Das Todeskreuz
vergewaltigt und ermordet
wurde. Es können aber auch drei gewesen sein, hat man uns
jedenfalls anfangs gesagt. Doch die drei, die vor Gericht gestanden
haben, die haben nur ein paar Einbrüche begangen, aber
niemanden umgebracht. Heiko war allerdings lange überzeugt,
dass man uns etwas verschwiegen hat. Ich hab ihn immer gewarnt,
er soll doch aufhören, dauernd gegen Leute zu schießen,
die uns gar nichts getan haben, aber er und Tobias, Lauras ehemaliger
Verlobter, haben eine richtige Verschwörungstheorie
entwickelt ...«
»Wenn ich Sie kurz unterbrechen darf«, sagte Durant, »können
Sie uns den Namen und die Adresse des Verlobten geben?«
»Tobias Hohl. Er hat eine Zahnarztpraxis in Griesheim.«
»Und Sie haben immer noch Kontakt zu ihm, wenn ich Sie
recht verstanden habe?«
»Er kommt ab und zu hier vorbei, er und Heiko sind sehr gut
befreundet. Warten Sie, ich habe eine Karte von ihm.« Inge Kröger
zog eine Schublade des alten Schranks heraus und reichte
Durant die Karte.
»Brauchen Sie die noch?«
»Nein, ich hab alles in meinem Telefonbuch. Wo war ich
gleich stehengeblieben?«
»Sie wollten etwas über Ihren Sohn und Herrn Hohl sagen.«
»Ach ja. Sie haben vor zwei oder drei Jahren eine Seite ins
Internet gestellt und Dr. Sittler und einige Polizeibeamte namentlich
genannt und ihnen vorgeworfen, Beweisstücke unterschlagen
zu haben, um ein paar reiche Jungs vor dem Gefängnis zu
bewahren. Das war dumm von ihnen, denn es hat nicht lange
gedauert, bis die Polizei vor unserer Tür stand.«
»Moment«, fragte Brandt, »wieso kam die Polizei?«
»Na ja, eben wegen dieser Seite. Sie haben uns unmissverständlich
aufgefordert, die Seite zu entfernen, andernfalls müssten
wir mit rechtlichen Schritten rechnen und das könnte mit
Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft werden. Wegen Verleumdung
haben sie gesagt.«
»Haben Sie die Namen dieser Kollegen?«
»Nein, die haben nur ganz kurz ihre Marken gezeigt und waren
nach nicht mal fünf Minuten wieder verschwunden.«
»Und, hat Ihr Sohn die Seite entfernt?«
»Nein, er hat nur gemeint, daran könne ich sehen, dass er einen
Nerv getroffen hat. Ich hab ihm aber gesagt, er soll aufpassen,
verwundete Tiere seien besonders gefährlich. Er hat die Seite
dringelassen, aber die Namen rausgenommen, unter anderem
den von Dr. Sittler. Doch damit schienen die angesprochenen
Personen offensichtlich zufrieden zu sein.«
Inge Kröger stand auf, holte ein Fotoalbum aus einer Schublade
und schlug es auf. »Hier, das war Laura kurz vor ihrem Tod.
Ich werde ihr Lachen nie vergessen. Und sie war so intelligent
und hat nie jemandem etwas getan. Warum muss eine junge Frau
so grausam sterben? Können Sie mir das sagen?«
Durant schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Sie war sehr
hübsch.«
»Ja, das war sie. Hübsch, liebenswert und intelligent, eine seltene
Kombination.«
»Kennen Sie wirklich nicht die Namen der Männer, die damals
unter Verdacht gerieten?«
Nein, die haben wir nie erfahren. Wir durften beim Prozess ja
auch nicht anwesend sein. Aber Sie können mir eins glauben,
wäre ich dort gewesen, ich hätte sofort gespürt, ob sie's waren
oder nicht.« Sie legte das Album auf den Tisch, zündete sich wieder eine Zigarette an und sagte: »Es tut mir leid, aber ich habe
keine Kraft mehr. Ich weiß eigentlich viel zu wenig von dem, was
sich damals wirklich abgespielt hat. Fragen Sie meinen Sohn, er
hat lang genug nachgeforscht, aber soviel mir bekannt ist, ist er
auch nicht sehr weit gekommen.«
»Frau Kröger, wir haben selbst recht wenig Informationen
über das, was sich am 14. Dezember 1995 abgespielt hat. Können
Sie uns vielleicht ein paar Einzelheiten nennen?«
Inge Kröger hatte die Hände gefaltet und schien mit ihren Gedanken
weit weg zu sein. Schließlich sagte sie: »Laura hatte sich
mit einer Freundin verabredet, sie wollten in die Disco gehen und
ein bisschen Spaß haben. Aber Susanne hatte plötzlich ihre Tage
bekommen, und ihr ging's nicht gut, doch als sie bei uns anrief,
war Laura schon unterwegs. Sie wurde noch von ein paar Leuten
vor der Disco gesehen, das war so gegen zehn, halb elf, bis sie
wieder nach Hause fahren wollte, nachdem sie bei Susanne angerufen
hatte und erfuhr, warum Susanne nicht gekommen war. Als
sie am nächsten Morgen nicht zu Hause war, haben wir uns natürlich
Sorgen gemacht und schließlich die Polizei eingeschaltet.
Noch am selben Tag hat man Lauras Auto in
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