Das Todeskreuz
Auskunft geben. Wir haben uns mit
der Kripo in Darmstadt in Verbindung gesetzt, wir haben in
Frankfurt nachgefragt, bis man uns schließlich vor knapp zwei
Jahren mitteilte, dass die Ermittlungen eingestellt wurden.«
Die Bitterkeit in ihren Worten war unüberhörbar, als sie fortfuhr:
»Bis heute ist der Tod meiner Tochter ungesühnt, weil
sie ja nur Laura Kröger und nicht Kohl oder Schröder oder
Merkel heißt oder einen anderen prominenten Namen trägt. Ich
glaube, die haben gar kein Interesse daran, den Mord aufzuklären.
«
»Mit wem haben Sie in Frankfurt gesprochen?«, fragte Durant
und hoffte inständig, dass es nicht einer ihrer Kollegen aus dem
K 11 war, einer aus den anderen drei Dienststellen, von denen sie
jeden Einzelnen persönlich sehr gut kannte.
»Mit einem Herrn Konrad. Er ist aber mittlerweile pensioniert.
«
»Und wie kommen Sie darauf, dass man kein Interesse daran
hat, den Mord an Laura aufzuklären?«, hakte Durant nach, die
erleichtert war, denn unter allen Beamten des K 11 befand sich
nicht einer mit dem Namen Konrad.
»Ich bin eine Mutter, und eine gute Mutter fühlt, wenn da
was nicht mit rechten Dingen zugeht. Wenn wir berühmt wären
oder Geld hätten, dann würden die sich viel mehr reinhängen.
Ach was, das sind auch nur Hypothesen. Ich hab keine
Lust mehr, Laura ist tot und fertig. Irgendwann werde ich mich
damit abfinden, auch wenn es mir immer noch das Herz zerreißt,
wenn ich nur an sie denke. Sie war so lebenslustig und
hatte so viele Pläne. Sie wollte Ärztin werden, sie wollte heiraten
und irgendwann auch Kinder haben.« Sie stand auf, stellte
sich ans Fenster, schob den Vorhang beiseite und klaubte ein
paar verwelkte Blätter von den Pflanzen. »Mein Mann ist vor
fünf Jahren an einem Herzinfarkt gestorben. Ihn hat Lauras
Tod unglaublich mitgenommen, auch wenn er sich das nie hat
anmerken lassen. Er hat sich sein Leben lang für unsere Kinder
aufgeopfert, er wollte, dass sie es einmal besser haben als
wir. Er war nur ein kleiner Angestellter, aber ein herzensguter
Vater. Er hat Laura mehr als sein eigenes Leben geliebt, er
hätte alles für sie gegeben, genau wie für unsern Sohn Heiko.
Glauben Sie mir, wir waren eine gute Familie, wir haben immer
zusammengehalten, ganz gleich, was auch war. Wenn ich
jetzt so groß von Laura spreche, dann meine ich natürlich auch
Heiko. Mein Mann und ich, wir haben keinen von beiden bevorzugt.
Heiko war der kleine Bruder, obwohl er nur zwei
Jahre jünger ist, aber er hat Laura auch geliebt. Er hat immer
gemeint, sie beschützen zu müssen, und er war immer für sie
da. Die beiden haben sich so gut wie nie gestritten. Als wir
von ihrem Tod erfahren haben, ist auch für ihn eine Welt zusammengebrochen.
Er hat tagelang in seinem Zimmer gesessen
und geweint und sich die Schuld an Lauras Tod gegeben,
weil er sie nicht beschützen konnte. Er hat so oft gesagt:
>Warum war ich an diesem Abend nicht bei Laura? Wir haben
alle tagelang geweint, bis wir einfach nicht mehr weinen
konnten.«
»Was macht Ihr Sohn heute?«
»Er studiert noch, das heißt, er steht kurz vor seinem Examen.
Er wäre eigentlich schon längst fertig, aber das mit Laura hat ihn
um etwa drei Jahre zurückgeworfen. Er musste in Therapie, um
all das zu verarbeiten.«
»Und was studiert er, wenn ich fragen darf?«
»Jura. Er wird im Herbst in einer Kanzlei anfangen. Er will es
mal besser machen als die Staatsanwaltschaft damals.«
»Was meinen Sie damit?«
»Heiko ist ein Gerechtigkeitsfanatiker. Er ist überzeugt, dass
die Polizei und die Staatsanwaltschaft nicht sauber genug gearbeitet
haben. Aber das ist eben Heiko.«
»Wohnt er noch hier?«
»Schon, aber die meiste Zeit ist er bei seiner Verlobten.«
»Wann und wo können wir ihn sprechen?«
»Er hat heute noch eine Verabredung, es könnte spät werden.
Aber Sie haben Glück, morgen hat er nämlich frei, da ist er fast
den ganzen Tag zu Hause, es sei denn, er fährt doch zu seiner
Verlobten. Sie wollen heiraten, sobald er beruflich Fuß gefasst
hat.«
Brandt meldete sich zu Wort. »Frau Kröger, gab es in den vergangenen
zehn Jahren jemals Hinweise oder hatten Sie sich jemals
gefragt, ob die drei damals verdächtigen jungen Männer für
den Tod Ihrer Tochter verantwortlich sein könnten?«
Inge Kröger ließ sich Zeit, bevor sie antwortete: »Nein. Wir
kennen ja nicht mal die Namen. Uns wurde nur mitgeteilt, dass
Laura von mindestens zwei Männern
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