Das Todeswrack
nicht mehr dazu.
Dort im Schatten bewegte sich etwas. Grau gekleidete Gestalten tauchten auf, wie Schauspieler auf einer abgedunkelten Bühne. Verschwanden in der Dunkelheit.
Wurden wieder sichtbar. Insgesamt vier, alle in Maschinisten-Overalls gekleidet, kamen dort durch den Laderaum heran.
Irgendetwas an ihren verstohlenen Bewegungen veranlasste Angelo, keinen Laut von sich zu geben. Sie wirkten wie Katzen, die sich an einen Vogel anschlichen. Ein Wachmann drehte sich um, sah die Leute, rief eine Warnung und griff nach der Pistole an seiner Hüfte.
Die Männer in den Overalls ließen sich mit militärischer Präzision auf ein Knie sinken und hoben die Gegenstände in ihren Händen an die Schultern. Die geschickte und besonnene Bewegung verriet Angelo, dass er sich hinsichtlich der vermeintliche n Werkzeuge getäuscht hatte. Man wuchs nicht in der Heimat der Mafia auf, ohne zu lernen, wie eine Maschinenpistole aussah und wie sie gehandhabt wurde.
Die vier Waffen eröffneten gleichzeitig das Feuer und konzentrierten sich zunächst auf die unmittelbare Bedrohung, den Wächter, der inzwischen seine Pistole gezogen hatte und sein Ziel anvisierte. Ein Hagel von Geschossen traf ihn, und seine Waffe flog in hohem Bogen davon. Unter dem Einschlag Dutzender Weichmantelgeschosse löste sich sein Körper praktisch in einer scharlachroten Wolke aus Blut, Fleisch und Kleidungsfetzen auf. Der Wachmann wurde herumgerissen und schien im stroboskopischen Blitzen des Mündungsfeuers wie in Zeitlupe einen grotesken Todestanz zu vollführen. Die anderen wollten sich in Deckung werfen, aber der unbarmherzige Bleihagel schleuderte sie nieder, bevor sie auch nur einen einzigen Schritt machen konnten. Der ganze Raum hallte vom schrecklichen Rattern der Waffen wider und vom schrillen Heulen der Projektile, die von dem gepanzerten Wagen und der dahinter gelegenen Wand abprallten. Selbst nachdem ziemlich klar war, dass niemand überlebt haben konnte, feuerten die Männer weiter auf die hingestreckten Körper und rückten dabei langsam vor.
Plötzlich herrschte Stille.
Eine purpurne Rauchwolke hing wie ein Leichentuch in der Luft, und es stank nach Kordit und Tod.
Die Killer drehten systematisch alle Leichen um. Angelo glaubte, er würde verrückt werden. Wie gelähmt vor Angst stand er mit dem Rücken zur Schottwand und verfluchte sein Pech.
Zweifellos war er mitten in einen Raubüberfall geraten! Er rechnete damit, dass die Killer anfangen würden, Geldsäcke aus dem Lastwagen zu laden. Stattdessen machten sie etwas Merkwürdiges. Sie hoben die blutenden Körper aus dem steigenden Wasser und zerrten sie nacheinander zur Rückseite des Wagens.
Dann warfen sie die Leichen hinein, schlugen die Tür zu und verriegelten sie.
Angelo spürte eine Kälte an den Füßen, die nichts mit seine r Angst zu tun hatte. Das Wasser war bis zu seinem Standort gestiegen. Er entfernte sich von dem Lastwagen und achtete darauf, im Schatten zu bleiben. Er wollte zurück zu der Tür, durch die er hereingekommen war. Das Wasser reichte ihm bis zu den Knien. Kurz darauf bis zu den Achseln. Er legte die Schwimmweste an, an die er sich die ganze Zeit geklammert hatte wie ein Kind an seine Kuscheldecke. Mit leisen Schwimmzügen arbeitete er sich weiter zur Tür vor. Dann drehte er sich um, weil er einen letzten Blick zurück werfen wollte. Einer der Killer schaute kurz in Angelos Richtung. Dann warfen er und die anderen ihre Waffen weg, wateten ins Wasser und fingen an zu schwimmen.
Angelo glitt aus der Garage und hoffte inständig, dass sie ihn nicht entdeckt hatten. Der Korridor war überflutet, und so schwamm er weiter, bis er die Stufen unter seinen Füßen fühlte.
Seine Schuhe und seine Kleidung hatten sich mit Wasser vollgesogen und waren bleischwer. Die panische Angst verlieh ihm jedoch ungeahnte Kräfte, und so sprang er die Treppe hinauf, als wäre der dunkle, schmalgesichtige Killer, der Angelos Gegenwart zu spüren schien, ihm unmittelbar auf den Fersen.
Kurz darauf platzte er in die Kabine der Careys. »Ich konnte keinen Wagenheber finden«, stieß er keuchend hervor. »Die Garage …« Er verstummte schlagartig.
Man hatte den Bettrahmen von der Wand weggestemmt. Mit Hilfe des Schiffsarztes und eines weiteren Matrosen holte Carey soeben vorsichtig seine Frau aus ihrem Gefängnis hervor. Dann entdeckte er den Kellner.
»
Angelo
, ich hab mir schon Sorgen um Sie gemacht.«
»Ist mit ihr alles in Ordnung?«, fragte Angelo beunruhigt. Mrs.
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