Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Todeswrack

Das Todeswrack

Titel: Das Todeswrack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
Vom Netzwerk:
aussahen. Der abgelegene Ort erinnerte sie an den einsamen Highway in
Der unsichtbare Dritte,
auf dem Gary Grant von einem einmotorigen Flugzeug gehetzt wurde.
    Gamay schaute in den fahlen Himmel empor. Kein Flugzeug.
    Bloß ein paar Truthahngeier, die träge ihre Kreise zogen. Ein schlechter Platz für hungrige Aasfresser. Die Ausbeute an überfahrenen Tieren musste ziemlich dürftig sein. In der letzten Stunde war nur ein einziger Wagen vorbeigekommen. Sie hatte den alten Pickup schon meilenweit vorher gehört. Er ratterte mit einer Ladung halb toter Hühner an ihr vorbei und hinterließ eine Spur weißer Federn. Der Fahrer hatte nicht einmal den Fuß vom Gas genommen, um zu fragen, ob sie Hilfe benötigte.
    Ihr kam der Gedanke, dass es nicht sonderlich schlau war, draußen in der Sonne stehen zu bleiben, und so stieg sie zurück in den Schatten unter dem Faltdach des Jeeps und nahm einen Schluck kühles Wasser aus einer Thermoskanne. Mindestens zum dritten Mal entfaltete sie die Karte, die Professor Chi ihr aus Mexiko City zugefaxt hatte. Ihre nassen Hände ließen das Papier feucht und schlaff werden. Früher an jenem Morgen war sie von Ciudad del Carmen aus, wo die
Nereus
vor Anker lag, durch die eintönig flache Landschaft Yukatans landeinwärts gefahren und hatte sich dabei exakt an die Karte gehalten. Sie hatte jede der ordentlich notierten, präzisen Meilenangaben genau befolgt und war bei allen eingezeichneten Pfeilen in die entsprechende Richtung abgebogen. Sie musterte die sorgfältig angefertigte Zeichnung.
    Kein Irrtum möglich. Einer markierte die Stelle. Sie befand sich genau dort, wo sie sein sollte.
    Mitten im Nirgendwo.
    Gamay bedauerte es, abgesagt zu haben, als sie und ihr Mann Paul die Aufforderung erhielten, sich zu einem wichtigen Treffen des NUMA-Teams für Sonderaufgaben wieder in Washington einzufinden. Sie hatte schon seit mehreren Tagen versucht, dieses Treffen mit Professor Chi zu arrangieren, und wusste nicht, ob sich ihr je eine weitere Gelegenheit bieten würde. Sie fragte sich, was wohl derart wichtig sein mochte, dass man sie so kurzfristig in die Zentrale beordern wollte. Ihr Mann und sie hatten sich kurz nach Ankunft des Schiffs auf der
Nereus
eingefunden, um an dem Meteoritenprojekt vor Yukatan teilzunehmen. Paul sollte die Computergrafik des Meeresbodens erstellen, was zu seinem Spezialgebiet gehörte, und Gamay würde ihre Fachkenntnisse als Meeresbiologin einbringen. Es schien sich wirklich um einen sehr angenehmen Auftrag zu handeln. Keine umfangreichen Bergungsarbeiten. Dann kam die Nachricht aus dem Hauptquartier.
    Sie lächelte. Kurt Austin musste wieder im Geschäft sein.
    Solche Dinge pflegten im Allgemeinen immer dann zu passieren, wenn Austin auftauchte. Wie die Schießerei, von der sie auf der
Nereus
gehört hatte. Sobald sie zurück auf das Schiff kam, würde sie Paul anrufen, um in Erfahrung zu bringen, ob sie das nächste Flugzeug nach Hause nehmen sollte.
    Meine Güte, wunderte sie sich, während sie den Blick umherschweifen ließ, weshalb hatte der Professor darum gebeten, sich mit ihr an diesem trostlosen Ort zu treffen?
    Die einzigen Anzeichen menschlicher Besiedlung, vergangen oder aktuell, waren die schwachen, grasüberwachsenen Reifenspuren, die im Wald verschwanden. Sie wischte ein Insekt beiseite, das an ihre Nasenspitze stieß. Die Wirkung des Insektenschutzmittels ließ nach. Ihre Geduld auch. Vielleicht sollte sie
jetzt sofort
aufbrechen. Nein, sie würde noch eine weitere Viertelstunde warten. Falls Professor Chi bis dahin nicht aufgetaucht war, würde sie aufgeben und sich auf den Rückweg zum NUMA-Schiff machen. Sie würde zugeben müssen, dass die zweistündige Fahrt in dem gemieteten Jeep umsonst gewesen war.
    Verflucht.
Sie würde nie wieder eine solche Gelegenheit erhalten. Dabei wollte sie Chi wirklich gern kennen lernen. Er klang so nett am Telefon, mit seinem amerikanischen Akzent und der spanischen Höflichkeit. Eine Strähne ihres langen dunkelroten Haars, das sie sich für den heutigen Ausflug hoch gesteckt hatte, machte sich in der Hitze selbstständig und fiel ihr über die Nase. Sie schob die Unterlippe vor und versuchte, die Haare aus dem Weg zu pusten. Als das nicht funktionierte, schob sie die Strähne beiseite und schaute aus lauter Gewohnheit in den Rückspiegel. Auf der Straße war ein heller Punkt erschienen. Der Fleck wurde größer und verschwamm in den flirrenden Luftschwaden. Sie beugte sich aus dem Wagen, um besser sehen zu

Weitere Kostenlose Bücher