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Das Tor des Suedens

Das Tor des Suedens

Titel: Das Tor des Suedens Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich bemühte, er konnte das Seil nicht zu fassen bekommen. »Ich sehe das Seil nicht, Sadagar. Wirf noch ein Holzstück herunter.«
    Das Holzstück fiel in die Tiefe. Nun konnte Nottr das Seil sehen, doch die Schlinge befand sich außerhalb seiner Reichweite. Das brennende Holzstück schlug auf der Eisbrücke auf und brannte weiter.
    »Ich kann die Schlinge nicht erreichen, Sadagar. Ihr müsst das Seil tiefer herunterlassen.«
    »Mehr als zwei Fuß tiefer können wir nicht gehen, denn sonst können nicht alle mit anpacken.«
    Undeutlich war die Schlinge zu sehen. Das Holzstück war am Erlöschen. Aber nun senkte sich das Seil langsam. Wieder hob Nottr den Arm. Ein Fuß trennte seine Fingerspitzen von der rettenden Schlinge.
    »Ein Stückchen tiefer, Sadagar!«
    »Das geht nicht mehr, Nottr. Du musst springen.«
    Einen Augenblick schloss Nottr die Augen und sammelte seine Kräfte. Dann riss er die Augen auf und stierte die Schlinge an, die leicht hin und her schwankte. Er ging etwas in die Knie, dann noch tiefer, und die Eisbrücke knirschte und begann sich langsam zu senken.
    Mit voller Kraft schnellte sich Nottr hoch. Das Holzstückchen fiel den Schacht hinunter.
    Sein Herz blieb stehen, und seine Finger griffen ins Leere.
    Ein schauriger Schrei kam über seine Lippen, als er zurück auf die Eisbrücke fiel.
    Und in diesem Augenblick schloss sich die Schlinge um sein Handgelenk, fraß sich schmerzhaft in sein Fleisch und trieb ihm die Tränen in die Augen. Mit den Füßen stieß er gegen die Wand, und er spürte, wie sich das Seil straffte und er langsam hochgezogen wurde.
    Mit übermenschlicher Anstrengung winkelte er den rechten Arm ab und versuchte, die drehenden Bewegungen des Seils auszugleichen, was ihm schließlich auch gelang. Dann griff er mit der linken Hand nach dem Seil, erwischte es und klammerte sich fest. Sein rechter Arm wurde gefühllos, Blut spritzte hervor, aber er achtete nicht auf die Schmerzen. Eisbrocken flogen ihm ins Gesicht, doch das bemerkte er nicht. Nun war es ihm gelungen, seinen rechten Arm zu entlasten, denn das Gewicht seines Körpers wurde nun von seinem angespannten linken Arm mitgetragen.
    Für Nottr war es eine Ewigkeit, bis er endlich die Spalte verlassen hatte.
    »Danke«, keuchte er, »danke.«
    Schwer atmend hockte er vor der Spaltenöffnung und rieb sich das schmerzende Handgelenk.
    Olinga setzte sich zu ihm. Er lächelte ein wenig verkrampft, als sie sanft sein Handgelenk zu massieren begann.
    »Wie habt ihr mich gefunden?« fragte Nottr keuchend.
    »Das war höchst einfach«, meinte Aravo. »Deine Schleifspur war im frisch gefallenen Schnee deutlich zu sehen.«
    »Ich hatte unwahrscheinliches Glück«, sagte Nottr leise. »Hätte die Eisbrücke nicht meinen Fall aufgehalten, dann wäre ich wohl schon tot.«
    Alle schwiegen. Nottr blickte in Olingas Gesicht, die den Blick gesenkt hatte, doch es entging ihm nicht, dass Tränen über ihre Wangen tropften. Sanft, mit einer unendlichen Zärtlichkeit, die niemand dem Barbaren zugetraut hätte, streckte er die linke Hand aus und wischte die Tränen fort.
    Das Glück blieb ihnen weiterhin treu, aber davon ahnten sie nichts.
    Nach wenigen Schritten änderte die Gletscheroberfläche ihren Charakter. Nun bestand sie aus kleinen, harten Querrippen, die ein waschbrettartiges Muster bildeten, auf denen die rauen Fellsohlen Halt fanden. Diese Rippen schufen so eine gigantische Leiter, die ihnen den Aufstieg ermöglichte.
    Auf einmal wurde auch das Wetter besser. Ohne es zu wissen, hatten sie eine unsichtbare Grenze überschritten. Der untere Teil des Gletschers war noch Niemandsland gewesen, doch nun waren sie in das Herrschaftsgebiet des Eisgottes eingedrungen, der jede ihrer Bewegungen genau verfolgte.
    Kurz danach erreichten sie eine Ebene, eine Eiswüste, aus der nur wenige Felsrippen ragten.
    »Es ist wenig sinnvoll, wenn wir weitergehen«, sagte Dardo. »Diese Ebene scheint endlos zu ein. Wir müssen uns einen Unterschlupf für die Nacht suchen. Vielleicht entdecken wir eine Höhle.«
    Und wieder hatten sie Glück. Nach kurzer Zeit entdeckte Olinga eine schmale Öffnung in der Felswand, die sich als Gang zu einer kleinen Höhle entpuppte.
    Schlagartig besserte sich ihre Laune. Alle waren zufrieden, einen windgeschützten Platz für die Nacht gefunden zu haben. Die Wände der Höhle waren feucht, doch das störte sie nicht. Wenig später brannte ein Feuer, das wohlige Wärme verbreitete. Alle hatten die Rucksäcke abgelegt und

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