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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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antwortete zunächst nicht darauf, doch schließlich
sagte er mit Resignation in der Stimme: »Ich bin nicht korrupt,
ich war es nie, und ich werde es nie sein. Ich habe damals
gewisse Leute, unter anderem die Sittler, darauf angesprochen,
was ein Fehler war, denn nicht lange danach erhielt ich konkrete
Drohungen. So wurde mir zum Beispiel mit dem Verlust
meines Beamtenstatus gedroht, womit ich natürlich auch meine
Pension verspielt hätte. So was läuft ganz einfach, man
türkt ein paar Akten, in denen ich als korrupt hingestellt werde,
oder mir wird irgendein anderes Vergehen mit hieb- und
stichfesten Beweisen untergeschoben, und ich bin erledigt. Zudem
wurde mir sehr deutlich klargemacht, ich solle mich nicht
in Angelegenheiten einmischen, die mich nichts angehen. Ich
solle lieber aufpassen, dass es meiner Familie gut geht. Ich
hätte meine Schnauze halten sollen, denn ich wusste, dass ich
mich auf Glatteis begebe. Glauben Sie mir, ich habe lange
nicht in den Spiegel schauen können, weil ich mich vor mir
selber geekelt habe, aber ich hatte keine Wahl. Außerdem hatte
ich ja offiziell auch keine Beweise, die waren ja alle weg.
Und die Gelder und andern Sachen, mit denen geschmiert wurde,
wie hätte ich nachweisen sollen, dass die Väter dieser verdammten
Dreckskerle die gezahlt haben?« Kremer holte tief
Luft, drehte sein Glas zwischen den Fingern und fuhr fort:
»Herr Berger, ich bin immer noch Staatsanwalt, aber ich bin
nur ein winziges Rädchen in einem riesigen Uhrwerk. Und
wenn andere meinen, dass das Rädchen ausgetauscht werden
muss, weil die Uhr sonst nicht mehr funktioniert, dann wird es
ausgetauscht. So einfach geht das. Wissen Sie, ich habe noch
ziemlich genau drei Jahre in diesem Verein abzusitzen, danach
können die mich alle mal. Aber versuchen Sie Ihr Glück. Allerdings
muss ich ganz ehrlich zugeben, dass es mir um die
Sittler kein Stück leidtut. Sie war mit die Schlimmste von allen,
geldgeil, machtgeil, die Geilheit in Person. Die hat sich
eiskalt und ohne jeden Skrupel genommen, was sie kriegen
konnte, und das war weiß Gott nicht wenig. Sie war gerade
mal achtundzwanzig, als sie ihren ersten großen Prozess führte,
den sie auch gewann. Es ging um einen Auftragsmord im
organisierten Milieu. Hochgevögelt hat sie sich wie eine billige
Nutte. Aber ich muss zugeben, sie hatte einen Charme, mit
dem sie so ziemlich jeden um den Finger wickeln konnte und
dem sich gewisse Leute nicht zu entziehen vermochten. Dazu
sah sie verdammt gut aus, aber hinter ihrem hübschen Gesicht
verbarg sich der Teufel. Und sie hatte einen untrüglichen Sinn
fürs Geschäft. Sie wollte von Anfang an nur eins - Karriere
machen. Und das um jeden Preis. Übrigens, bevor ich's vergesse,
ihr Spitzname war -die Untertänige-, was aber nicht
bedeutet, dass sie untertänig war, sie hat sich häufig nur so
gegeben und Anweisungen befolgt, doch das alles wohlkalkuliert
und immer auf den eigenen Vorteil bedacht. Aber die andern
sind keinen Deut besser, das können Sie in den Unterlagen
nachlesen. Das ist die bittere Wahrheit. Ich gebe Ihnen nur
einen guten Rat, seien Sie extrem vorsichtig, denn die Leute,
von denen ich spreche, verfügen über beste Beziehungen nach
ganz oben, und wenn ich von ganz oben spreche, dann meine
ich auch ganz oben. Sie wissen, wie schnell einem ein brisanter
Fall aus den Händen gerissen werden kann, und Sie wissen
auch, wie schnell man vom Jäger zum Gejagten werden kann.
Ich vertraue auf Ihr Fingerspitzengefühl und wünsche Ihnen
das Beste.«
    »Sie können sich drauf verlassen«, versprach Berger. »Aber
mich würde schon interessieren, wie Sie an das Material gelangt
sind. Ich meine, eben sagten Sie, Sie hätten keine Beweise in der
Hand gehabt.«
    »Tut mir leid, wenn ich mich missverständlich ausgedrückt
habe. Es gab eine Sekretärin, die über zehn Jahre für mich, dann
für die Sittler tätig war, weil die Sittler es so wollte. Frau Meyer
konnte die Sittler auf den Tod nicht ausstehen, weil sie permanent
von ihr getriezt und schikaniert wurde. Sie hat mir die Unterlagen, die es eigentlich gar nicht gab, beschafft, das heißt, sie
hat mir Kopien gezogen. Das war ihre kleine persönliche Rache,
die ihr aber nicht viel genutzt hat. Sie ist kurz darauf nach einem
Schlaganfall gestorben. Auch das geht zum Teil auf das Konto
der Sittler.«
    »Warum gab es Unterlagen, wenn doch alles vertuscht werden
sollte?«
    »Strengen Sie Ihren

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