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Das Todeskreuz

Titel: Das Todeskreuz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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glauben, ich würde
nie zu einem plastischen Chirurgen gehen. Die einzige Ausnahme
wäre nach einem schweren Unfall, wenn ich verunstaltet
wäre. Aber diese Typen verdienen sich dumm und dämlich, und
es werden immer mehr, weil schon kleine Mädchen, die kaum in
die Pubertät gekommen sind, ihre Nase und ihre Brust und alles
Mögliche andere machen lassen. Und die Eltern sind auch noch
so bescheuert und bezahlen diesen Irrsinn.«
    »Das ist eine andere Generation«, bemerkte Brandt.
    »Aber nicht die Eltern. Es gibt manche Sachen, die versteh ich
einfach nicht, und da fühl ich mich auch schon verdammt alt.«
    »Bist du aber nicht. Für mich bist du gerade richtig.«
    »Meinst du?«, fragte Andrea und schaute aus dem Seitenfenster
in die Nacht.
    »Hab ich dich jemals angelogen?«
    »Kann ich nicht beurteilen.«
    Andrea Sievers wechselte in ihr Auto und fuhr hinter Brandt
her. Sie dachte über die letzten Sätze von ihm nach. Er weiß, dass
ich nicht mehr will, traut sich aber nicht, das Thema anzusprechen.
Dann muss ich das eben tun. Irgendwann. Nach gut einer
Viertelstunde langten sie in der Elisabethenstraße an. Hinter den
meisten Fenstern brannte noch Licht, auch hinter dem von Michelle.
    »Ist Sarah nicht zu Hause?«, fragte Andrea, als sie nach oben
gingen.
    »Eigentlich hätte sie um zehn da sein sollen, aber sie macht in
letzter Zeit nur noch, was sie will. Was ich sag, interessiert sie
nicht.«
    »Sie wird flügge. Trotzdem braucht sie ihre Grenzen.«
    Brandt schloss die Wohnungstür auf, ließ Andrea eintreten
und machte hinter sich zu. Andrea klopfte bei Michelle an, es
folgte ein leises »Ja«, und sie ging ins Zimmer. Michelle lag auf
dem Bett, las in einem Buch und hörte Musik.
    »Na? Lange nicht gesehen«, sagte Andrea und setzte sich zu
ihr. »Wie geht's denn so?«
    Michelle legte das Buch zur Seite und sah Andrea prüfend an.
    »Wieso warst du so lange nicht hier?«
    »Ich hatte unheimlich viel zu tun.«
    »Das hattest du vorher auch«, entgegnete sie vorwurfsvoll.
    »Wir unterhalten uns ein andermal darüber, ich bin jetzt müde.
    Und du solltest auch schlafen, es ist schon halb zwölf. Wo ist eigentlich
Sarah?«
    »Keine Ahnung. Kannst sie ja fragen, wenn du sie siehst.«
    »Schlaf gut«, sagte Andrea und lächelte Michelle zu, drehte
sich um und war froh, wieder draußen zu sein, denn sie hatte
keine Lust auf lange Diskussionen, die letztlich in der Frage
mündeten, warum sie sich in letzter Zeit so rar machte. Und Michelle
war in einem Alter, in dem sie sich mit Standardantworten
nicht zufriedengab. Sie ging zu Brandt ins Wohnzimmer und
wollte gerade etwas sagen, als Sarah kam.
    »Hi«, begrüßte sie Andrea. »Auch mal wieder hier? Ich verzieh
mich, hab um acht an.«
    »Wo warst du so lange?«, fragte Brandt.
    »Hab ich doch vorhin gesagt. Ist halt 'n bisschen später geworden.
    Mach jetzt bitte keinen Stress, okay? Nacht.«
    Brandt wartete, bis Sarah in ihrem Zimmer verschwunden
war, und sagte: »Du fehlst hier.«
    Andrea schüttelte den Kopf. »Nee, das hat nichts mit mir zu
tun. Du wirst dich wohl oder übel damit abfinden müssen, dass
deine kleinen Mädchen erwachsen werden.«
    »Trotzdem, wenn du öfter hier wärst...«
    »Würde das nichts ändern. Und außerdem steht es mir nicht
zu, ihnen zu sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Das ist
deine Aufgabe. Oder die deiner Eltern. Ich kann nicht die Mutterrolle
übernehmen, und ich will es auch nicht.«
    »Das verlangt doch keiner von dir. Aber auf dich hören sie
eher als auf mich. Du bist eine Frau und kannst dich besser in sie
hineinversetzen. Ach, lassen wir das, ich will nur noch ins Bett.
    Vielleicht haben wir ja irgendwann mal die Zeit und die Gelegenheit,
das alles in Ruhe zu besprechen.«
    »Sicher«, antwortete sie nur, schenkte sich ein Glas Wasser
ein, machte das Fenster auf und zündete sich eine Zigarette an.
    Wäre ich doch bloß nach Hause gefahren, dachte sie, es war ein
Fehler, herzukommen.
    Brandt stellte sich neben sie, legte einen Arm um ihre Schulter
und sagte: »Diese Durant, was ist das für eine?«
    »Diese Durant, wie du sie nennst, ist eine der besten Polizistinnen,
die ich kenne, Männer eingeschlossen«, antwortete sie
spöttisch. »Ich würd's mir an deiner Stelle nicht mit ihr verderben.
Ich möchte sie jedenfalls nicht zum Feind haben.«
    »Oha, ich krieg ja richtig Angst.«
    »Mach dich ruhig lustig, aber sie ist klasse. Und du solltest
vielleicht mal deine

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