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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens Kostenlos Bücher Online Lesen
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stapelten nun die Pelzdecken vor dem Feuer auf. Bald war es so warm, dass sie die äußere Garnitur ihrer Fellkleidung ablegen konnten.
    Der vollbärtige Dardo half Olinga bei der Zubereitung des Abendbrots, während Barko einen würzigen Tee kochte.
    »Warst du schon mal in dieser Gegend, Aravo?« erkundigte sich Sadagar neugierig.
    Der Hüne schüttelte den Kopf. »Keiner hat sich je bis hierher getraut. Der Gletscher hat alle abgeschreckt.«
    »Kein Wunder«, brummte Sadagar. »Der Aufstieg war fürchterlich. Ich habe zeitweilig geglaubt, dass wir es nicht schaffen würden. Hoffentlich kommen wir nun rascher vorwärts.«
    »Diese Ebene scheint leicht zu überwinden zu sein«, meinte Nottr.
    »Das kann täuschen. Wir wissen nicht, wie groß sie ist. Vielleicht ist es schon der Pass, den wir suchen. Ich bin auch sehr neugierig, ob an den alten Sagen etwas Wahres dran ist oder ob sie nur der Phantasie unserer Ahnen entsprungen sind.«
    »Hoffentlich sind es nur Phantasiegespinste«, flüsterte Sadagar.
    Wanto war fast verhungert. Er war so erschöpft wie nie zuvor, seine Hände waren blau gefroren, die Fingerspitzen blutig und aufgesprungen. Sein Gesicht war mit Frostbeulen bedeckt und sein Geist wirr.
    Schon lange hatte er es aufgegeben, Patta aus dem Eisgefängnis zu befreien. Seine Steinaxt war zerbrochen, und er hatte keine Möglichkeit, den Schaden zu beheben.
    Meist lag er in der Nähe des Eisblocks und döste vor sich hin und erwartete den Tod, der ihn bald holen musste .
    Nur selten tauchte er aus seiner Gleichgültigkeit auf. Dann torkelte er wie ein Betrunkener auf Patta zu und versuchte mit ihr zu sprechen, doch seit einiger Zeit antwortete sie nicht mehr. Ihre Augen blieben geschlossen, vermutlich war sie tot.
    Der Himmel war grau, und Nebelfetzen hüllten die Berggipfel ein. Ein wütender Sturm heulte über das Plateau und trieb Schnee- und Eiswolken mit sich.
    Nur kurze Zeit stemmte er sich dem heulenden Sturm entgegen, der zum Orkan wurde und ihn einfach mitriss. Er wurde durch die Luft geschleudert, prallte einmal kurz auf dem harten Boden auf, wurde hochgerissen und vom Hurrikan mitgezerrt. Irgendwann verlor er das Bewusstsein .
    Als er erwachte, war der Sturm vorüber. Weinend hob er den Kopf. Sein Körper war unter einer dichten Schneedecke begraben. Schwankend stand er auf und stapfte ein paarmal hin und her, dabei schüttelte er den Schnee ab.
    Wimmernd vor Schmerzen, starrte er seine Hände an, die gelb und steif waren. Die Handrücken waren mit Blasen bedeckt, und die Finger konnte er nicht mehr abbiegen.
    Mutlos blickte er sich um. Es war nun fast windstill, aber noch immer eisig kalt.
    Dann bemerkte er den dünnen Rauchfaden, der weit vor ihm in den Himmel stieg. Verständnislos stierte er ihn an, doch dann regte sich sein Geist. Wo Rauch ist, mussten Menschen sein. Plötzlich erwachte die erstorbene Hoffnung wieder in ihm. Er sammelte seine Kräfte und marschierte los.
    Wanto taumelte, gelegentlich stolperte er, und manchmal fiel er hin, doch stets rappelte er sich keuchend auf und wankte hoffnungsvoll weiter. Seine blutunterlaufenen Augen waren zu schmalen Schlitzen zusammen gepresst, und sein Atem kam in rasselnden, qualvollen Stößen.
    Er verlor jedes Zeitgefühl und wurde zu einer hirnlosen Puppe, die mit geschlossenen Augen weiterstapfte. Immer weiter. Er spürte die Kälte nicht mehr, die Schmerzen in den erfrorenen Beinen und Händen, das alles gab es nicht mehr. Nur sein Wille, der ihm selbst nicht mehr bewusst war, trieb ihn vorwärts.
    Seine Nasenflügel bebten, als er den Rauch roch. Dann knallte er mit der Stirn gegen die Felswand, wurde zurückgeschleudert und fiel auf Händen und Knien in den Schnee. Er schüttelte den Kopf hin und her. Der Rauchgeruch war ganz nahe, und er belebte seine Sinne. Unendlich langsam schlug er die Augen auf. Nur wenige Schritte von ihm entfernt quoll der Rauch aus einer Felswand hervor. Auf allen vieren kroch er auf die Öffnung zu. Er glaubte Stimmen zu hören, dann wurde es warm. Mit geschlossenen Augen kroch er weiter, immer weiter. Dann hörte er einen Schrei und wurde wieder einmal bewusstlos .
    *
    Dardo hatte zufällig zur Höhlenöffnung geblickt und im düsteren Schein des Feuers eine Bewegung gesehen. Sofort stieß er einen Warnschrei aus. Nottr sprang hoch und riss das Schwert aus der Scheide.
    »Keine Angst«, sagte Barko, »unser Besucher ist harmlos.«
    Aravo und Dardo hoben den Bewusstlosen hoch und trugen ihn zum Feuer.
    Entsetzt

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