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Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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trotz aller Bemühungen der Besatzung nicht zu Wasser gelassen werden konnten, rissen sich nun von ihren Davits los und trieben ziellos davon. Am Rand des Schiffs schossen schäumende Fontänen empor, als die im Rumpf eingeschlossene Luft unter hohem Druck durch die Bullaugen entwich.
    Das Sonnenlicht glitzerte auf dem riesigen Ruder und den nassen Flügeln der beiden sechs Meter messenden Schiffsschrauben, mit denen der stolze Liner den Ozean durchpflügt hatte. Innerhalb weniger Minuten schlug das Wasser über dem Bug zusammen, das Heck hob sich in einem steilen Winkel empor, und dann glitt das Schiff in die Tiefe, als würden die mächtigen Tentakel eines gewaltigen Seeungeheuers es nach unten ziehen.
    Während die
Doria
sank, drang immer mehr Wasser in den Rumpf ein und füllte die Laderäume und Kabinen. Der Druck riss das vernietete Metall auseinander und rief dadurch jenes geisterhafte, beinahe menschliche Stöhnen hervor, das U-Boot-Fahrern nach der Versenkung eines feindlichen Schiffs regelmäßig kalte Schauder über den Rücken jagte.
    Die
Doria
tauchte fast senkrecht und in nahezu dem gleiche n Winkel nach unten, in dem sie von der Oberfläche verschwunden war. Nach fünfundsiebzig Metern kam sie kreischend auf ihrer sandigen Bahre zum Stillstand und legte sich dann gerade auf die Steuerbordseite. Aus Hunderten von Öffnungen brodelten Luftblasen hervor und verliehen dem normalerweise dunkle n Wasser rund um das Wrack einen hellblauen Farbton.
    Mindestens fünfzehn Minuten lang wirbelten am Rand eines enormen Strudels Trümmer umher. Als das Wasser sich wieder beruhigte, fuhr ein Boot der Küstenwache an die Unglücksstelle und setzte eine Markierungsboje.
    Eine zwei Millionen Dollar teure Fracht in Form von Weinen, edlen Stoffen, Möbelstücken und Olivenöl war vom Angesicht der Erde verschwunden.
    Ebenfalls versunken waren die prächtigen Kunstwerke – die Wandgemälde und Gobelins, die Bronzestatue des alten Admirals.
    Und tief im Innern des Schiffs eingeschlossen war der schwarze, gepanzerte Lastwagen mit den von Kugeln durchsiebten Männern und dem tödlichen Geheimnis, für das sie gestorben waren.
    Der große blonde Mann kam die Gangway der
Ile de France
auf den Pier 84 hinunter und ging zur Zollbaracke. Er trug eine schwarze wollene Seemannsmütze und einen langen Mantel und unterschied sich damit nicht von den vielen hundert Passagieren, die auf den Pier strömten.
    Die Erfüllung seiner humanitären Schuldigkeit hatte dem französischen Liner sechsunddreißig Stunden Verspätung eingebracht. Er traf am Donnerstag Nachmittag unter stürmische m Jubel in New York ein und blieb gerade lange genug, um 733 Überlebende der
Doria
an Land gehen zu lassen.
    Nachdem die historische Rettungstat somit vollbracht war, wendete das Schiff eilends und fuhr durch den Hudson River wieder hinaus auf See. Zeit war schließlich Geld.
    »Der Nächste«, sagte der Zollbeamte und schaute von seine m Tisch auf.
    Einen Moment lang fragte er sich, ob der Mann vor ihm wohl während der Kollision verletzt worden war, aber dann kam er zudem Schluss, dass die Narbe schon vor langer Zeit verheilt sein musste.
    »Das State Department verzichtet auf eine Ausweiskontrolle der Überlebenden. Bitte unterschreiben Sie einfach diese leere Deklaration. Ich brauche lediglich Ihren Namen und Ihre Anschrift in den USA«, sagte der Zollinspektor.
    »Ja, danke. Das hat man uns schon auf dem Schiff gesagt.«
    Der blonde Mann lächelte. Oder vielleicht lag es auch an der Narbe. »Ich fürchte, mein Pass befindet sich auf dem Grund des Atlantischen Ozeans.« Er sagte, sein Name sei Johnson und er würde nach Milwaukee reisen.
    Der Beamte streckte die Hand aus. »Folgen Sie dieser Linie, Mr. Johnson. Der Staatliche Gesundheitsdienst muss Sie auf ansteckende Krankheiten untersuchen. Dürfte nicht allzu lange dauern. Der Nächste, bitte.«
    Die Untersuchung war schnell vorüber, wie versprochen.
    Wenig später befand sich der blonde Mann auf der anderen Seite des Tors. Die Menge der Überlebenden, Verwandten und Freunde hatte sich vom Anlegeplatz auf die Straße verlagert.
    Der Strom der langsam fahrenden und hupenden Autos, Busse und Taxis geriet ins Stocken. Der Mann blieb am Bordstein stehen und musterte die Gesichter um sich herum, bis er in ein Paar vertrauter Augen blickte. Dann zwei weitere und dann noch eines. Er nickte kurz, um anzuzeigen, dass er seine Kameraden gesehen hatte.
    Dann brachen sie in verschiedene Richtungen auf.
    Er

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