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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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entfernte sich von der Menge und hielt auf die 44. Straße zu. Dann winkte er ein Taxi heran. Die Strapazen der Nacht hatten ihn erschöpft, und er freute sich darauf, sich ein wenig ausruhen zu können.
    Ihre Arbeit war erledigt. Zumindest vorläufig.

1.
    10. Juni 2000
An der marokkanischen Küste
    Nina Kirov stand am oberen Ende der antiken Treppe, ließ den Blick über das fast spiegelglatte grüne Wasser der Lagune schweifen und fragte sich, ob sie jemals einen öderen Landstrich gesehen hatte als dieses abgelegene Stück marokkanischer Küstenlinie. Nichts regte sich in der drückenden Backofenhitze.
    Das einzige Anzeichen menschlicher Besiedlung war die Ansammlung kalkweißer Grabmäler mit Tonnendach, die über der Lagune thronten, als handelte es sich um Seeresidenzen für Verblichene. Jahrhundertelang war Sand durch die gewölbten Portale geweht worden und hatte sich mit dem Staub der Toten vermischt. Nina grinste verzückt, als wäre sie ein Kind, das die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum zu Gesicht bekommt. In den Augen einer Meeresarchäologin war diese kahle Umgebung weitaus schöner als die weißen Strände und Palmen eines tropischen Paradieses. Die extreme Unwirtlichkeit der Begräbnisstätte dürfte den Ort vor dem schlimmsten Schicksal bewahrt haben: den Eingriffen späterer Generationen.
    Nina schwor sich, Dr. Knox ein weiteres Mal dafür zu danken, dass er sie zur Teilnahme an dieser Expedition überredet hatte.
    Ursprünglich hatte sie die entsprechende Einladung abgelehnt und dem Anrufer vom ehrwürdigen Fachbereich für Anthropologie der Universität von Pennsylvania gesagt, es handle sich um reine Zeitverschwendung. Inzwischen musste jeder Zentimeter der marokkanischen Küste genauestens untersucht worden sein. Und selbst wenn jemand
tatsächlich
eine Unterwasserstätte entdeckte, würde sie unter Tonnen von Gestein begraben liegen, denn die Römer hatten allerorten künstliche Hafenbecken angelegt. So sehr Nina auch das technische Geschick der Eroberer bewunderte, so hielt sie die alten Römer letztlich doch für die größten ignoranten Trampel der Weltgeschichte.
    Sie wusste, dass ihre Absage eher auf persönlicher Überlastung als auf einem archäologischen Fachurteil basierte.
    Nina versuchte gerade, sich durch einen wahren Berg an Papierkram zu kämpfen, dessen Ursache ein Schiffswrack vor der Küste Zyperns war. Erste Begutachtungen hatten ergeben, dass es sich vermutlich um ein antikes griechisches Schiff handelte, doch die entsprechenden Gewässer wurden von der Türkei beansprucht, so dass die beiden verfeindeten Nationen wechselseitig Forderungen geltend machten. Da die nationale Ehre auf dem Spiel stand, ließen die Kampfflugzeuge auf den Startbahnen von Ankara und Athen bereits die Turbinen warm laufen, als Nina zum Wrack hinabtauchte und es als syrisches Kaufmannsschiff identifizierte. Jetzt schalteten sich auch die Syrer in die Angelegenheit ein, aber wenigstens sank die Wahrscheinlichkeit einer kriegerischen Auseinandersetzung.
    Da Nina zugleich Eigentümerin, Generaldirektorin und einzige Angestellte ihrer meeresarchäologischen Beratungsfirma Maritime Research war, blieb auch die gesamte Büroarbeit an ihr hängen.
    Wenige Minuten nachdem sie der Universität gesagt hatte, sie sei zu beschäftigt, um die Einladung anzunehmen, rief Stanton Knox bei ihr an.
    »Ich schätze, mein Hörvermögen lässt nach, Dr. Kirov«, sagte er in dem trockenen nasalen Tonfall, den sie aus unzähligen Vorlesungen kannte. »Stellen Sie sich vor, da habe ich doch tatsächlich geglaubt, jemand hätte zu mir gesagt, Sie wären
nicht
an unserer Marokko-Expedition interessiert, und das kann natürlich nicht den Tatsachen entsprechen.«
    Sie hatte schon seit Monaten nicht mehr mit ihrem alten Mentor gesprochen.
    Lächelnd stellte sie sich seinen schneeweißen Schopf vor, das fast manische Funkeln hinter dem Metallgestell der Brille und den Roue-Schnurrbart, dessen Enden sich über einem koboldhaften Mund ringelten.
    Nina versuchte, sich gegen die unausweichliche Charme-Attacke zu wappnen, die ihr jetzt mit Sicherheit bevorstand.
    »Bei allem schuldigen Respekt, Professor Knox, ich bezweifle, dass noch irgendein Stück nordafrikanischer Küste existiert, das weder von den Römern überbaut noch von jemand anders bereits entdeckt worden ist.«
    »Bravo!
Es freut mich, dass Sie sich noch an die ersten drei Lektionen aus Archäologie 101 erinnern, Dr. Kirov.«
    Angesichts der Zwanglosigkeit, mit der Knox

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