht.«
    »Und was ist mit den Akten?«
    »Sind Ihre, ich brauch sie nicht mehr.«
    Kremer stieg ein, startete den Motor und fuhr los, ohne Berger
die Möglichkeit einer Erwiderung zu geben. Auf der Rückfahrt
dachte Berger unentwegt an Kremers Worte, an seine Angespanntheit,
während er erzählt hatte, an seine Angst, die er nicht
verbergen konnte und die er mit Bier wegzuspülen versucht hatte.
Berger war gespannt, wie seine Mitarbeiter auf diese Neuigkeiten
reagieren würden. Er nahm sich vor, gleich zu Hause einen
Blick in die Akten zu

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