Das Todeswrack
der Überprüfung der Ausrüstung behilflich sein konnte, führte Nina den routinemäßige n Sicherheitscheck zweimal durch. Alle Ergebnisse fielen zu ihrer Zufriedenheit aus. Sie setzte sich auf die Stufe und zwängte ihre Füße in die Flossen. Dann ließ sie sich von der Treppe ins Wassergleiten, bevor die glühende nordafrikanische Sonne sie noch in ihrem Taucheranzug backen würde.
Das lauwarme Wasser drang zwischen ihrer Haut und dem Neoprenanzug ein und erwärmte sich schnell auf Körpertemperatur. Sie überprüfte die beiden Lungenautomaten, stieß sich von der Treppe ab, drehte sich um und schwamm langsam in die teichähnliche Lagune hinaus.
Es herrschte so gut wie überhaupt kein Wellengang, und das schlammige Wasser war ein wenig brackig, aber trotz der schaumigen Oberfläche genoss Nina ihre Freiheit in vollen Zügen. Sie glitt mit sanften Flossenschlägen dahin und dachte teilnahmsvoll an die Landarchäologen der Expedition, die auf wunden Knien umherkrochen und Spachtel und Besen schwangen, während Schweiß und Staub in ihren Augen brannten.
Nina hingegen konnte hier in angenehmer Kühle schweben, wie ein Flugzeug, das sich einen Überblick aus der Luft verschaffte.
Die Einfahrt wurde von einer tief liegenden Insel bewacht, auf der ein paar verkümmerte Pinien wuchsen. Nina wollte direkt zu dieser Insel schwimmen, so dass sie sich in der Mitte der Lagune befand. Dann würde sie jede Hälfte einzeln untersuchen, indem sie eine Reihe paralleler Linien abschwamm, die im rechten Winkel zur Grundlinie verliefen. Das Muster entsprach jenem, das man auf offener See bei der Suche nach einem Wrack anwandte. Statt eines Sonars oder Magnetometers würde sie ihre Augen benutzen. Präzisionsmessungen kamen erst später an die Reihe. Zunächst wollte sie einfach nur ein Gefühl dafür bekommen, was hier unter Wasser lag.
Schon ein kurzes Stück unter der trüben Oberfläche war das Wasser relativ klar, und Nina konnte bis auf den Grund schauen, der sich ungefähr sechs Meter unter ihr befand. Das bedeutete, sie konnte Schnorcheln und somit Pressluft sparen. Eine Reihe sich kreuzender gerader Linien wurde sichtbar und formierte sich zu Rechtecken, hervorgerufen durch sorgfältig behauene Steinblöcke. Die Treppe hatte unter Wasser zu einem alten Kai weitergeführt. Das war eine wichtige Entdeckung, denn es deutete darauf hin, dass die Lagune einst ein richtiger Hafen gewesen war und nicht bloß ein vorübergehender Ankerplatz.
Demzufolge hatten sich auf dem Grund im Verlauf eines längeren Zeitabschnitts vermutlich mehrere Zivilisationsschichten abgelagert, anstatt lediglich irgendwelche Abfälle, die von durchreisenden Seeleuten über Bord geworfen worden waren.
Bald schon erkannte sie dickere Linien und Schutthaufen.
Gebäuderuinen. Bingo!
Lagerschuppen, Unterkünfte oder das Quartier des Hafenmeisters. Definitiv kein Gelegenheitsankerplatz.
Vor ihr zeichnete sich etwas Dunkles ab, und sie dachte, sie hätte das Ende des Kais erreicht. Sie schwamm über eine große rechtwinklige Öffnung hinweg und fragte sich, ob es sich dabei wohl um einen künstlichen Fischteich handelte, eine
piscina
, wie sie beiden alten Römern geheißen hatte. Viel zu groß. Das Ding besaß die Ausmaße eines olympischen Schwimmbeckens.
Nina tauschte den Schnorchel gegen das Mundstück des Lungenautomaten und tauchte direkt nach unten. Sie bewegte sich an einer Seite der gähnenden Öffnung entlang. Als sie eine Ecke erreichte, wandte sie sich zur Seite und folgte der nächsten Kante. So schwamm sie weiter, bis sie das Gebilde einmal umrundet hatte. Es maß ungefähr dreißig mal fünfundvierzig Meter.
Nina schaltete ihre Lampe ein und tauchte in die Öffnung. Der schlammige Boden war absolut eben und verlief etwa zweieinhalb Meter unter dem Niveau des Kais. Der schmale Lichtstrahl fiel auf zerbrochene Töpferwaren und Schutt. Mit ihrem Messer hebelte Nina einige Tonscherben aus dem Schlamm, markierte sorgfältig deren Position und steckte sie in ihren Sammelbeutel. Sie entdeckte einen Kanal und folgte ihm seewärts, bis er in der Lagune endete. Für die Durchfahrt eines antiken Schiffs war die Öffnung bei weitem groß genug. Der in den Kai eingearbeitete Raum besaß alle Merkmale eines künstlichen Hafens, der als
cothon
bezeichnet wurde. Nina fand mehrere Hellige, jeder groß genug für Schiffe von mehr als fünfzehn Metern Länge, und eine echte
piscina,
was ihre Theorie über den
cothon
bestätigte.
Sie ließ den Kai
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