Das Todeskreuz
Polizei
uns behilflich, als Laura umgebracht wurde? Ich wüsste nicht,
warum ich Ihnen auch nur im Geringsten helfen sollte. Außerdem,
das ist so lange her, was wollen Sie eigentlich noch von mir?«
Durant und Brandt konnten die Verbitterung der ihnen gegenübersitzenden
Frau sehr gut verstehen, vor allem, weil sie seit
dem Vormittag über den Fall informiert waren, wahrscheinlich
sogar besser, als Inge Kröger es jemals war, aber vielleicht, so die
Hoffnung der Beamten, verfügte sie doch über Informationen,
die ihnen noch nicht bekannt waren. Brandt hielt sich zurück. Er
würde Durant für den Moment das Feld überlassen, denn wenn
überhaupt jemand es schaffte, Inge Kröger aus der Reserve zu
locken, dann war es Julia Durant.
»Ich kann Ihre Wut verstehen ...«
»Ach ja, können Sie das?! Gar nichts können Sie, rein gar
nichts! Sie haben doch überhaupt keine Ahnung von meiner Wut.
Sie sind auch nur eine von denen.«
»Ich kann Ihnen nicht ganz folgen«, sagte Durant.
»Sie wissen doch genau, was ich meine! Ich vertraue keinem,
aber auch wirklich keinem Polizisten mehr.«
Durant beugte sich nach vorn, die Ellbogen auf die Oberschenkel
gestützt, und sagte: »Und warum nicht?«
»Warum?! Das müssten Sie doch am besten wissen«, spie sie
Durant entgegen.
»Frau Kröger, Herr Brandt und ich sind nicht hier, um alte Wunden
aufzureißen, sondern um Ihnen zu helfen. Schauen Sie mich
an, bitte. Ich versichere Ihnen, unser Besuch hat einen sehr guten
Grund. Glauben Sie mir, Herr Brandt und ich haben vor wenigen
Stunden zum ersten Mal von dem Tod Ihrer Tochter gehört, und
dabei sind uns mehrere Ungereimtheiten aufgefallen. Aber wenn
Sie es unbedingt wünschen, gehen wir auch wieder.«
Inge Kröger hob das Gesicht, inhalierte ein letztes Mal und
drückte die Zigarette aus, um sich gleich darauf eine weitere anzustecken.
»Und das ist keine von diesen verdammten Lügen?«
»Nein, mein Wort darauf. Wir sind wirklich nicht grundlos
hier.«
»So, und welchen Grund hat Ihr Besuch?«, sagte Inge Kröger
in moderaterem Ton, auch wenn sie weiterhin eine Abwehrhaltung
einnahm.
»Sagen Ihnen die Namen Dr. Sittler und Dr. Buchmann etwas?
«
Inge Kröger nickte. »Ja, Dr. Sittler war damals die ermittelnde
Staatsanwältin. Und Buchmann?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich
kenn nur einen Fernsehrichter Buchmann, aber der ist Schauspieler,
läuft gerade. Doch warum wollen Sie das wissen?«
»Sie wurden beide umgebracht. Über die näheren Einzelheiten
darf ich Ihnen nichts sagen, aber es deutet eine Menge daraufhin,
dass es mit dem Tod Ihrer Tochter Laura zu tun hat. Und der Dr.
Buchmann aus dem Fernsehen ist identisch mit dem ehemaligen
Richter aus Darmstadt.«
Inge Krögers Blick war mit einem Mal nicht mehr leer, sondern
ihre Augen funkelten ungläubig, als sie hervorstieß: »Wie
bitte? Das kapier ich jetzt nicht. Was hat denn der Buchmann aus
dem Strafgericht mit meiner Laura zu tun?«
»Er war vor zehn Jahren Richter in Darmstadt. Sie haben ihn
nie zu Gesicht bekommen?«
»Nein, warum auch?«
»Es war nur eine Frage. Haben Sie denn Dr. Sittler persönlich
kennengelernt?«
»Ja, aber nur kurz. Die Polizei hatte ein paar Wochen nach
dem Mord an Laura drei junge Kerle verhaftet, und es hat
anfangs so ausgesehen, als hätten sie was mit Lauras Tod zu
tun, aber dann hat Dr. Sittler meinem Mann und mir ein paar
Tage später gesagt, dass man doch die Falschen verhaftet
habe und die Mörder noch immer auf freiem Fuß seien. Aber
man würde die Ermittlungen forcieren, und sie selbst würde
alles in ihrer Macht Stehende tun, dass dieses furchtbare Verbrechen
nicht ungesühnt bleibe. Sie war sehr nett zu uns. Sie
war sehr nett und freundlich und hat versucht uns Mut zu
machen.« Sie hielt kurz inne und sagte dann mit nachdenklicher
Miene: »Aber wissen Sie, das war ganz komisch. Wir
hatten die ganze Zeit über das Gefühl, dass die Polizei gar
nicht richtig ermittelte. Wir hatten sogar das Gefühl, dass Lauras
Tod schon sehr bald keinen mehr interessierte. Wir haben
ein paarmal nachgefragt, und jedes Mal wurden wir mit so ein
paar Floskeln abgespeist wie, natürlich würde weiter ermittelt
und wir sollen doch bitte Geduld haben, und so weiter und so
weiter. Als wir ein Jahr später mit Dr. Sittler sprechen wollten,
hat man uns gesagt, dass sie nicht mehr bei der Staatsanwaltschaft
sei, und der dann für uns zuständige Dr. Hoffmann wollte
oder konnte uns keine
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