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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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dunkel.
    »Erzählen Sie mir jetzt nicht, Sie hätten keinen Spaß mehr an dem Ballspiel.«
    »Nun, für Kricket bin ich noch nicht alt genug, Sir«, sagte Guzman und nippte an seinem Brandy. »Aber diese Spiele sind viel zu kurz. Außerdem mangelt es ihnen an Geschick und Finesse.«
    Halcon nahm eine Zigarre aus einem edlen goldverzierten Lederhumidor, zündete sie an und musterte Guzman nachdenklich durch einen Vorhang aus Rauch. Die freimütige Antwort überraschte ihn nicht. Er kannte Guzman seit dem Tag seiner Geburt. Halcons Vater hatte damals seinen treuen Gefolgsmann zum offiziellen Beschützer seines Sohns ernannt.
    Der Mann war völlig ohne Arglist, weshalb er auch so erfrischend auf jemanden wie Halcon wirkte, der gern machiavellistische Pläne schmiedete. Er schaute zu dem Bildschirm hinüber. »Sie haben Recht«, sagte er ange widert.
    »Eine Rauferei wie diese dort würdigt die Ziele des Spiels herab, nämlich meinen Anhängern Angst und Gehorsam einzuflößen und in ihnen zugleich Stolz auf ihr kulturelles Erbe zu wecken.«
    Seine Hand legte sich auf die Lautsprecherkonsole. »Lasst das Gewinnerteam zur Verleihung des Siegespreises antreten, so dass ich die Männer sehen kann«, befahl er schroff. Dann ging er zu einer Vitrine, in der sich mehrere Gewehre und Pistolen befanden. Er nahm ein Gewehr mit Zielfernrohr aus dem Gestell und sagte: »Kommen Sie, Guzman.«
    Halcon ging voran. Er trat durch eine Tür auf einen dunklen Balkon hinaus, der sich über der Anlage erhob. Die siegreiche n Ballspieler standen in einer Reihe auf dem hellen Grün des Spielfelds. Halcon hob die Waffe an die Schulter und spähte durch das Zielfernrohr. Drei Schüsse peitschten auf, und jedes Mal lud Halcon ruhig durch.
    Nachdem der letzte Schuss verklungen war, lagen drei reglose Gestalten im Gras.
    »Ich weiß, dass Sie bei Ihren Aufträgen das österreichische Gewehr bevorzugen«, sagte Halcon und schaute zufrieden auf das tödliche Ergebnis seines Werks hinunter, »aber mir hat dieses englische L42A1 stets gute Dienste geleistet.«
    Guzman lächelte. »Ich vermute, ihr Vertrag ist damit abgelaufen.«
    Halcon lachte, und sie gingen wieder nach drinnen. Sorgfältig stellte er die Waffe zurück an ihren Platz und drehte sich zu dem narbengesichtigen Mann um.
    »Bitte verzeihen Sie, Guzman. Wie konnte ich nur annehmen, der Mann, der eigenhändig den schönsten Ozeandampfer der Welt versenkt hat, würde den Spaß am blutigen Sport verlieren?
    Außerdem muss ich mich dafür entschuldigen, dass ich Sie so lange über meine Pläne im Unklaren gelassen habe. Ich habe Sie heute Abend nicht nur deshalb in mein Allerheiligstes gebeten, damit Sie sich diese Mitleid erregende Darbietung auf dem Spielfeld anschauen. Sie sollen der Erste sein, der die Einzelheiten meiner großartigen Zukunftsvision erfährt.«
    »Ich fühle mich geehrt, Don Halcon«, sagte Guzman und deutete eine knappe Verbeugung an.
    Halcon hob sein Brandyglas zu einem großen goldgerahmten Porträt empor, das über dem mächtigen begehbaren Kamin hing.
    »Auf meinen edlen Vorfahren, den Begründer der Bruderschaft, dem ich meinen kühnsten Traum widmen möchte.«
    Das Ölgemälde sah aus, als könnte es von El Greco stammen, nur dass in diesem Fall das lange Gesicht und die spitzen Ohren des Abgebildeten keine Übertreibungen darstellten. Der finsterblickende, tonsurierte Mann in dem einfachen dunkelbraune n Mönchsgewand hatte eine bleiche, fast durchscheinende Haut, die in starkem Gegensatz zu den roten sinnlichen Lippen stand. Die diamantharten hellgrauen Augen funkelten, als würde sich ein Feuer in ihnen spiegeln. Der Hintergrund lag im Schatten, abgesehen von einem Glühen in einer der Ecken, wo eine sich windende Gestalt auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Guzman hatte das Bild des Hernando Perez zum ersten Mal als junges Neumitglied der Bruderschaft gesehen. Halcons Vater erzählte damals mit ironischem Grinsen, dass Perez den Künstler als Ketzer hinrichten ließ, weil er wollte, dass dieses Porträt die letzte Arbeit des Mannes sein würde.
    Guzman war das erste und einzige Mitglied des Ordens, das nicht von romanischen Eltern abstammte. Er war der uneheliche Sohn eines in Spanien stationierten deutschen Stuka-Piloten und eines dänischen Kindermädchens, das im Haus der Halcons arbeitete. Der Pilot kam während des Kriegs ums Leben, und das Kindermädchen beging Selbstmord. Der alte Herr nahm das Kind in seinem Haus auf und zog es groß. Dabei

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